Offenes Gespräch mit Pat Boone
"Was wir Christentum nennen, ist eigentlich messianisches Judentum"
Märzausgabe 2010 von Israel Heute


Shirley und Pat Boone (Foto Assist News Service)
Pat Boone ist nicht nur eine amerikanische Musikerlegende. In christlichen Kreisen kennt man ihn vor allem in der Filmrolle als David Wilkerson in "Das Kreuz und die Messerhelden" (1970). Der bekennende Christ verkaufte in seiner 55-jährigen Musikkarriere über 45 Mio. Alben, erreichte mit 38 seiner Lieder die Topcharts und spielte in 12 Hollywoodfilmen die Hauptrolle. Elvis Presley spielte, bevor er berühmt wurde, in Boones Vorprogramm. Auf dem Höhepunkt seiner Musikkarriere konkurrierten Boone und Elvis oft um die Top-Plätze in den Musikcharts. In Israel ist der amerikanische Sänger für seine Liedtexte im Film "Exodus" bekannt. Boone, der mit dem israelischen Sar El Reisebüro ins Land kam, hat
gerade in den letzten Jahren, in denen im Zuge des Friedensprozesses immer größerer Druck auf Israel ausgeübt wird, seine Stimme für die Juden und den jüdischen Staat erhoben. Das Interview führte Israel Heute Redakteur Ryan Jones.

israel heute: Was steckt hinter Ihrer überzeugten Unterstützung für Israel?

Pat Boone: Ich bin in einer bibelgläubigen Familie aufgewachsen. Bibellesen, zur Kirche gehen und zu Gott beten, nahm einen großen Stellenwert in unserem Leben ein. Meine Eltern waren sehr pragmatisch. Uns vier Kindern gaben sie das weiter. Wir verstanden, dass wir im Wort Gottes von Anfang bis Ende über die Juden und über Israel lasen. Wir verstanden, dass wir als Heiden Teil der auserwählten Familie Gottes werden können, wenn wir an den jüdischen Messias glauben. Das haben wir nicht nur nachgeahmt, sondern verinnerlicht.

israel heute: Diese Liebe zu Israel hat sich also nicht erst kürzlich entwickelt?

Pat Boone: Nein, sie geht zurück bis in meine früheste Kindheit. Wir haben Mesusot an den Türen und ein großes Bild der Klagemauer. Wir identifizieren uns mit allem, was historisch jüdisch ist.

israel heute: Viele Christen denken ganz anders darüber.

Pat Boone: Viele Christen ziehen einfach nicht die Querverbindungen. Sie bringen das historische Judentum nicht mit dem, was wir Christentum nennen, in Zusammenhang. Ich fühle mich wie adoptiert. Es war immer sehr schwer für mich, von Pogromen und Judenverfolgung zu hören, die von Christen ausgingen. Jesus war Jude. Was für eine Verdrehung.

israel heute: Sie denken also, dass Israel und die Kirche sich einander nähern sollten?

Pat Boone: Ich habe einmal in Arkansas vor Rabbinern gesprochen. Ich sagte, dass ich den vierten Zweig des Judentums repräsentiere. Sie schauten mich fragend an. "Es gibt orthodoxe, konservative und reformierte Juden. Und dann gibt es noch die messianischen," erklärte ich. "Das geht zurück bis zu den Tagen Jesu, als viele Juden, unter denen auch Rabbiner waren, in ihm die Erfüllung messianischer Prophetien sahen." Was wir Christentum nennen, ist eigentlich messianisches Judentum.

israel heute: Was sagen Sie Christen, die das anders sehen?

Pat Boone: Mein Leben lang versuche ich, Menschen zu helfen, die Position der Juden vor Gott zu verstehen. Und die daraus folgende Ehrerbietung gegenüber Israel, die Gott erwartet. Und dass wir gesegnet sind, indem wir zum Samen Abrahams gezählt werden. Daher habe ich immer diese Loyalität gegenüber Israel verspürt.

israel heute: Was ist Ihrer Meinung nach der richtige Weg für Israel - Frieden durch Landverzicht, oder das Beharren auf dem biblischen Mandat?

Pat Boone: Die israelische Armee hat mich gegen Ende des Jom-Kippur-Krieges gebeten, am Fuß des Hermon die Truppen zu besuchen. Henry Kissenger pendelte damals zwischen Kairo, Damaskus und Tel Aviv, um die Grenzlinien auszuarbeiten. Ich sagte einem Kommandeur, dass Gott Israel in seinen ursprünglichen Grenzen wiederherstellen will. Er entgegnete, dass er hoffe, ich hätte Unrecht, denn das würde noch mehr Blutvergießen bedeuten. Die Israelis seien bereit, auf Land zu verzichten, um in Frieden zu leben. Ich erklärte ihm, dass ich das verstehen würde, aber über viele Jahre hinweg aus der Bibel gelernt hätte, dass Israel sich mit weniger zufrieden gab, als dem, was Gott ihm zugedacht hatte. Deshalb habe Er es zugelassen, dass Israel provoziert und angegriffen wurde. Wenn sich danach der Sturm legte, hatten sie wieder ein Stück mehr von dem Land, das Er ihnen versprochen hatte. Ich glaube, dass es Gottes Plan ist, Israel in seinen ursprünglichen Grenzen wiederherzustellen. Ich denke nicht, dass ein geteiltes Israel Seinem Plan gerecht wird.

israel heute: Was ist mit den Arabern?

Pat Boone: Meiner Ansicht nach hat Gott einen sehr einfühlsamen Plan für jeden im Nahen Osten. In Jesaja 19 spricht der Prophet davon, dass es eine Zeit geben wird, in der eine große Straße zwischen Ägypten und Assyrien durch Israel hindurchführt. Er spricht hier begeistert von den Ägyptern und Assyrern, ebenso von Israel, seinem Erbe. Daher weiß ich, dass Gott einen wunderbaren Plan hat, der gegenüber jedermann gut ist. Dieser kann dadurch verwirklicht werden, dass Sein Wille befolgt wird, und wir einander in Liebe begegnen. Ich weiß, dass klingt eher wie ein frommer Wunsch. Aber ich glaube, dass die Bibel das so meint. Und deshalb wird es genauso geschehen.

israel heute: Möchten Sie in Israel auftreten?

Pat Boone: Momentan habe ich keine konkreten Absichten, in Israel aufzutreten. Aber ich bin in Kontakt mit Vizeaußenminister Daniel Ayalon. Er weiß, dass ich den Text zu "Exodus" geschrieben habe und fragte mich, ob ich das je in Israel gesungen habe. Ich sagte, ja, schon oft, in sehr dramatischen Situationen, aber noch nie in einem Konzert. Danny schlug vor, dass ich es mal mit den israelischen Symphonikern aufführen soll. Ich sagte, damit würde einer meiner kühnsten Träume wahr werden.

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