Kinobesucher mit einer besonderen
Botschaft berühren

von Ellen Nieswiodek-Martin, Christliches Medienmagazion pro, 25.04.2007

Hauptdarsteller Alexander Milo (Nic) mit dem Nachwuchsschauspieler Samuel bei den Dreharbeiten zu "Wie man sich umbringt, ohne zu sterben". Regisseur Christoph Silber im Gespräch mit Hauptdarsteller Alexander Milo.



Gedreht wurde an verschiedenen Schauplätzen in Berlin, beispielsweise in der Immanuelkirche (Fotos: Privat).


In Berlin ist in den vergangenen Wochen ein Kino-Spielfilm entstanden, an dem Christen verschiedener Konfessionen mitgewirkt haben. Das Besondere daran: Der 90-minütige Film mit dem Titel "Wie man sich umbringt, ohne zu sterben" soll neben der spannenden Handlung die christliche Botschaft in die Kinos bringen - dafür verzichten alle Beteiligten auf ihre Gage. Die Idee zu dem Film stammt von Christoph Silber, Co-Autor von "Good bye Lenin" und Autor diverser Spiel- und Fernsehfilme. Unter anderem schrieb er als Autor auch einige Folgen der ARD-Krimi-Serie "Tatort". Christoph Silber sprach mit dem Christlichen Medienmagazin pro über Idee und Ziel des ungewöhnlichen Projektes.

pro: In "Wie man sich umbringt ohne zu sterben" geht es um einen erfolglosen Musiker, der zum letzten Mal die Aufmerksamkeit des Publikums erringen will, indem er seinen Selbstmord als Medienevent inszeniert. Woher kam die Idee für diese Story?

Die Grundidee kam von Sean Clifford, dem irischen Co-Autor, und mir. Wir haben an der Geschichte etwa zwei Jahre gearbeitet. Im Winter habe ich das Drehbuch umgearbeitet und knapp 3 Monate später konnten wir mit den Dreharbeiten beginnen.

pro: In der Geschichte plant die Hauptperson Nic den Ablauf ganz perfekt, aber dann kommt alles anders. Sie beschreiben das mit: "Gott hat einen anderen Plan". Das hört sich sehr fromm an. Welche Zielgruppe haben Sie bei dem Film vor Augen?

Wir wollen einen Film machen, der bewusst nicht die fromme Szene bedient, sondern sich an ganz normale Kinobesucher so zwischen 20 und 40 richtet.

pro: Sie wollen "Wie man sich umbringt ohne zu sterben" in die Kinos bringen – ist das realistisch?

Warum nicht? Mir war wichtig, dass der Film erst mal gedreht wird, dass man vom Reden zum Tun kommt. Zu oft wird viel geredet und wenig umgesetzt. Wir haben Unterstützung von der Berliner Produktionsfirma Schiwago Film, mit denen ich bereits einen Kurzfilm produziert habe, der auf dem "Los Angeles International Short Film Festival" gezeigt wurde. Wenn der Film fertig gestellt ist, wird Martin Lehwald, einer der beiden Geschäftsführer, ihn sich ansehen. Danach beraten wir über die Vermarktungsstrategien. Da er die entsprechenden Erfahrungen und Kontakte hat, hoffe ich, dass es mit dem Kinostart klappt.

pro: Bei dem Dreh arbeiten Christen unterschiedlicher Konfessionen mit – vor und hinter der Kamera. Wie haben Sie das Team zusammengestellt?

Ich habe Bekannte aus der Filmbranche angerufen, von denen ich wusste, dass sie gläubig sind. Ab dem Zeitpunkt ging es nur noch über Mundpropaganda. Ich wollte ein Projekt machen, das durch die Stärke christlicher Gemeinschaft getragen wird. Es gibt inzwischen viele junge Schauspieler, die sich gerne zu ihrem Glauben bekennen, das finde ich faszinierend.

pro: Kommen denn alle Mitarbeiter aus dem professionellen Bereich?

Nicht alle, aber die Schauspieler sind überwiegend Profis. Der Hauptdarsteller Alexander Milo hat gerade seine Schauspielausbildung beendet und ist bei einer großen Agentur unter Vertrag. Monika Wegener spielt zur Zeit am Theater Bielefeld und hat bereits einige Drehangebote bekommen. Der Produzent Daniel Gradzikiewicz bringt die ganze Medientechnik mit. Er engagiert sich für viele Medienprojekte wie Filme, DVD-Produktionen und offene Kanäle.

pro: Wie hoch sind die Produktionskosten insgesamt?

Dadurch, dass alle Mitarbeiter ohne Gage arbeiten, ist unser Budget sehr gering. Vermutlich liegen die Kosten in einem Low-Budget Bereich bei rund 20.000 Euro. Diese entstehen durch den technischen Aufwand.

pro: Im Verhältnis zu den heute üblichen, eher aufwändigen Produktionen ist das ungewöhnlich wenig. Wie haben Sie das geschafft?

In der Tat arbeiten wir sehr kostensparend. Die Produktion von Fernsehfilmen wie Tatort kostet rund 1,2 Millionen. Unser Team ist natürlich kleiner, die Drehzeit ist mit zwei Wochen eher kurz. Außerdem liegen alle Drehorte in Berlin, das vereinfacht es natürlich.

pro: Gibt es noch andere Unterschiede zu Ihren bisherigen Produktionen?

Ja, der Film hat es schon jetzt geschafft, Menschen zu berühren, nämlich die Mitwirkenden. Das merkt man am Filmset. Die Atmosphäre ist liebevoll und entspannt. Wir beginnen jeden Tag, indem wir gemeinsam singen und beten. Das prägt auch unsere Arbeit.

pro: Das Team kommt aus verschiedenen Konfessionen und kannte sich vorher nicht? Gab es da auch mal Schwierigkeiten?

Trotz aller Unterschiede klappt es prima. Und nebenbei werden noch einige Vorurteile abgebaut. Wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen und müssen nicht über theologische Detailfragen streiten. Ich wünsche mir, dass sich dieser Geist auf die Zuschauer überträgt.

pro: Welche Ziele haben Sie noch mit dem Film?

Wir wollen den Film auf Film-Festivals vorstellen und dann auch versuchen, ihn international zu vermarkten. Mit unserem Komponisten Ken Burton aus London haben wir bereits einen Mann von internationalem Rang für die Musik.

pro: Das sind wirklich hohe Ziele.

Unmöglich ist es nicht. Im Augenblick sind die Türen für den deutschen Film recht weit offen, gerade in den USA. Ich spüre das am eigenen Leib, denn zurzeit bekomme ich viele Angebote aus den USA und Großbritannien, weil ich ein zweisprachiger Autor bin und aus Deutschland komme. Das gibt es in der Szene nicht so oft.

pro: Was werden Sie tun, wenn der Film erfolgreich wird?

Das ganze Team hat sich darauf geeinigt, mögliche Gewinne in weitere gemeinsame Projekte dieser Art, also Filme mit christlicher Botschaft zu investieren. Dann gibt es vielleicht auch eine Gage.

pro: Vielen Dank für das Gespräch!

Christoph Silber lebt mit seiner Familie in Berlin und arbeitet als Autor, Regisseur und Filmemacher in Berlin und New York. Der 35-Jährige ist verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn.

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