Mit Bibeln in das Reich der Mitte
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 29.08.2007



Endlich eine Bibel: Dieses chinesische Mädchen hat über zwei Jahre für eine
Bibel gebetet. Hier hält sie eine in der
Hand, die ihr Bibelkuriere gebracht
haben. Foto: Open Doors
Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Adrenalin-Spiegel zu steigern. Die einen trauen sich waghalsige Sportarten wie Fallschirmspringen zu, andere fiebern lieber passiv mit ihren Sportidolen mit. Sebastian Franke braucht weder das eine noch das andere - der 27 Jahre alte Sozialpädagoge schmuggelt Bibeln. Im vergangenen Jahr war er fünf Wochen lang zwischen Hongkong und der Volksrepublik China unterwegs.

"Mein Herz klopft doll", merkt Sebastian kurz vor dem Passieren der Grenze zwischen Hongkong und China. Über 3.000 Euro hat er sich den spannenden Trip in das bevölkerungsreichste Land der Welt kosten lassen. Motiviert dazu wurde er von einem Bericht in ideaSpektrum (Nr.

2 vom 11. Januar 2006), in dem der Gründer des christlichen Hilfswerks "Open Doors", Bruder Andrew, von seiner Arbeit sprach. Andrew erzählte, dass seine Organisation Christen suche, die bereit sind, Bibeln nach China oder andere Länder zu schmuggeln. Sebastian war von diesem Interview so bewegt, dass er sich bei "Open Doors" für eine China-Reise anmeldete.

Finanzielle Unterstützung bekam er von seiner Gemeinde und seinen Freunden. Am 22. April 2006 ging es schließlich los nach Hongkong. Zwar gehört auch diese ehemalige britische Kolonie seit 1997 zur kommunistischen Volksrepublik China, doch ist sie teilweise noch autonom. So gelten beispielsweise andere Einfuhrbestimmungen als im übrigen China, weshalb an der Grenze der Sonderverwaltungszone Hongkong zur Volksrepublik immer noch Grenzkontrollen durchgeführt werden. Am 25. April steht nun auch Sebastian an dieser Grenze. Auch wenn in China inzwischen jedes Jahr mehr als zwei Millionen Bibeln legal gedruckt werden dürfen, deckt dies laut "Open Doors2 den Bedarf bei weitem nicht - hat doch die Volksrepublik 1.300 Millionen Einwohner. Die Regierung in Peking weigert sich aber bislang, die Druckzahl zu erhöhen. Vor allem die ländliche Bevölkerung kommt laut Hilfswerk nur schwer an Bibeln heran.

Erster Misserfolg
Sebastians erster Versuch, die christlichen Geschwister mit Bibeln zu beliefern, schlägt gleich fehl: Die Grenzbeamten beschlagnahmen die Bücher. Bei der Ausreise kann Sebastian sie wieder mitnehmen. "Das gab mir erst mal einen Dämpfer, aber natürlich ließ ich mich nicht unterkriegen", erzählt er. Mehr als 20-mal wird er in den kommenden Wochen sein Glück versuchen. Nicht immer gelingt es ihm, sich samt den Bibeln an den Grenzposten vorbeizuschleichen. "Einmal hatte ich kurz vor dem Passieren der China-Grenze einen inneren Impuls, nicht die Durchleuchtungsmaschine zu nutzen, sondern daran vorbeizulaufen." Als er nun dort ankam, sah er aber, dass jeder sein Gepäck auf das Band der Maschine legte. "So tat ich es, der Masse folgend, eben auch." Die Folge war, dass er erwischt wurde. Der Rest des Teams lief an der Maschine vorbei und wurde nicht kontrolliert.

"Man muss immer Jesus fragen!"
Aber er hat auch Erfolge. Einmal kommt eine große Gruppe chinesischer Kinder. Sebastian mischt sich in die Gruppe und kann unbemerkt mit seinem großen Koffer voller Bibeln auf die andere Seite gelangen. Ein anderes Mal dreht sich der Zollbeamte gerade vom Monitor weg, als Sebastians Koffer durch die Durchleuchtungsmaschine läuft. "Man muss immer Jesus fragen, wie man sich nun verhalten soll", sagt Sebastian. "Es gibt kein Patentrezept!" Aber nicht nur diese Erfolge machen Sebastian Mut. Einer seiner gesegnetsten Tage in China sei gewesen, als er wieder einmal mit seiner Schmuggelware entdeckt wurde. Obwohl er seinem inneren Eindruck folgte und sein Gepäck auf das Band legte, entdeckt der Zollbeamte die Bücher und beginnt darin zu lesen. Auf die Frage, ob Sebastian selber denn Chinesisch könne, muss dieser passen. "Für wen sind dann diese Bücher?", fragt der Beamte. Sebastian sagt, er wolle sie Freunden in China geben, aber er könne auch eins haben, wenn er will. Doch der Grenzposten lehnt ab und will die Literatur beschlagnahmen. Er könne sie ihm nicht zurückgeben, sonst bekomme er Probleme mit seinem Chef, sagt er. Doch Sebastian macht ihm Mut: "Wenn Sie mir die Bücher zurückgeben, werde ich mit Gott reden, so dass Sie keine Probleme bekommen!" Und das Wunder geschah: Der Mann verzichtet auf die Beschlagnahme, und Sebastian kann alle Bibeln mit nach China nehmen.

Freude über chinesische Bibeln
Die Reaktionen der chinesischen Christen sind Sebastian bis heute im Gedächtnis geblieben. "Unvergessen bleibt für mich das strahlende Gesicht einer jungen Frau in Urumqi, im Norden Chinas, als sie die vielen Bibeln sah." Auch ein anderer Christ, der extra vom Land nach Shenjang reiste, freute sich riesig über die christliche Literatur. Denn schließlich beten viele Chinesen seit Jahren darum, endlich eine Bibel zu bekommen.

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