beide Fotos
www.nickycruz.org


Interview mit
Nicky Cruz
Hour of Power-Gottesdienst, 18. November 2007


Dr. Robert A. Schuller (RAS)
Nicky Cruz (NC)

RAS: Wir sind geehrt, dass wir einen wundervollen Gast haben. Gewalt durch Gangs ist heute weltweit ein Problem. Die "National Youth Gang Survey" hat 2004 festgestellt, dass 173 Städte über Probleme mit Aktivitäten von Gangs berichten. In Los Angeles und Chicago ist die Hälfte der 1000 Morde von Gangmitgliedern verübt worden. Nicky Cruz kennt dieses Leben. Er war der Führer der Mau Mau Gang. Nicky Cruz verunsicherte einst die Strassen von New York. Heute reist Nicky in der Welt herum und bringt den jungen zerbrochenen Menschen durch seine Botschaft Hoffnung und Rettung. Nickys wahre Geschichte wurde 1969 ein Bestseller und ein Spielfilm unter dem Titel "Das Kreuz und die Messerhelden". Seit seiner Hinwendung zu Jesus Christus sind 40 Jahre vergangen. Nicky hat zu unzähligen Gangmitgliedern in Städten gesprochen und ihnen von seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Bitte heissen Sie mit mir Nicky Cruz willkommen. Nicky, Gott liebt Sie, und ich auch.

NC: Danke.

RAS: Sie baten mich vorhin, nicht auf Sie hinunterzusehen. Ich will dies respektieren. Wir können dort drüben hingehen. Ist das besser? Kommen Sie hier herüber. (Dr. Schuller geht 2 Stufen hinunter, sodass er zu Nicky Cruz aufschauen muss)

NC: Sehr gut.

RAS: Jetzt ist es richtig. Nun kann ich zu Ihnen aufsehen, was ich wirklich tue.

NC: Vielen Dank. Danke. Das ist zu viel.

RAS: Sie sind großartig. Ich liebe Sie.

NC: Danke.

RAS: Ich bin froh, dass Sie hier sind. Ich liebe Ihren Geist und Ihre Seele. Das tue ich wirklich.

NC: Ich bin so glücklich, dass ich Jesus Christus als meinen persönlichen Retter kenne. Mein Leben war sehr traurig. Ich bin in Puerto Rico geboren. Bei uns zuhause gab es viel Zauberei. Meine Mutter war eine Hexe. Ich wuchs im Bauch einer Hexe heran. Mein Vater war Satanspriester.

Ich wurde bereits mit drei Jahren missbraucht. Nicht sexuell, aber körperlich. Es war sehr qualvoll. Oft wachte ich in einer Blutlache auf. Meine Nase war gebrochen, meine Lippen aufgeplatzt. Meine Rippen schmerzten, meine Augen waren von den Schlägen zugeschwollen. Es war sehr schmerzhaft.

RAS: Sie haben als Kind keine Liebe erfahren, oder?

NC: Ich hasste Liebe. Es gab keine Liebe. Bei der Elternliebe scheint die Mutter einem näher zu sein. Der Vater ist der Held, aber die Mutter hatte die Gefühle. Ich fühlte mich betrogen. Ich war nicht der einzige in der Familie. Ich hatte eine riesige Familie, siebzehn Brüder und eine Schwester.

RAS: Sagten Sie siebzehn Brüder? Wie viele Schwestern?

NC: Eine.

RAS: Eine Schwester.

NC: Mein Vater glaubte an die "Liebe"! Mit neun Jahren wollte ich mich an einem Mangobaum in Puerto Rico aufhängen, da ich es nicht mehr aushielt. Eine Macht trieb mich dazu, die ich nicht kontrollieren konnte. Ich lebte unter einem Fluch, seit Generationen. Mein Vater, und vor ihm viele Generationen, opferten Tiere und trieben Zauberei und schwarze Magie. In dieser Umgebung wuchs ich auf. Als ich versuchte, Selbstmord zu begehen, indem ich mich an einem Mangobaum aufhängen wollte, rettete mich mein kleiner Bruder. Er schrie so laut. Ich hatte niemals vorher jemand so schreien hören: "Bitte tue es nicht!" Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Meine Mutter hätte ein Kissen nehmen und mich töten können, so, wie sie gelebt hat. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Während meiner Zeit als Gangmitglied machte ich viele Fehler. Meine Hand war voll Blut. Ich war kalt, berechnend und tötete. Es berührte mich nicht, ich hatte keine Gefühle mehr. Meine Mutter hätte mich töten können. In der Gruppe ging ich durch Kugelhagel. Eines jedoch weiß ich: Der Teufel kann mich nicht töten, weil ich dazu geboren wurde, dem Herrn zu dienen. Das war die Antwort des Herrn.

RAS: Der Heilige Geist war dort in der Stimme und dem Schrei Ihres kleinen Bruders.

NC: Ja.

RAS: Sie kamen nach New York und wurden sofort Mitglied in einer Gang. Wie kam es dazu?

NC: Wenn man keine Familie hat, die so wichtig für einen ist, kommt man unweigerlich zu einer Gang, da man heimatlos sind und auf der Straße schläft. Ich wollte nicht mit meiner Familie leben. Ich zog es vor, lieber ein Bastard genannt zu werden, als Cruz zu heißen. Ich wollte keine Beziehung zur Familie. Ich verwahrloste auf der Strasse und verlor meinen besten Freund zwei Tage vor Weihnachten. Er starb in meinen Armen. Er hatte viele Kugeln in seiner Brust stecken. Diese Situation verwirrte mich völlig. Einsamkeit war wie eine Verführerin, die um drei oder vier morgens kam und mich bedrückte. Ich war verzweifelt und einsam. Ich war wie in einem Karussell aus Hoffnungslosigkeit. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich war oft im Gefängnis und kam wieder frei. Als mein Freund getötet wurde, rächten wir uns. Meine Gang, die Mau Mau, tötete zwei Gegner. Ich wurde geschnappt. Man beauftragte Dr. Goodman, einen Psychiater, sich um mich zu kümmern. Ich wurde in das berühmte Belleview Hospital in New York eingeliefert. Kennen Sie es? (Lachen, Applaus) Danke, dass ich nicht der einzige bin, der dort war. Danke, dass Sie auch dort waren!

Dr. Goodman sagte mir, dass ich mich auf das Sterben vorbereiten solle. Ich würde auf dem elektrischen Stuhl enden. Es gäbe für mich keine Hoffnung mehr. Die Dunkelheit in meinem Leben könne niemand durchdringen. Aber Gott sei Dank für Jesus Christus, unseren Herrn, der im Leben von David Wilkerson durch Seinen Heiligen Geist wirkt. Er war ein Prediger vom Land, mager und kleinwüchsig, nicht so groß und gutaussehend wie Sie. Ich bin ehrlich. Das war der Mann, der mir das Evangelium brachte. Die Polizei hatte ihm gesagt, dass ich ihn töten würde. Sie sagten ihm: Wenn Sie ihm zu nahekommen, sind Sie ein toter Mann. Wir werden dann Ihren toten Körper hinausbringen müssen. Aber Wilkerson hat sich nicht einschüchtern lassen. Am Anfang habe ich ihn angegriffen. Ich schlug ihn, spuckte ihm ins Gesicht. Ich beschimpfte ihn. Ich sagte ihm, dass ich nicht daran glaube. Ich schmiss ihn raus. Er habe hier nichts zu suchen. Dann sagte er, dass er gekommen sei, um mir eine Botschaft aus dem Himmel zu bringen. Nur drei Worte: Nicky, Jesus liebt dich. Du kannst mich töten und mich in tausend Stücke reißen. Jedes kleine Stück wird dir zurufen, dass Jesus dich liebt, Nicky. Liebe kann man nicht töten, denn Gott ist Liebe. Zwei Wochen später fiel ich in die Arme von Jesus Christus und ließ es zu, dass Er mich liebte. Er vergab mir, erbarmte sich über mich und schenkte mir Gnade und Hoffnung.

RAS: Wie war das für Sie? Was ist der Unterschied zu früher und was geschah, als Sie auf Ihre Knie fielen?

NC: Es geschah vor den Augen der Gangmitglieder. Es waren 2.000 Leute da. Es gab damals zwölf verschiedene Gangs. Wir waren alle bewaffnet. Wilkerson war naiv, dass er so viele Gangs eingeladen hatte. Es würde bestimmt einen Kampf geben. Es schien, als ob Wilkerson die Kontrolle über die Menge verloren hätte. Aber dann begann der Heilige Geist zu wirken. Ich begann zu begreifen, was Jesus am Kreuz für mich getan hat. Es berührte mich. Ich erkannte, dass ich Hilfe brauchte, dass ich mich nach Liebe sehnte. Ich begrub den alten Nicky Cruz, der als Neunjähriger gesagt hatte, dass ihn fortan niemand mehr verletzen könne, dass er sich schützen und verteidigen würde. In dieser Nacht, mit 19 Jahren, ließ ich diesen kleinen Jungen heraus und gestattete Jesus, ihn zu lieben.

RAS: Was haben Sie gefühlt? Was ist anders geworden?

NC: Es war wie eine Operation. Ich lag auf dem Operationstisch. Ich hatte keine Angst. Ich ging mit Ihm. Er schloss meine Augen und öffnete meine Brust. Er griff tief hinein und nahm mein Herz. Ich sah dieses blutende Herz. Ich sah den Hass, die Bitterkeit, die Einsamkeit, die Hoffnungslosigkeit, die Ablehnung. Er sprach zu meinem Herzen, küsste meine Qualen, küsste mein Herz. Er sagte mir, dass alles gut werden würde. Er setzte das Herz wieder ein und schloss die Brust wieder. Als ich meine Augen öffnete, war ich neu geboren. Ich war eine neue Schöpfung. Nun wohnt Christus in meinem Herzen. Er liebt mich. Früher habe ich niemand an mein Herz herangelassen. Er gab mir tiefen Frieden. Ich weiß, wo ich hingehe. Ich weiß es ganz genau. Jesus hat den Weg vor mir vorbereitet. So ist es.

RAS: Es gibt heute immer noch Gangs. Sehr viele Gangs. Fast in allen Städten sind sie. Jetzt gerade hören uns Gangmitglieder zu. Was sagen Sie zu ihnen?

NC: In El Salvador sprach ich mit dem Führer der größten Gang dort, die ungefähr 38.000 Mitglieder zählt. Er bat mich um ein Gespräch. Das Gefühl der Einsamkeit hat sie von ihren Eltern, der Gesellschaft und allem getrennt. Es artet in Terrorismus aus. Wir müssen uns vor dem organisierten Verbrechen in Zentralamerika, in Honduras, El Salvador, Guatemala, und Mexiko hüten. Jesus Christus ist die Antwort. Jesus Christus ist die Hoffnung, aber sie müssen Jesus in uns sehen können, damit sie glauben können. Christsein muss konkret und echt sein.

RAS: Ich möchte, das Sie etwas tun. Ich möchte, dass Sie in die Kamera sehen und die Gangmitglieder ansprechen, die uns jetzt zusehen. Sagen Sie ihnen, wie man Jesus Christus annehmen kann.

NC: Ich tue dies sehr gerne. Ich weiß, dass Ihr es schaffen könnt. Ich weiß, wie Euch zumute ist. Ich weiß, wie es ist, gefangen zu sein und zu denken, dass niemand sich um einen kümmert und niemand einen liebt. Verloren. Man ist entweder reich oder arm oder sonst irgendetwas. Ihr seid in Euren Gewohnheiten gefangen, die Euch beherrschen. Sie beherrschen Euren Verstand. Der Feind greift Euch durch Eure Gedanken an. Ihr glaubt alle diese Lügen. Euer Herz ist entscheidend. Dort ist ein großes Loch, das niemand ausfüllen kann. Bis Ihr euch öffnet und verletzbar werdet. Ihr müsst verletzlich werden, um zu lieben oder geliebt zu werden. Erlaubt Christus, dass er in Euer Herz kommt und die Herrschaft übernimmt. Er möchte Euer Vater sein, nach dem Ihr euch sehnt. Er möchte der Ehepartner sein, den Ihr verloren habt. Jesus Christus ist die Antwort. Jesus Christus kann Euren Verstand und Euer Herz heilen. Er heilt Eure Familie und Eure Umgebung. Eines kann ich Euch versichern: Ihr werdet nie, niemals, allein sein, denn Jesus wird mit Euch bis zum Ende gehen. Gott segne Euch.

RAS: Nicky Cruz. Gott liebt Sie, und ich auch.

NC: Gott segne Sie.


Quelle: Hour of Power, auf "Gottesdienste" klicken und dort unter dem Datum vom 18.11.2007

Das Buch von Nicky Cruz "Flieh, Kleiner, flieh"
ISBN-10: 3761535317
ISBN-13: 978-3761535318

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