"Lebenslänglicher" ließ sich hinter
Gittern taufen

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 02.07.2007


Erste baptistische Taufe im
Gefängnis

B r a n d e n b u r g (idea) – Ein zu lebenslänglicher Haft verurteilter Straftäter ist in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg Christ geworden und hat sich dort taufen lassen. Der 47-jährige Uwe W. wurde von dem baptistischen Theologiestudenten Jan Achtermann (Elstal bei Berlin) am 1. Juli durch Untertauchen in einem mobilen Schwimmbecken getauft. Es war den Angaben zufolge die erste baptistische Taufe in einem Gefängnis.

Uwe W. war durch die Arbeit des evangelischen Fachverbandes für Suchtkrankenhilfe "Blaues Kreuz in Deutschland" hinter Gittern nach einem Selbstmordversuch Christ

geworden. Im Gottesdienst bekannte sich der 47-jährige zu seiner Schuld: "Ich bin schuldig an fremden Menschen geworden." Auch wenn durch den Glauben an Gott nun die innere Unruhe, mit der er seit vielen Jahren zu kämpfen hatte, von ihm gefallen sei, so müsse er dennoch für seine Taten die Verantwortung tragen. Er sitze zu Recht im Gefängnis. Durch die Taufe wurde er Mitglied der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Potsdam. 30 Gemeindemitglieder nahmen an dem Gottesdienst hinter Gittern teil. Die Predigt hielt der Theologiedozent Uwe Swarat (Berlin) vom Theologischen Seminar Elstal. Er erläuterte die Symbolik einer baptistischen Taufe: "Sie ist ein Zeichen für das Christwerden. Sie steht zeichenhaft für das Sterben eines Menschen. Das Wiederauftauchen aus dem Wasser steht für die Auferstehung." In der Taufe verpflichte sich Gott, das alte Leben des Täuflings zu vergessen. Am Taufgottesdienst nahmen auch der JVA-Leiter Hermann Wachter sowie zahlreiche Bedienstete und Mitgefangene teil.

Modellversuch "Suchtfrei leben"
Das Blaue Kreuz unterhält in der Justizvollzugsanstalt zwei Begegnungsgruppen, in denen Gefangene, die ohne Alkohol leben wollen, jede Woche besucht werden. Ferner besteht eine Wohngruppe mit 19 Insassen, zu der auch der Täufling gehört. Dabei handelt es sich um einen bundesweit einmaligen Modellversuch "Suchtfrei leben". Die Gefangenen, die tagsüber ihrer Arbeit hinter Gittern nachgehen, können sich in ihrer Freizeit innerhalb der Wohngruppe frei bewegen. Leiter der Wohngruppe ist der Blau-Kreuz-Mitarbeiter Jürgen Schönnagel (Potsdam), der ebenfalls zur Potsdamer Baptistengemeinde gehört. Er wies darauf hin, dass aus der Wohngruppe im Laufe der Jahre bereits zehn Mitglieder Christen geworden sind. Weil sie kürzere Haftstrafen verbüßten, bekamen sie in der Regel für ihre Taufe Hafturlaub. Für W. sei dies nicht möglich gewesen. Er erhält regelmäßig Aufzeichnungen der Gottesdienste der Potsdamer Baptisten per DVD, mit deren Hilfe er hinter Gittern Gottesdienste veranstaltet. Neben ihm nehmen bis zu drei weitere Strafgefangene daran teil.


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