Deutsche Ex-Geisel hat Mitleid
mit Entführern

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 05. September 2007


Thomas und Christina Meier waren
gestern zu Gast bei "Johannes B. Kerner".
Foto: Ora International

M a i n z (idea) - Die evangelikale Entwicklungshelferin Christina Meier, die in Afghanistan in der Gewalt von Entführern war, hat Mitleid mit den Tätern. Das sagte die 31-jährige Büroleiterin der christlichen Hilfsorganisation Ora International in Kabul am 4. September in der ZDF-Sendung "Johannes B. Kerner". Sie habe während der Entführung viel mit den Geiselnehmern sprechen können: "Ich sah, wie kaputt die sind - durch den jahrelangen Krieg."

In Friedenszeiten wären die Männer sicherlich nicht auf die kriminelle Bahn geraten, vermutete sie. Die Schwangere war am 18. August während eines Essens mit ihrem Mann Thomas in einem Restaurant in Kabul von zwei mit Pistolen bewaffneten Männern entführt worden. Nach 36 Stunden wurde sie von afghanischen Sicherheitskräften befreit.

Keine Angst vor dem Tod
Frau Meier bekannte, dass sie während der Entführung keine Angst vor dem Tod hatte: "Ich glaube an Gott. Es kommt ein Leben nach dem Tod. Der Tod ist nicht das Ende." Allerdings habe sie zunächst Angst vor den Umständen der Geiselhaft gehabt und davor, dass ihr Kind, das im Dezember geboren werden soll, Schaden nimmt. Die Entführer hätten sie in einem neun Quadratmeter großen Raum festgehalten und gut behandelt. Sie habe gespürt, dass viele Menschen für sie gebetet hätten. Ohne diese Gebete hätte sie nicht so ruhig sein können. "Ich hatte Frieden." Sie habe die tiefe Gewissheit empfunden, in der Hand Gottes, aber nicht in der Hand der Entführer zu sein.

Starkes Gefühl der Liebe
Thomas Meier, der ebenfalls an der Sendung teilnahm, hatte bei der Entführung vergeblich versucht, sich im Austausch für seine Frau als Geisel zur Verfügung zu stellen. Die Männer hätten auf dieses Angebot nicht reagiert, sagte er. Am eindrücklichsten sei für das Ehepaar der Moment gewesen, als Christina Meier in ein wartendes Auto gezerrt wurde. Sie habe im Gesicht ihres Mannes tiefe Verzweiflung gesehen und ein starkes Gefühl der Liebe empfunden. Beide zeigten sich davon überzeugt, dass die Täter das Opfer zufällig ausgewählt hatten. Sie wiesen den in den Medien geäußerten Vorwurf zurück, sich leichtsinnig verhalten zu haben. Sie hätten sich an alle Sicherheitsvorschriften gehalten und der Kultur angepasste Kleidung getragen. Das Lokal hätten sie erst zum zweiten Mal aufgesucht: "Wir möchten mit den Afghanen leben, arbeiten und essen." Die gesicherten Restaurants für Mitarbeiter der Vereinten Nationen seien ihnen zu teuer gewesen.

Rückkehr nach Afghanistan ungewiss
Ob die Meiers nach Afghanistan zurückkehren wird, ist noch unklar. Beide bekannten aber: "Wir lieben das Land und möchten gerne helfen." Zunächst freut sich das Ehepaar auf die Geburt seines ersten Kindes im Dezember. Christina Meier war seit September 2006 in Afghanistan tätig. Sie hatte zuvor eine zweijährige Ausbildung an der evangelikalen Akademie für Weltmission in Korntal bei Stuttgart absolviert und beim Hänssler-Verlag (Holzgerlingen bei Stuttgart) gearbeitet. Sie besuchte in dieser Zeit mit ihrem Mann die Internationale Baptistengemeinde in Stuttgart.


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