BERESCHIT – Am/Im Anfang
1. Mose 1,1 bis 6,8; Jesaja 42,5 – 43,10
von Michael Schneider, Israel Heute, 21. Oktober 2011


Mit den Worten "Am/Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" beginnt das Schreiben Gottes an die Menschen. Auch beginnt die jährliche Thoralesung erneut von vorn. Da könnte man fragen: Warum diese Wiederholungen?

Die Rabbiner sagen hier, jedes Jahr wird der Gläubige neu mit Neuem aus demselben Text von Gott erleuchtet und inspiriert. Ich füge hinzu, der Mensch ist jedes neue Jahr auf einer anderen geistlichen Stufe in seinem Glaubensleben mit Gott. Heute sind ihm eben andere Sachen wichtiger oder anderes spricht das Herz an, was er im vorigen Jahr gar nicht so berücksichtigt und daher überlesen hatte. Darum sollte man nie im Bezug auf Gottes Wort sagen: "Das habe ich ja schon mal gelesen!"

In unserer Parascha, dem Wochenabschnitt, geht es um die Schöpfung der Welt bis hin zur Zeit Noahs. Innerhalb von knapp sechs Kapiteln bündeln sich über 1500 Jahre! In dieser Zeitspanne lebten zehn Generationen von Adam bis Noah. Was für eine kurze Berichterstattung für eine lange Zeit des Geschehens! Ja, in der Kürze liegt die Würze!

Eins sollte uns jedoch im Schöpfungskapitel, Kapitel 1, auffallen: Wie kommt es, dass es vom ersten Tag an Licht gab, Gott jedoch erst am vierten Tag die Sonne und den Mond schuf? Es war das Licht und die Herrlichkeit Gottes, die schien! Und so wird es in der Endzeit auch wieder

geschehen. So handelt es sich auch, nach rabbinischer Meinung, bei dem "schwebenden Geist Gottes" im 2. Vers um den Geist des Messias. Er war von Anfang an dabei.

In unserer Parascha finden wir nicht nur den ersten sterblichen Menschen, sondern auch den ersten Entrückten: Hennoch. Das biblische Wort für "entrücken", das in unserer Parascha zum ersten Mal erwähnt wird, heißt "lakach" (1. Mose 5,24), was sonst als "nehmen" übersetzt wird. Interessant ist, das Alter von Hennoch war 365 Jahre, genau die Zahl der Tage eines Jahres!

Hier in unserer Parascha begegnen wir schon Satan (als Schlange), aber auch dessen Ende!!! Wir lesen in 1. Mose 3,15 von "dem Fersen, der seinen Kopf zermalmen" wird, was hinterher in Offenbarung 12,9 bestätigt wird: "Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt..."

"Man verspricht uns den Himmel", wie man sagt – so tat es die Schlange: Sie versprach ihnen "wie Gott zu sein" (Vers 5). Darum passt auf! Der Teufel hat bis zum heutigen Tag ganz raffinierte erfinderische Tricks, uns zum Abfall von Gott zu verführen. Wir, die Gläubigen, sind sein Ziel!

Der Mensch wurde zuletzt erschaffen, am sechsten Tag. Danach ruhte Gott "von all seinen Werken". Auffallend jedoch ist, dass Gott den sechsten Schöpfungstag nicht wie bei der Erschaffung seiner anderen Werke mit "Und es ward gut" abschloss! Oft wird gelehrt, dass Gott nach der Erschaffung des Menschen gesagt hat "Und es ward sehr gut!". Diesen Satz hat Gott jedoch nicht direkt nach der Erschaffung des Menschen gesprochen, sondern erst, als er ALLES ansah, was Er gemacht hatte (1. Mose 1,31).

Die Juden legen das so aus: Dem Menschen gab Gott die freie Wahl, Ihm zu folgen oder gegen Ihn zu rebellieren, d.h. zwischen Gut und Böse zu wählen. Es liegt also in unseren Händen, ob am Ende Gott sagen kann: "Und es ward gut!" – oder anders gesagt: "Recht so, du treuer Knecht!" (Matthäus 25,21)

Als Adam wahrscheinlich gerade dabei war, die Tierpaare zu benennen, sah Gott: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!" So schuf Er aus Adams Rippe die Frau. Doch davor musste Gott ihn in einen Tiefschlaf versetzen. Hier sehen wir ein klassisches Abbild von Israel und der Gemeinde Jesu. Israel wie Adam musste von Gott in einen Tiefschlaf bzw. in Verstockung versetzt werden, so dass sich die Gemeinde Jesu bilden konnte, bis er wieder von seinem 'Dornröschenschlaf' aufwachen wird – und erkennen wird: "Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch" (1. Mose 2,23). Ja, Israel und die Gemeinde Jesu werden sich einst – als Volk Gottes – ergänzen! Nicht einer anstelle des anderen, denn nur so konnten sie wie Mann und Frau fruchtbar sein.

Noch etwas für alle Liebespaare: Ende Kapitel Zwei lesen wir von dem wichtigsten Dreier-Prinzip der Ehe:

1) Vater und Mutter zu verlassen;

2) seiner Frau anhängen ("dawak", der hebräische Begriff für "kleben") und

3) zu einem Fleisch werden. Das heißt wörtlich – wie es in anderen Bibelstellen bestätigt wird – der Mann soll seine Frau mehr und mehr kennenlernen, das ist seine Lebensaufgabe. Dies bedeutet wahre Liebe à la Bibel – und es ist nicht immer eine Sache von Gefühlen!

In unserem Prophetenabschnitt, Haftara, aus Jesaja 42 lesen wir von Lob und Preis über die Weltschöpfung Gottes. Aber in einem Atemzug zieht der Prophet den Faden zur Erwählung Israels als Volk Gottes. Von ihm soll das "Licht zu den Nationen" kommen, oder wie Jeschua es der Nichtjüdin am Jakobsbrunnen sagte: Das Heil kommt von den Juden! – womit Er eigentlich sich selbst meinte!

An diesem besonderen Schabbat, nach der Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit nach mehr als 5 Jahren und 4 Monaten im dunklen Kerker der Hamas, kann man Vers 7 nicht übersehen: "...um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen und aus dem Kerker / Gefängnis, die in der Finsternis sitzen".

Behaltet diesen Vers 8 aus der Haftara:

"Ich bin Jahweh, das ist mein Name. Und meine Ehre gebe ich keinem anderen noch meinen Ruhm den Götterbildern".

Schabbat Schalom!
Michael Schneider

Dies ist eine gekürzte Fassung des Schabbat-Kommentars. Eine ausführliche Fassung wird in dem demnächst erscheinenden Buch von Michael Schneider zu finden sein.

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