Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen.

- 2. Korinther 5,17


Jesus siegt!

von Birgit B. Eichberger, mit Genehmigung der Hauptperson.
*Der Name wurde zum Schutz der Beteiligten geändert.


Ich arbeite freiberuflich u.a. als Übersetzerin. Es gibt eine "Übersetzerbörse", die mich bei Bedarf mit Aufträgen beliefert. Auf diese Weise rief eines Tages eine Lateinamerikanerin, Anabel*, bei mir an, die einen Brief ins Deutsche übersetzt haben wollte. Zwei Tage später erhielt ich diesen Brief per Post. Am Inhalt erkannte ich, dass sie dem christlichen Glauben zumindest positiv gegenüberstand.

Kurz nachdem ich ihr den Brief übersetzt zurück geschickt hatte, rief sie noch einmal an und bat um die Übersetzung eines zweiten Briefes. Jetzt unterhielten wir uns etwas und bei diesem Gespräch stellte sich heraus, dass sie sehr gläubig war. Und trotzdem hatte ich das ungute Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Jedoch konnte ich mir überhaupt nicht erklären, woran das lag. Ich sprach ganz offen über Jesus und sie unterstützte alles, was ich sagte. Sie erzählte mir von ihren gläubigen Verwandten, die in Spanien leben. Sie war traurig, dass sie hier in Deutschland keine lebendige Gemeinde kannte, in der auch Spanisch gesprochen wurde. Ich bot ihr Gebet an, das sie freudig annahm.

Eine Weile hörte ich erst einmal nichts mehr von ihr. Dann aber erhielt ich eines Tages eine sms von ihr mit der dringenden Bitte für ihre Tochter und ihren Sohn zu beten. Das tat ich und fragte sie dann zurück, ob sie mir erzählen wolle, was denn los sei. Postwendend rief sie mich an und erzählte mir, sie habe zwei erschreckende Nachrichten erhalten. Die eine war, dass ihre in Lateinamerika lebende Tochter nach Miami geflogen sei und sie vermute, dass sich das Mädchen in schlechter Gesellschaft befand. Ihr Sohn, der bei den Verwandten in Spanien lebte, sei wie vom Erdboden verschwunden. Keiner wisse, wo er sei.

Jetzt wurde mir immer klarer, dass wirklich etwas ganz gehörig im Argen lag. Aber ich ließ mir nichts anmerken. Sie sagte, der Junge sei nicht ganz gesund und sie mache sich furchtbare Sorgen, weil sie vermutete, dass er fortgelaufen sei, weil er etwas über einen großen Fehler, den sie begangen habe, herausbekommen hätte. Hier klingelten bei mir alle Alarmglocken. Aber ich hatte den eindeutigen Eindruck, dass ich sie nicht darauf ansprechen solle. So verblieben wir, dass ich mit meinem Mann darüber reden würde und wir darüber beten wollten.

Es dauerte nicht lange und ich erhielt wieder eine sms von ihr, diesmal mit der ganzen Wahrheit: sie arbeitete hier in Deutschland als Prostituierte... Aber sie sei sich bewusst, wie falsch das wäre und wolle aussteigen. Sie wolle sich ganz Gott zuwenden. Jetzt wusste ich eindeutig: das war der Grund, warum ich vorher das Gefühl hatte, etwas würde nicht stimmen. Es war ein Hinweis Gottes gewesen! Weil mir das in dem Moment sonnenklar war, hatte ich auch kein schlechtes Gefühl, sondern im Gegenteil: ich wurde unendlich traurig für Anabel und rief sie sofort an. Ich glaube, sie hatte heimlich darauf gehofft, aber gleichzeitig gezweifelt, ob ich es tun würde. So dauerte es auch nicht lange und sie begann bitterlich zu weinen.

Unter Schluchzen sprach sie sich jetzt Vieles von der Seele. Sie war hier mit einem Mann zusammen, den sie liebte. Aber sie hatten sich sehr gestritten und so ging sie davon aus, dass die Beziehung beendet sei, denn seitdem sei er ihr gegenüber sehr abweisend - aber sie liebte ihn immer noch! Gleichzeitig sagte sie, dass Gott ihr jetzt so wichtig geworden sei, dass sie zwar für diesen Mann bete, aber wenn er sich nicht bekehrt, dann könne sie nicht mehr zu ihm zurück. Ich fand das bewundernswert! Sie erzählte mir von ihrer täglichen Bibellese und wie sehr sie erkennen würde, dass Gott sie ganz haben wolle.

Dann sagte sie allerdings etwas, das mir zunächst gar nicht gefiel, nämlich, ihr sei bewusst, dass sie mit der Prostitution aufhören müsse, aber jetzt noch nicht könne. Wovon solle sie denn leben, sich ernähren? Sie habe sonst doch keine Einkunftsmöglichkeiten. Sie bedauerte es, kein Deutsch sprechen zu können. Ich wollte sie "anpredigen", aber gleichzeitig war mir, als würde Gott mich daran hindern: Ich solle mich im Moment absolut nicht dazu äußern, war meine Empfindung; ich könne etwas kaputt machen, wenn ich es täte. Das war es mir nun wirklich nicht wert und so hielt ich meinen Mund. Anabel sagte, sobald sie wisse, welche Möglichkeiten sie habe, Putzhilfe oder vielleicht sogar ihre Verwandten in Spanien, dann würde sie damit aufhören. Verzweifelt schaute ich auf zu Jesus und sagte ihr, dass das so in Ordnung sei.

Sie erzählte mir unter Tränen von einigen Erfahrungen, die sie vor langer Zeit mit Jesus gemacht habe, aber sie war zurückgefallen - um nicht zu sagen: abgefallen. Und sie bereute jetzt bitterlich. Ich versuchte sie zu trösten und ihr Mut zu machen, indem ich ihr sagte, dass Jesus sie immer noch liebt. Er würde ihr hiermit eine neue Chance geben. Ich sagte ihr, sie solle auf diesem jetzt eingeschlagenen Weg bleiben. Sie solle so viel wie möglich im Wort Gottes lesen und sich in Seiner Gegenwart aufhalten. Ich wollte mich darum kümmern, ob es an ihrem Wohnort eine Gemeinde für sie gäbe; sprich eine mit anderen Latinos, damit sie verstehen und sich selbst verständlich machen könne. Irgendwann beendeten wir das Gespräch und mein Mann und ich beteten für sie.

Ich war so dermaßen traurig für Anabel, aber wusste gleichzeitig immer, dass alles gut werden würde. Das war mir eine große Erleichterung.

Es verging eine Weile und ich hörte nichts von ihr. Dann jedoch rief sie mich eines Tages wieder an - aus Spanien! Fröhlich erzählte sie mir, dass sie bei ihrer Schwester wohne, die mit ihrer ganzen Familie einer Pfingstgemeinde angehöre. Auch ihr dort lebender Bruder gehöre dazu. Im Hintergrund hörte ich diese Schwester mehrmals zwischenfragen. Sie wollte sichergehen, dass ich eine "richtige" Christin sei - verständlich! Hier erfuhr ich das mit der Pfingstgemeinde. Als ich sagte, dass auch wir einer pfingstähnlichen Gemeinde angehören, war sie froh und sprach nicht mehr in unser Gespräch hinein! Es ging ihr nicht um die Denomination, sondern einzig und allein darum, dass es sich um eine bibeltreue Gemeinde handele.

Anabel erzählte mir, dass sie inzwischen einige Male in dieser Gemeinde gewesen sei und auch mit dem Pastor und anderen dort gesprochen habe. Alle seien so lieb zu ihr und wollten ihr helfen. Sie war ganz begeistert von all der Aufmerksamkeit und Liebe, die sie dort empfing!

Sie meinte, sie könne sich vorstellen, dort zu bleiben. Ihre Familie habe es ihr auf jeden Fall angeboten und sie dächte ernsthaft darüber nach. Und sie sprach aus, was ich die ganze Zeit im Kopf hatte: hier in Deutschland gibt es niemanden, mit dem sie über den Glauben und Jesus sprechen könne und das würde sie sehr wahrscheinlich nach kurzer Zeit wieder in ihr altes Leben zurückziehen. Das wolle sie auf gar keinen Fall.

Ich war so stolz auf sie! Das sagte ich ihr auch und konnte Gott immer nur wieder danken!

Immer noch behauptete sie, keine andere Wahl zu haben, als mit "dieser einen Sache" weiterzumachen, bis Gott selbst ihr sagen würde, sie solle aufhören. Jetzt fühlte ich einen äußerst starken Druck in mir und fragte sie: "Könntest du dir vorstellen, dass Gott möchte, dass du jetzt sofort damit aufhörst und Ihm ganz und gar vertraust? Also auch darin, dass Er dich versorgt?"

Stille am anderen Ende... Ich rechnete mit Widerstand. Aber sie antwortete leise: "Ich werde darüber nachdenken. Ehrlich, das versprech ich dir." Was war ich erleichtert! Ich betete zu Jesus, Er möge ihr die Entscheidung leicht machen.

Und jetzt geschah das Wunder: der eben berichtete Anruf fand an einem Samstag Vormittag statt. Am darauf folgenden Montag rief Anabel mich wieder an und sprudelte nur so vor Begeisterung: Nach unserem letzten Gespräch sei sie sofort ins Gebet gegangen und habe Gott gebeten, Er möge ihr doch ein Zeichen geben, wenn Er tatsächlich durch mich zu ihr gesprochen habe. Ob Er nicht ihren Sohn für sie finden könne?

Stell dir vor: Noch am selben Nachmittag erhielt ihre Schwester einen Anruf aus einem Nachbardorf von jemandem, der ihr erzählte, Anabels Sohn wohne im Moment bei ihm. Er wolle sie zwar noch nicht sehen, aber es ginge ihm gut.

Anabel war so glücklich darüber, dass sie mich sofort noch einmal anrufen wollte, aber irgendwie streikte das Telefon. Vielleicht war ja auch das von Gott so gelenkt, denn stattdessen ging sie in die Gemeinde und übergab ihr Leben Jesus!

Ich konnte nur "hallelujah" rufen! Es muss wohl ziemlich laut gewesen sein, denn mein Mann schaute mich ganz verdutzt an! Aber er konnte sich denken, was passiert war und freute sich mit uns.

Anabel sagte sehr entschieden, dass es jetzt für sie eindeutig sei, dass Gott durch mich zu ihr gesprochen habe und sie wolle nie wieder in die Prostitution zurück! Sie habe sich entschlossen, ganz und gar in Spanien zu bleiben. Ihre Familie bietet ihr, was sie benötigt, bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen kann. Als nächstes Projekt stehen ein Glaubenskurs und die Taufe für sie an. Sie möchte unbedingt in die Mission gehen! Mal sehen, was der Herr mit ihr vorhat!

Vor zwei Wochen kam sie noch einmal nach Deutschland, um ihre Sachen zu holen. Mit ihrem Ex-Freund konnte sie sich insofern einigen, als dass kein Streit mehr zwischen ihnen steht. Sogar er hat die Veränderung in ihr wahrgenommen und ermutigte sie jetzt auf ihrem neuen Weg. Sie meint, sie liebt ihn immer noch, aber sie habe über das nachgedacht, was ich ihr einmal gesagt hatte: sie solle ihn innerlich loslassen, nur dann habe er eine wirkliche Chance sich zu ändern. Das könne sie jetzt tun, ohne dass es ihr sonderlich wehtut. Zwar hofft sie immer noch, dass auch er zum Glauben findet und sich ändert. Aber auch, wenn das nicht der Fall ist, dann könne sie ohne Weiteres damit leben, denn sie wolle nur noch tun, was Gott gefällt! Sie hat getan, was sie konnte: außer mit ihm zu reden, hat sie ihm eine Bibel gekauft und das Buch von Walter Heidenreich "Help". Jetzt ist sie frohen und dankbaren Herzens zurück nach Spanien gefahren.

Ist so ein Zeugnis nicht wundervoll?

Anabel hat darauf bestanden, dass ich mit ihrer ehemaligen Pastorin in Lateinamerika spreche. So kaufte sie eine internationale Telefonkarte, gab mir die dazu gehörenden Nummern durch und ich telefonierte eine Stunde lang mit dieser Pastorin! Eine fantastische Frau, total dem Herrn hingegeben. Sie erzählte mir einiges über Anabel und auch von ihren Telefonaten der letzten Zeit. Hätte ich noch einen Restzweifel gehegt - hier wurde er mir gänzlich genommen! Und ich weiß jetzt, dass Anabel von vielen lieben Menschen umbetet wird. So kann ich voller Zuversicht nach vorne schauen! Diese Pastorin macht in ihrer Stadt erfolgreich eine Arbeit unter drogenabhängigen Jugendlichen. Und sie hat prophetische Gaben.

Ich bin Gott unendlich dankbar dafür, dass Er mich das hat erleben lassen! Ich habe bei verschiedenen Glaubenskursen mitgewirkt und gesehen, wie viele Leute Jesus für sich entdeckten und Ihm ihr Leben gaben. Es ist jedesmal super bewegend. Aber so eine dramatisch radikale Hinwendung zu Jesus habe ich in der Form in meiner näheren Umgebung bisher noch nicht erlebt. Es ist einfach fantastisch!

Anabel und ich sind weiterhin in Kontakt und ich habe ein richtig gutes Gefühl für ihre Zukunft. Sie hat die Erfahrung des Lichts gemacht: seit sie sich Jesus hingegeben hat, steht sie fühlbar in Seinem Licht. Jetzt, wo sie kurz noch einmal hier in Deutschland war, um ihre Sachen zu holen und einige letzte Angelegenheiten zu klären, wobei sie selbstverständlich noch einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wurde, konnte sie die Dunkelheit buchstäblich um sich herum fühlen. "Ich gehöre hier nicht mehr hin," sagte sie mir bei einem ihrer vielen Anrufe. "Eigentlich habe ich niemals hierhin gehört! Es gibt nichts Besseres als das Licht Jesu!"

Wie recht sie hat!

Ob die Dinge nun weiterhin so verlaufen, wie sie es sich erhofft oder es ganz anders kommt: ich weiß, sie schafft es, denn sie hat sich ganz bewusst für Jesus entschieden und der ist der Sieger über allem!


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