Was passiert, wenn es um "Kirche", statt um GOTT geht
Von Birgit Barandica, 23. Februar 2010

Das Ansehen der katholischen Amtskirche sowie der evangelischen Landeskirche hat in diesen Tagen in Deutschland arg gelitten. Ich möchte hier nicht über die aktuellen Gründe reden, die dazu führten, das geschieht an anderen Stellen schon mehr als genug, sondern es geht mir um Folgendes: aufgrund der Skandale, die in diesen Zeiten die katholische Kirche erschüttern (seit vorgestern nun auch die evangelische Kirche), wird es morgen Abend (24.02.) auf ARD eine Sendung des Talkmagazins "hart aber fair" geben, in der u.a. folgende Frage zur Diskussion gestellt wird:

"Wie stark ist ein Glauben, der die Glaubwürdigkeit verliert?"

Als ich das vorhin in der Vorankündigung sah, fühlte ich mich zu diesem Artikel gedrängt, denn - mit allem Respekt - diese Fragestellung zeugt von Ignoranz...

Glaube wird also mit 'Kirche' gleichgesetzt. Das Interesse der Menschen liegt zumeist darin, was 'Kirche' sagt und tut bzw. was in ihr oder durch sie geschieht. Das ist zwar wichtig, aber nicht wesentlich! Gott selbst spielt in dieser Vorstellung nur eine untergeordnete Rolle. Doch wie erklärt sich die Existenz von 'Kirche' überhaupt, wenn nicht durch GOTT? Allerdings habe ich in öffentlichen Diskussionen über den Glauben selten die ernsthafte Frage gehört: "Was sagt denn Gott dazu?", mit den dazu gehörenden biblischen Antworten. Es geht nur um Äußerungen und Verhalten des Klerus'... Und wenn bei dem etwas nicht stimmt, was dessen Glaubwürdigkeit durchaus infrage stellen kann, dann wird genau das mit der Glaubwürdigkeit des Glaubens gleichgestellt...

Die für diese Sendung ausgewählte Fragestellung drückt die fehlgeleitete Vorstellung von 'Glauben' aus, die, so wie ich es erkenne, in einem Großteil unserer Bevölkerung vorzufinden ist. Vordergründig sind es die Medien, die mit solchen Sendungen ein falsches Bild vermitteln. Doch dieses falsche Bild kommt nicht von ungefähr, es hat tiefe Wurzeln - auch in denjenigen, die solche Sendungen produzieren. Die sogenannten 'beiden Großkirchen' (ein irreführender Ausdruck) sind daran nicht ganz unschuldig - zu sehr haben sie sich in der Vergangenheit bis heute so verhalten, als hätten sie eine absolute Autorität. Eine Autorität, die jedoch ausschließlich GOTT zusteht...!

Das führt unweigerlich zu der falschen Annahme, dass es im Endeffekt um den Glauben an eben eine dieser beiden "Kirchen" ginge und nicht in erster Linie um Gott und Seinen Sohn Jesus Christus, der uns aus der Sündhaftigkeit dieses Lebens befreit hat. Dies im Glauben, also im Vertrauen, anzunehmen bedeutet, das ewige Leben bei Gott zu haben, sprich, in den Himmel zu kommen - in aller Kürze gesagt.

Doch viele Menschen sehen nur 'Religion', entweder die katholische oder die evangelische. Dabei ist "Religion" nichts anderes, als der Ausdruck der Suche des Menschen nach Gott! Dieser Ausdruck der Suche hat aber nichts mit der persönlichen Beziehung zu Gott zu tun, die Er in Seiner Liebe zu uns sucht und um die es im Glauben tatsächlich geht.

Seriöses Bibelstudium auf Dienstebene ist vielfach zur akademischen Theologie verkommen, die hier in Europa vielfach auf Basis der historisch-kritischen Methode gelehrt wird. Dadurch wurde die Bibel, Gottes Wort, zu einem Legendenbuch degradiert. Theologie selbst ist jedoch nichts anderes, als die Lehre über die Interpretation eines bestimmten biblischen Themenverständnisses.

Beide "Großkirchen" haben in diesen Zeiten aufgrund verschiedener Vorkommnisse an Glaubwürdigkeit eingebüßt, wie schon desöfteren in der Geschichte. Das liegt daran, dass "Kirchen" aus unperfekten Menschen bestehen. Wenn man dabei jedoch nur an die Institution 'Kirche' denkt, dann ist das auch kein Wunder. Biblisch gesehen besteht 'Kirche' jedoch aus der Allgemeinheit aller Christen weltweit, also aus denjenigen, die sich Jesus Christus, dem Sohn Gottes, unterstellt haben, unabhängig ihres denominationellen bzw. ethnischen Hintergrundes. Außerdem spricht die Bibel eher von 'Gemeinde' als von 'Kirche', im Sinne von 'Versammlung' , womit oftmals die Ortsgemeinde gemeint ist.

Weil heute jedoch ein Großteil der Menschen schon lange keine richtige Unterweisung im Glauben mehr erhalten, sodass sie verstehen lernen, dass es nicht um Religion geht, sondern um die eigene lebendige Beziehung zu unserem lebendigen Gott, ziehen sie sich nach außen hin vom Glauben zurück, indem sie 'die Kirche' verlassen. Sie haben dort ja nichts gefunden, was die Leere ihrer Seelen ausfüllt. Es ging dort meist nur um Menschen, um die Institution als solche, um Dogmen, Programme, Soziales, Kulturelles - aber eben nicht primär um Jesus. Wie oft steht Jesus nicht im Mittelpunkt der 'Kirche' - kein Wunder also, wenn es dann mit ihr bergab geht...

So eine Kirche verliert in der Tat an Glaubwürdigkeit - aber nicht GOTT! Doch so weit denken heute viele Menschen nicht mehr. In diesen Tagen konzentrieren sie sich auf Missbräuche an Kindern und Jugendlichen bzw. Trunkenheit am Steuer - beides in der Tat schlimme Vorkommnisse, die aufgeklärt werden müssen, ganz besonders die Missbrauchsfälle; aber sie haben NICHTS mit GOTT bzw. dem Glauben an Ihn zu tun. Es waren Fehltritte von Menschen, wie sie auf verschiedene Weisen in unserem Leben der Trennung von Gott immer wieder vorkommen; doch sie werden sehr oft Gott angelastet.

Aber mal ganz ehrlich: glaubst du wirklich, dass Gott einem Priester, der ja Gottes Wort verantwortungsbewusst lehren soll, "einflüstern" würde, dass der Missbrauch an einem unter seiner Verantwortung stehenden Kind nicht allzu schlimm sei? Oder hat jener Priester nicht selbst die Entscheidung zu dieser Tat getroffen? Und hat Gott eventuell Margot Käßmann eingeredet, es wäre schon ok, sich einen Rausch anzutrinken und dann ins Auto zu steigen? Oder hat sie selbst über die Strenge geschlagen? Es sind also Menschen, die an Glaubwürdigkeit verlieren können - aber doch nicht der Glaube!!!

Doch Menschen sehen, wie bereits erwähnt, meist nur die 'Kirchen', die hinter den jeweiligen Personen stehen, die Falsches getan haben und meinen, wenn Menschen sich so verhalten, dann habe die Kirche und somit der Glaube an Glaubwürdigkeit verloren... Und so ziehen viele sich von der 'Kirche', dem vermeintlichen Glauben, zurück...

Der unbedachte Gebrauch des Begriffs "Großkirche" hat u.a. zur Folge, dass ihr einerseits eine Bedeutung zugedacht wird, die sie in Wirklichkeit nicht hat, und dass andererseits die verschiedenen Freikirchen nicht beachtet werden. Zumindest ist das hier in Deutschland sehr stark, denn die sogenannten Großkirchen haben hier schon fast staatskirchlichen Charakter. Man nimmt die Freikirchen oft nicht ernst, unterstellt ihnen manchmal sogar noch 'Sektiererei', und heutzutage hört man immer häufiger den Begriff "Fundamentalismus" in Verbindung mit evangelikalen Gemeinden. Dabei bedeutet der Begriff 'evangelikal' nichts anderes als bibeltreu, denn er bezieht sich auf die Evangelien! Und Evangelium bedeutet "gute Nachricht" - die gute Nachricht der Erlösung, die Jesus uns gebracht hat! In solchen Gemeinden ist der Glaube in der Regel lebendig, man nimmt Gott und Sein Wort ernst, hat eine lebendige Beziehung zu Ihm und genau das ist es, was Außenstehenden oftmals 'bedenklich' erscheint... jedoch ohne die richtige Einsicht zu haben, also den Glauben nicht von innen her zu kennen.

Doch werden auch viele Menschen oft gerade von dieser Lebendigkeit angezogen!

Es ist doch genau das, worum es geht: unseren lebendigen Schöpfer und Seine Liebe zu uns kennenzulernen und uns von Ihm in unserer Begrenztheit zeigen zu lassen, wie wir mit diesem Leben zurechtkommen und uns auf unser späteres Leben in Seinem Reich vorzubereiten!

Der biblische Glaube ist es also nicht, der an Glaubwürdigkeit verliert... entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht. Es ist die blinde, vollkommen überzogene Hinwendung an menschliche und religiöse Institutionen, die an Glaubwürdigkeit verlieren kann, wenn man ihr nicht den ihr zustehenden Platz gibt, sondern sie über Gott stellt.

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