Gott macht Menschen
ganz!
Carmen H., Februar 2007

Mein Name ist Carmen, ich bin 32 Jahre alt und möchte dir erzählen, wie Gott mich zu einem neuen Leben erweckt und mir ein neues Herz geschenkt hat.

All die Jahre, bevor ich zu Jesus gefunden habe, waren von einer markanten Gefühlslosigkeit geprägt. Es ist ein armseliges Leben, ohne Gefühle durch die Welt zu gehen. Keine Gefühle zu haben, keine Liebe zu spüren, keine Liebe geben zu können, keine festen Beziehungen einzugehen - das ist ein armes Leben. Um so beschenkter fühle ich mich jetzt, nachdem Jesus mich an dem Punkt geheilt hat, und nicht nur an dem Punkt!

Aber erst einmal der Reihe nach...

Ich wuchs in einer Familie auf, die mir zwar Wärme und Geborgenheit gab, aber Konflikte wurden nicht angegangen und Gefühle auszudrücken war ein gefährliches Gebiet. So habe ich durch meine Kindheit nie richtig gelernt, Gefühle wahrzunehmen, geschweige denn, sie auszudrücken. Ich war ein alles in allem sehr leistungsbezogenes Mädchen, hatte immer gute Noten, war beliebt bei Lehrern und Mitschülern. Die Lehrerin in der ersten Klasse kannte meinen Bruder und mich und sagte über uns: "Der Name Hirschl bürgt für Qualität." Das war mein erstes Angebot von außen um zu merken, wer ich bin. Ich definierte mich also über meine Leistung, über meine Schulbildung.

Als Mädchen merkte ich schon früh, dass ich mich zu "Höherem" berufen fühlte, als "nur" Mutter und Hausfrau zu sein. Aber es gab auch keine Idee, was oder wer ich denn sonst sein könnte. Verachtend blickte ich auf alles, was mit Familie und Kindern zu tun hatte.

Ich wurde katholisch erzogen und dazu angehalten, mich Autoritäten unterzuordnen. Aber schon bald merkte ich, dass ich mir Freiheit wünschte und mein Leben selbst bestimmen wollte.

Nach dem Ende meiner ersten langjährigen Beziehung, kam nun endlich der Zeitpunkt, mir die Freiheit zu nehmen, nach der ich mich immer gesehnt hatte. Der Ruf nach Freiheit war stärker als alle Beziehungen, die ich damals hatte. Ich brach mit meiner Familie, meinem Freund und schaffte mir somit einen Raum, in dem ich sein konnte und ausprobieren konnte, was ich wollte.

Ich habe mich mit Männern eingelassen, war jedes Wochenende auf Parties und Openairs, trank maßlos und rauchte nicht nur Zigaretten. Dies war die Art von Freiheit, von der ich meinte, dass sie mich glücklich macht. Mein größter Traum war damals auch, einmal allein nach Italien zu reisen und dort zu arbeiten oder Urlaub zu machen. So machte ich mich im September 2002, im Jahr des Jahrhunderthochwassers, auf, für 5 Wochen, allein nach Italien zu fahren. Ich hatte immer gemeint, allein müsse man sein Glück finden, und das suchte ich dann auch.

Was ich fand, waren zunehmend mehr Kälte und viel viel Einsamkeit. Ich wanderte gegen Ende des Urlaubes durch Rom und hatte keinerlei Freude. Ich sah alles und es war mir gleichgültig. Was ich in diesem Urlaub allerdings lernte, war, dass alles seine Zeit hat. Dass es Dinge gibt, die man will und auch versucht, aber vergeblich, während die gleichen Vorhaben zu einer anderen Zeit ganz leicht umzusetzen sind. Das erzählte ich in Assisi auch einem niederländischen Pfarrer, der mit einer Band auf dem Stadtplatz Lobpreismusik spielte. Er lobte meine Weisheit und gab mir seine E-mail-Adresse.

In dieser Zeit in Italien gab es etwas, das mich erwärmte. Zwei meiner Arbeitskolleginnen vom Jugendamt hatten mir in einem Briefumschlag lauter kleine Zettelchen mitgegeben, die ich auspacken konnte und auf denen Bibelverse geschrieben standen. Diese Liebe, die mir die beiden damit erwiesen, hat mich nachts ungemein gewärmt und mir wurde klar, dass ich allein nicht glücklich werden kann und dass ich andere Menschen brauche in meinem Leben. Ja, ich war - so pflege ich zu sagen - sozial ausgehungert - und war zum ersten Mal in meinem Leben dankbar für meine Familie und meine Freunde, als ich nach über 5 Wochen von Italien wieder nach Hause zurückgekehrt war.

Eine der beiden Kolleginnen, die mir diese kleinen Bibelverse geschrieben hatte, lud mich dann im Dezember 2002 in ihren Alphakurs nach Hause ein. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich damals eine innerliche Bankrotterklärung hätte abgeben müssen, wenn mich jemand darum gebeten hätte. Im Job war ich oft überfordert, teils ausgebrannt, war in allen Beziehungen oberflächlich - freundlich aber innerlich misstrauisch und zurückhaltend. Depressionen häuften sich. Ich fühlte mich oft traurig und allein und meine Beziehungen zu Männern waren mehr als unerquicklich. In keinen konnte ich mich verlieben. Ich sah keine Zukunft für mein Leben. Damals war ich 28.

In meiner damaligen Kollegin lernte ich eine Frau, eine Christin, kennen, der ich die Liebe, die sie in sich trug, abspüren konnte. Wenn sie im Lobpreis ihre Hände hob, spürte ich, wie mir das Herz zu brennen begann. Solche Empfindungen hatte ich noch nie gespürt. Wie ich mich inhaltlich auch gegen alles wehrte, was ich da an Glaubensinhalten hörte, denn das kannte ich ja schon aus meiner religiösen Erziehung, so war ich doch neugierig auf das, was ich noch nicht kannte, dieses sanfte, heilige, schmerzlich sehnsüchtige Gefühl in der Brust, das nur der heilige Geist in uns bewirkt.

Gott machte sich für mich erfahrbar und erfühlbar. Er kam mit Seiner Vergebung, Seiner Liebe und Seiner Freude in mein Leben und ich stellte fest, dass ich in eine Familie von Christen hineingeboren worden war. Ich war also nicht mehr allein. Gott war immer bei mir. Eine Frau sagte mir mal in einem Gottesdienst: "Carmen, du bist nicht mehr allein. Du bist jetzt immer zu viert: du, Gott Vater, Jesus und der Heilige Geist. Das sind vier!" Ich musste lachen.

Nach und nach änderten sich meine gesamten Werte und Einstellungen. Die Gemeinschaft mit anderen Christen wurde mir sehr wichtig, auch wenn ich noch unsicher war. Ich konnte erleben, dass Gott mich lieb hat, dass Er Wunder tut, meine Gebete erhört. Ich konnte empfinden, dass ich Jesus liebe durch die Gefühle, die in meinem Herzen waren. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich eine Antwort auf die Frage geben, was Liebe ist und wie sie sich anfühlt.

Am Leben meiner Kollegin sah ich, dass Partnerschaft und Familie schön sein können und wünschte mir ab diesem Zeitpunkt auch einen gläubigen Partner, mit dem ich durch Jesus verbunden sein kann. Plötzlich wurde mir auch bewusst, dass ich in der Lage wäre, einen Mann zu lieben, denn ich war ja an der Quelle und Gott würde mir immer genug davon geben.

Mein Wille zur Unabhängigkeit und Freiheit hat sich dahingehend verwandelt, dass ich jetzt Freude daran habe, Gott zu gefallen, Seinen Willen zu tun, auch wenn ich das oft nicht schaffe. Ich bin auch bereit geworden, mich menschlich einzubringen und zu integrieren und mich in Bindungen zu begeben.

Im Mai letzten Jahres habe ich Thomas kennengelernt, einen Christen, und die Liebe hat richtig eingeschlagen! Irgendwann verlobten wir uns und im Sommer wollen wir heiraten. Bei ihm habe ich einen Platz bekommen, wie es mir Gott im Jahr zuvor verheißen hatte. Ich versuche immer wieder zu begreifen, dass ich geliebt bin ohne Verdienst, doch es gelingt mir nicht. Ich kann es aber spüren. In den Menschen in der Gemeinde habe ich Geschwister und Freunde gefunden. Ich spüre das wunderbare Wohlwollen Gottes und Seine Zusage, dass Er uns hier in Niederbayern eine neue Heimat geben will.


Ich bin Gott immer wieder sehr dankbar, für das, was Er mir gegeben hat. Er nahm mein Herz aus Stein, und gab mir ein fleischernes Herz. Darüber hinaus schenkt Er mir noch viel mehr. Bei Gott brauche ich keine Leistung zu erbringen. Er liebt mich einfach so. Das ist immer noch unbegreiflich für mich. Ich lebe jetzt nicht mehr für mich selbst, sondern um Seine Liebe zu empfangen und Gott etwas von Seiner Liebe zurückzugeben.

Ich hoffe, dass Er mich davor bewahrt, eigene Wege zu gehen fern von Seiner Liebe.

Liebe Grüße
Carmen



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