Gott in der Schublade
von Donna Thompson


Nachdem ich vor vielen Jahren nach Houston gezogen war, besuchte ich über mehrere Jahre eine kleinere Bibelschule. Einmal predigte unser Pastor über einen theologischen Punkt, um den ich mich noch nie sonderlich gekümmert hatte und tatsächlich machten mich einige seiner Ausführungen etwas nervös, weil ich so wenig darüber wusste. Aber dieses Studium veranlasste mich, andere Lehren zu erforschen, und das waren nicht gerade wenige, nicht zuletzt erkannte ich dadurch die Tatsache, wie einfach es ist, Gott in eine Schublade zu stecken und von Ihm zu erwarten, dass Er in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Weise zu handeln habe.

So häufig wollen wir, dass Gott immer liebevoll, immer vergebend, immer gnädig, immer geduldig, immer gut und mehr sei. Und wenn Er auch all das ist, so ist Er auch ein Gott, der uns rächen möchte; ein Gott, der die Sünde hasst; ein Gott, der eifersüchtig ist auf alles, was wir vor Ihm ansiedeln; ein Gott, der Sein Volk in den Krieg führte; ein Gott des Zorns gegen diejenigen, die Seine Kinder, Sein Wort oder Seinen Namen verleumden. Er ist ebenfalls ein Gott, der sich entschloss, Seinen einzigen Sohn zu schicken, um einen schrecklichen, schmerzhaften, qualvollen Tod für die sündige Menschheit zu sterben, und ganz bestimmt haben wir Seine Gande und Sein Erbarmen nicht verdient. Mit anderen Worten, Gott ist in allen Seinen Eigenschaften viel zu groß, als dass wir Seine Größe und alles, was sie mit sich bringt, jemals verstehen könnten.

Als ich mich entschloss, bei dieser theologischen Frage, die mein damaliger Pastor lehrte, zum Kern durchzudringen, fragte mich eine liebe Freundin, ob ich nicht ein paar Kassetten eines anderen Pastors hören wollte, der dasselbe lehrte. Ich war einverstanden, mir die sechsteilige Predigtreihe über dieses Thema anzuhören. Ich öffnete mich wirklich dafür und betete, der Herr möge mir offenbaren, was immer Er mir offenbaren wollte.

Am Ende dieser Predigtreihe machte der Pastor einen Kommentar, der wahrhaftig mein gesamtes Denken über meinen himmlischen Vater und Gott veränderte. Er betonte, er wüsse, dass im Publikum Leute säßen, die ihm bezüglich dessen, was er gelehrt habe, wahrscheinlich nicht zustimmten, aber dann sagte er etwas, das so simpel war und doch so viel Sinn ergab. Er sagte, wenn Gott wirklich der Schöpfer dieses Universums sei, dann könne Er damit tun und lassen, was immer Er wolle. Mit anderen Worten: wir sind vollkommen Seinem gerechten Urteil ausgeliefert und absolut unfähig, etwas an Gottes Tun zu ändern. Dies ist SEINE Welt und wir sind SEINE Schöpfung und somit hat Er die totale Kontrolle über alles und hat wirklich die gesamte Welt in Seiner Hand.

Das heißt nun aber nicht, dass wir Seine Roboter wären. Im Gegenteil: Gott hat uns mit einem Willen ausgestattet und der Fähigkeit, zwischen falsch und richtig zu wählen; unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, die Seinen Willen für uns beinhalten oder auch nicht und Er hat uns eine Vernunft gegeben. Aber das tut Seiner Souveränität keinen Abrruch. Wir können uns von der Absicht, die Er für uns hat, abwenden, aber Seine Absicht ändert sich nie. Dieser Gedanke beängstigt mich nicht - es ist mir ein großer Trost zu wissen, dass Er immer die Kontrolle behält, egal was in diesem Leben geschieht, das voller Freude und Sorgen, Festlichkeiten und Tragödien ist. Manchmal mag mein Leben zwar aussehen, als sei es komplett "außer Kontrolle" geraten, aber Gott hat mich nicht fallen lassen, noch wird Er es jemals tun!

Ich bin sicher, dass du dich, wie ich mich auch, über die Jahre gefragt haben wirst, warum die Dinge passieren, wie sie es tun. Was für einen Sinn könnte der Tod eines Kindes haben; eine siechende Krankheit, die soviele Schmerzen mit sich führt; ein tragischer Unfall, der jemanden lebenslang lähmt; ein zerbrochenes Herz, das anscheinend nie heilt? Ich glaube, dass es für viele Dinge, denen wir begegnen, keine Antwort gibt, bis wir vor Seinem Thron stehen. Dann, denke ich, werden wir den Grund für alles erfahren. Aber ich muss zugeben, dass es manchmal wirklich schwierig ist, wenn man ohne eine Anwort zu haben inmitten solcher Erfahrungen steckt.

Doch in genau diesen schwarzen Löchern unseres Lebens beginnt ein kleiner Lichtstrahl durchzubrechen, wenn wir immer wieder daran denken, dass Gott die Kontrolle hat. Er befindet sich nicht in der Schublade, in die wir Ihn gepackt haben, sondern Er steht über allem, unter allem, in allem und kontrolliert alles und es gibt nichts, das uns passieren könnte, was nicht schon vorher durch Seine liebenden Hände gegangen wäre. Ein Grund für Schwierigkeiten, den man eigentlich immer als richtig erkennen kann, finden wir in dem alten Lied: "Denn wenn wir niemals Probleme hätten, würden wir nie wissen, dass Gott sie lösen kann."

Lasst uns Gott dafür danken, dass wir mit jedem Moment, der vergeht, Seiner herrlichen Wiederkunft einen Schritt näher sind. Und dann lasst uns einen neuen Blick darauf werden, wer unser himmlischer Vater tatsächlich ist! Ich möchte Ihn kennen, ich möchte ALLES umarmen, was Seinen Charakter ausmacht, ich möchte Ihm mein Leben ganz und gar anvertrauen können, wie auch meine Zeit, mein Kommen und mein Gehen. Ich möchte mich erneut Seinem vollkommenen Willen unterstellen, in dem Wissen, dass die Wahrheit aus Psalm 37,23 eine Verheißung ist, an der ich immer festhalten kann: "Wenn ein Mensch seinen Weg zielstrebig gehen kann, verdankt er das dem Herrn, der ihn liebt." 

Lasst uns Gott aus der Schublade hervorholen und Ihn in unserem Leben das sein, was Er sein möchte. Lasst uns jetzt am Weg des Herrn erfreuen. Denn wenn wir uns wirklich an Ihm erfreuen, verspricht Er uns, unsere Herzenswünsche zu erfüllen. Denn wir unser Leben Ihm anvertrauen, dann pflanzt Er in uns den Wunsch nach den Dingen, die Er uns geben möchte - und das sind ganz bestimmt wesentlich bessere Dinge, als ich mir vorstellen kann. Ich glaube kaum, dass es ein größeres Geschenk gibt, das wir dem Herrn bereiten könnten, als unser vollkommenes und uneingeschränktes Vertrauen und Hingabe. Lasst uns alle mit dem Propheten sagen: "Hier bin ich; Herr, sende mich."


Nur ein Wort sprach er, und der Himmel wurde geschaffen,
Sonne, Mond und Sterne entstanden, als er es befahl.
Er sammelte das Wasser des Meeres an einem Ort
und speicherte die Ozeane in Becken.
Die ganze Welt soll den Herrn fürchten,
ehrt ihn, ihr Völker der Erde!
Denn er sprach, und es geschah,
er befahl, und die Erde war da.
Er durchkreuzt dier Pläne der Nationen,
er macht die gottlosen Vorhaben der Völker zunichte.
Doch was er sich vorgekommen hat, das tut er:
Seine Pläne sind gültig für alle Zeit.

Wir setzen unsere Hoffnung auf den Herrn,
er steht uns bei und rettet uns.
Er ist unsere ganze Freude;
wir vertrauen ihm, dem heiligen Gott.
Herr, lass uns deine Güte erfahren,
wir hoffen doch so auf dich!

Psalm 33,6-11.20-22

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