Rahab -
eine verwundete Helferin

von Bruni Wolters, Vineyard-Harburg, Februar 2006

Mit welchen Erwartungen bist du heute in den Gottesdienst gekommen?

Waren es Erwartungen für dich selbst? Waren es Erwartungen für einen anderen, der dir sehr am Herzen liegt? Möchtest du lieben Menschen begegnen? Möchtest du etwas Neues von Gott hören? Oder hast du die Erwartung, dem lebendigen Gott heute in diesem Gottesdienst zu begegnen? Mit welchen Erwartungen bist du heute gekommen?

Ich habe gemerkt, dass meine Erwartungen an Gott im Verlauf meines Glaubenslebens nicht immer gleich sind. Mal sind sie hoch und dann wieder sehr klein. Das hat auch oft mit Enttäuschungen zu tun. Wir alle haben Erwartungen, wir alle wünschen Dinge, die Gott in unserem Leben tun möge und wenn Er es nicht tut - was dann? Oft ist die Enttäuschung riesengroß und die Folge? Unsere Erwartungen schrumpfen und schrumpfen. Aber Gott möchte das ändern und ich erwarte, dass Er es heute tut, bei all denjenigen, die mit wenig oder gar keinen Erwartungen hierher gekommen sind. Ich wünsche mir, dass Gott jedem von euch persönlich begegnet.

Bei unserer neuen Predigtreihe geht es um 'Aufbrüche' und mein Thema heute ist: Aufbruch zu neuen Erwartungen. Ich möchte euch von einer Frau erzählen, über die wenig gepredigt wird, aber die ich total faszinierend finde. Ihr Name ist Rahab und der Titel meiner Predigt ist: Rahab - eine verwundete Helferin. Gott hat diese Frau nicht nur gerettet, sondern Er hat etwas ganz Besonderes aus ihrem Leben gemacht.

Rahab lebte in Jericho zu einer Zeit, als Israels Wüstenwanderung, diese 40 Jahre in der Wüste, zu Ende war und Josua mit den Israeliten begann, das Land Kanaan zu erobern. Ihr wisst, die Israeliten waren ein versklavtes Volk, lebten in Ägypten, wurden unterdrückt, lebten unter fürchterlichen Umständen und Gott hat sie befreit aus dieser Sklaverei. Sie mussten dann 40 Jahre lang durch die Wüste wandern, aufgrund ihres Ungehorsams und diese Jahre waren nun vorbei. Josua hatte den Auftrag, das versprochene Land einzunehmen. Da gab es nur ein kleines Problem, dort wohnten noch Menschen. Diese Leute mussten erst besiegt werden, bevor die Israeliten das Land besiedeln konnten.

Jericho war ein Eroberungsziel. In dieser Stadt Jericho wohnte eine Prostituierte, sie hieß Rahab. Rahab hatte von den Israeliten gehört. Ist das nicht erstaunlich? Die Heiden hatten von den Israeliten gehört! Die Heiden hatten gehört, wie Gott die Israeliten aus Ägypten befreit und wie Er das Schilfmeer geteilt hatte, um das Volk dort durchzuführen. Rahab wusste das, obwohl es vor 40 Jahren geschehen war und zu der Zeit war sie noch nicht einmal geboren.

Die Heiden hörten von den Wundern Gottes und erzählten sie weiter!

Die Heiden hatte auch gehört, welche Feldzüge Josua schon geführt hatte und sie zitterten. Die Einwohner Jerichos zitterten vor den Israeliten. Nun schickte Josua zwei Spione in die Stadt. Sie sollten sich ein Bild davon machen, wie die Leute in Jericho so drauf sind. Diese beiden Spione kamen in das Haus von Rahab. Ich hab keine Ahnung, warum sie ausgerechnet in das Haus einer Prostituierten gegangen sind. Vielleicht war es am unauffälligsten, weil dort viele Fremde ein- und ausgingen. Aber der König bekam das mit und schickte Männer zu Rahab und die Männer sagten: Rahab, gib die Israeliten raus, denn es sind Spione.

Dies war ein ganz wichtiger Moment in Rahabs Leben. Ich denke, wir alle kennen einige wenige göttliche Momente in unserem Leben, wo wir wissen: die Entscheidung, die ich jetzt treffe, wird mein ganzes weiteres Leben beeinflussen! Ich glaube, ihr kennt das auch. Manchmal lassen wir solche Momente verstreichen, manchmal wissen wir aber auch genau, wie wir reagieren sollen. Rahab wusste: ich muss ein Risiko eingehen oder ich werde sterben wie alle anderen, wenn die Israeliten die Stadt einnehmen. Sie ging das Risiko ein und hat die Männer des Königs belogen. Sie muss das sehr geschickt gemacht haben, denn die Männer haben darauf verzichtet, ihr Haus zu durchsuchen. Sie sagte: "Ach, die sind längst wieder weg, noch bevor die Tore geschlossen wurden. Sie sind in die Richtung gegangen und wenn ihr sie verfolgt, holt ihr sie vielleicht noch ein." Sie hat so überzeugend gelogen, dass die Leute des Königs sofort die Verfolgung aufgenommen haben.

Danach erst fängt Rahab an, mit den beiden Israeliten zu verhandeln. Sie hat Kopf und Kragen riskiert und wusste nicht einmal, ob sie etwas davon hat. Und sie sagt zu den beiden:

Josua 2 ab Vers 16:

"Ich weiß, dass der Herr euch dieses Land gegeben hat. Wir haben alle große Angst vor euch. Die Leute fürchten sich entsetzlich. Denn wir haben gehört, wie der Herr euch trockenen Fußes durch das Rote Meer gebracht hat, als ihr aus Ägypten auszogt. Wir wissen auch, was ihr Sihoch und Og, den beiden Amoriterkönigen jenseits des Jordans angetan habt, deren Völker ihr völlig vernichtet habt. Als wir das hörten, ängstigten wir uns schrecklich! Keiner hat noch den Mut zu kämpfen. Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott oben im Himmel und unten auf der Erde. Nun schwört mir bei dem Herrn, dass ihr mich und meine Familie verschonen werdet, weil ich euch geholfen habe. Gebt mir ein Pfand, dass ihr mich am Leben lasst und ebenso meine Eltern und Geschwister und deren Familien."

"Wir bieten euch unser eigenes Leben als Pfand für eure Sicherheit," erklärten die Männer. "Wenn ihr uns nicht verratet, werden wir unser Versprechen halten und euch verschonen, wenn der Herr uns das Land gibt."

Darauf ließ Rahab die beiden an einem Seil durch das Fenster hinab. Ihr Haus war nämlich in die Stadtmauer gebaut. "Geht ins Bergland," riet sie ihnen, "damit ihr nicht gefasst werdet. Versteckt euch dort drei Tage lang, bis die Männer, die euch verfolgen, in die Stadt zurückgekehrt sind und zieht dann weiter." "Unser Versprechen, das du uns unter Eid abgenommen hast, können wir nur erfüllen, wenn du Folgendes tust: Lass das rote Seil, an dem du uns herablässt, aus dem Fenster hängen, wenn wir vor die Stadt kommen. Hole außerdem deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder und Schwestern und alle Verwandten in dein Haus. Wer das Haus verlässt, auf die Straße geht und dort getötet wird, ist selbst dafür verantwortlich. Dort gilt unsere Verpflichtung nicht. Sollte jemand, der sich in deinem Haus aufhält, umgebracht werden, tragen wir die volle Verantwortung. Verrätst du uns jedoch, so sind wir nicht mehr an diesen Schwur gebunden."

"Einverstanden", antwortete Rahab und schickte sie auf den Weg. Das rote Seil band sie ans Fenster.

Die Bewohner von Jericho hatten schreckliche Angst und auch Rahab hatte schreckliche Angst. Aber sie dachte nicht nur an sich selbst, sondern auch an ihre Familie. Für mich ist das ein Phänomen. Sie führte das Leben einer Prostituierten. Wo war ihr Vater, wo war ihre Mutter, als sie in dieses Leben hineinschlidderte? Wo war der Schutz ihrer Brüder, als sie da hineingeriet? Warum hat ihr keiner geholfen? Warum hat sie keiner geschützt? Sie muss sich elendig verlassen gefühlt haben von ihrer Familie. Das Leben, das sie führte, war total erniedrigend.

Trotzdem hat sie ein weiches Herz behalten. Sie hat nicht nur an sich selbst gedacht, sondern sie hatte Mitgefühl für ihre Verwandten und wollte nicht nur ihr eigenes Leben retten, sondern auch das ihrer Angehörigen.

Und Rahab erkennt ganz klar, es gibt nur diesen einen Weg, sie muss sich den Israeliten anvertrauen. Die einzige Chance, am Leben zu bleiben ist, dass sie sich in die Hände des Gottes dieser Israeliten gibt. Ihre Motivation gerettet zu werden, war schlicht und ergreifend die Angst vor dem Tod. Ich kenne Christen, die tatsächlich so zum Glauben gekommen sind. Sie haben mal gehört, vielleicht schon als Kinder, dass es einen Gott gibt, einen Himmel und auch eine schreckliche Hölle und da haben sich bekehrt, um in den Himmel zu kommen. Für die Beziehung zu Gott ist das ein denkbar schlechter Start, aber es ist einer.

Ich weiß nicht, wie deine Motivation war, als du irgendwann beschlossen hast, dich dem lebendigen Gott anzuvertrauen. Vielleicht warst du krank oder warst in einer Notlage oder es gab eine Krise in deinem Leben. Einige Christen treffen auch nur eine Entscheidung vom Kopf her. Sie lesen oder hören was in der Bibel steht, meist lesen sie es nicht selbst, sondern hören es von anderen und sagen: da könnte was dran sein, das glaube ich auch, das halte ich für wahr. Und dann denken sie, jetzt seien sie Christen geworden. Aber so eine Entscheidung verändert unser Leben nicht, dass wir einer Sache zustimmen. Christ zu werden bedeutet, mit Gott eine Beziehung einzugehen, Ihm zu sagen: ich vertraue dir. Ich vertraue dir mein Leben an.

Als ich zum Glauben gekommen bin, gab es keine Krisenstimmung in meinem Leben. Ich war nicht krank, nicht arbeitslos, nach außen hin war alles in Ordnung. Ich war verheiratet, ich war gerade mit dem Studium fertig, eigentlich hätte ich jubeln müssen. Aber das konnte ich nicht. Meine Träume vom Leben, meine Lebenspläne waren in Erfüllung gegangen, aber ich war unglücklich. Das hat mich sehr verwirrt. Denn was ich erreichen wollte, was ich mir erarbeiten wollte, hatte ich erreicht und trotzdem war da diese innere Leere. Eine innere Krise. Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ich dachte: wenn alles, was ich ausprobiert habe, um glücklich zu werden, nichts bringt, dann muss es doch noch etwas anderes geben, dann lass ich mich doch mal auf diesen Gott ein, der mir ein anderes Leben verspricht. Ich probiere es mal mit diesem Gott. Ich probiere es aus, ob es stimmt, was diese Christen so sagen, dass Gott uns nicht einfach nur das Leben retten will, sondern dass Er uns ein ganz neues Leben schenken will. Ich hab's probiert und ich kann euch sagen: die Christen, die mir das damals erzählten, hatten recht! Es lohnt sich! Es lohnt sich, Gott zu vertrauen!

Rahab hat das auch erlebt. Jetzt brauche ich mal Shane und Gerd zur Unterstützung. (Während Bruni weiterpredigt, nimmt Shane eine rote Schnur und bindet damit Brunis Arm an den Arm ihres Ehemannes Gerd.) Ihr habt alle auf eurem Stuhl eine rote Schnur gefunden. Rahab wollte sich nicht nur auf das Wort der Israeliten verlassen, sie wollte einen Beweis. Sie wollte ein deutliches Zeichen für ihre Rettung, diese mündliche Zusage war ihr nicht genug. Die Männer sagten zu ihr: binde dieses rote Seil an dein Fenster, das rote Seil soll das Zeichen deiner Rettung sein.

Die ersten Christen hatten eine rote Schnur als Symbol für ihre Rettung, sie kannten das Kreuzsymbol noch nicht. So wie Shane Gerd und mich mit einer roten Schnur aneinander gebunden hat, so verbindet sich Gott mit uns. Sein Versprechen ist verbindlich. Die Schnur ist rot und die rote Farbe ist das Symbol für das Blut Jesu. Jesus ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben und jeder, der sich darauf verlässt, wird gerettet! So bindet sich Gott durch das, was Jesus getan hat, an uns. Niemand kann uns da wieder herausreißen, nur wir selbst können die Bindung lösen.

Ein rotes Seil als Zeichen für etwas, was noch gar nicht passiert war. Es hat ja noch einige Zeit gedauert, bis die Israeliten Jericho eroberten. Wie oft hat Rahab wohl aus ihrem Fenster geschaut und nach den Israeliten Ausschau gehalten mit bangem Herzen und dann sah sie das rote Seil und sie konnte sich wieder beruhigen, denn sie wusste: sie haben es versprochen, ich bin gerettet! An diesem Punkt geht es uns ähnlich. Wir haben eine Entscheidung für Jesus getroffen, Ihm zu vertrauen, aber unsere Rettung wird ja erst dann sichtbar, wenn Jesus wiederkommt. Wir haben jetzt noch keinen sichtbaren Beweis, wir vertrauen auch auf etwas, das noch kommen wird. Und wir haben auch ein Pfand bekommen, aber es ist viel besser als ein rotes Seil, das vielleicht mal verloren geht oder brüchig wird. Gott hat uns Seinen Heiligen Geist gegeben, der in uns wohnt und uns täglich bezeugt, dass es wahr ist, was wir glauben.

Rahab hatte den Heiligen Geist noch nicht, aber sie hatte das rote Seil. Und eines Tages kamen die Israeliten. Die meisten von euch kennen die Geschichte. Sie marschierten sieben Tage lang um die Stadt herum, die Priester bliesen die Hörner und da muss Rahab noch öfter aus ihrem Fenster geschaut haben und immer wieder auf das rote Seil und hat ihre Familie eingeladen: kommt in mein Haus, lasst euch retten! Am siebten Tag, als die Stadtmauern einstürzten und die Stadt erobert wurde, da hielten die Israeliten, da hielt Josua sein Versprechen: Rahab und ihre Familie wurden gerettet! Wisst ihr eigentlich, dass Josua auf Griechisch "Jesus" heißt? Interessant! Damals war Josua der Retter Rahabs und heute ist Jesus unser Retter!

Was hat Rahab wohl erwartet? Was erwartet eine Prostituierte, wenn sie in ein neues Volk aufgenommen wird? Hat sie ein Randsiedlerdasein erwartet? Hat sie vielleicht sogar erwartet, dass sie ihren alten Beruf wieder aufnehmen muss? Dass sie nur geduldet und benutzt wird? Ich habe keine Ahnung, was sie erwartet hatte, aber ich weiß, dass Gott ihre Erwartungen weit übertroffen hat.

Im Alten Testament lesen wir nichts mehr von Rahab, aber im Neuen Testament taucht sie noch dreimal auf. Und dort wird sie uns als Vorbild für eine Frau des Glaubens vorgestellt, im Hebräerbrief und im Jakobusbrief. Nicht nur eine Frau, die geglaubt hat, sondern eine Frau, die geglaubt und gehandelt hat. Ein Vorbild für uns Christen - eine Prostituierte! Was macht das mit euch? Kommen da komische Gefühle hoch? Wie kann Gott uns eine Sünderin als Vorbild vor die Nase setzen? Eine Frau mit so einem Lebenswandel? Unerhört!

Wenn sich bei dir komische Gefühle melden: ich kann das nachvollziehen. Und es gibt im Neuen Testament eine Geschichte, die das aufgreift. Jesus war einmal bei einem Pharisäer zum Essen eingeladen, Simon. Simon war ein Aussätziger, der aber von seinem Aussatz geheilt worden war. Jesus war also dort bei Simon im Haus und eine Sünderin, eine ehemalige Prostituierte hörte davon. Sie ging in dieses Haus und warf sich Jesus zu Füßen, sie salbte Seine Füße mit einem ganz teuren Öl, sie wusch Seine Füße mit ihren Tränen und sie trocknete Seine Füße mit ihrem Haar. Und Jesus ließ das zu. Jesus ließ sich von dieser Frau berühren! Jesus ließ die Nähe zu, Jesus ließ ihre Dankbarkeit zu. Und ich denke, Sein Herz war voller Freude darüber, dass ein Leben, das so zerbrochen war, komplett verändert wurde.

Gleichzeitig weinte Jesus innerlich über das Herz von Simon, dem Pharisäer. Der hatte Aussatz, der wusste wie das ist, wenn man ausgeschlossen wird. Seine Krankheit wurde geheilt, aber sein Herz hat sich nicht verändert. Die Heilung hat sein Herz nicht weich gemacht. Er hat so verurteilend reagiert. Er hat auf die Frau herabgeguckt und er war entrüstet über Jesus: wie kannst du dich von so einer berühren lassen?! Du musst doch wissen, was das für eine ist! Seine Krankheit und seine Heilung haben sein Herz nicht verändert. Beide, Simon und die Prostituierte, erleben die Gnade Gottes, die eine verändert sich, der andere nicht. Hat Rahab sich verändert?

Wir lesen im Neuen Testament, dass sie geheiratet hat. Sie bekam nicht irgendein Randsiedlerdasein bei den Israeliten, sie bekam eine völlig neue Identität! Das darf auch für uns ein Beweis sein: wenn jemand zu Christus findet, sich auf Ihn einlässt und die Sünden vergeben werden, dann ist die Vergangenheit wirklich passé. Gott denkt nicht mehr dran. Gott hält uns das nicht mehr vor. Mit Ihm können wir komplett neu anfangen! Er will uns nicht nur irgendwie das Leben retten, sondern Er möchte uns ein völlig neues Leben schenken, eine neue Identität, eine neue Bedeutung.

Wie muss sich Rahab gefühlt haben bei ihrer Hochzeit? Ich glaube nicht, dass sie erwartet hat, zu heiraten, für einen Mann wertvoll zu sein, von einem Mann geliebt zu werden, Respekt und Achtung zu bekommen. Sie hat bestimmt Ähnliches gefühlt, wie die Sünderin, die Jesus die Füße salbte, übersprudelnde Freude und Dankbarkeit. Oder später, als sie ihren Sohn zum ersten Mal in den Armen hielt, übersprudelnde Freude und Dankbarkeit. Sie bekam einen Sohn und dieser Sohn ist ein Vorfahre von König David und somit auch ein Vorfahre von Jesus Christus! Sie konnte natürlich nicht wissen, wie weit Gottes Pläne mit ihr gingen. Es war Gottes Plan, dieser Prostituierten eine große Bedeutung zu geben. Sie wird im Stammbaum Jesu erwähnt, dort werden nur vier Frauen namentlich erwähnt, aber Rahab ist eine von ihnen! Das hätte sie nie erwartet und das konnte sie auch gar nicht wissen.

Wenn Gott unser Leben in die Hand nimmt, dann dürfen wir mit allem rechnen! Seine Pläne sind tausendmal größer als unsere Pläne und unsere Erwartungen. Bloß oft sind wir so sehr gebremst, wir glauben Ihm das nicht. Wir glauben Ihm nicht, dass Er unsere Vergangenheit einfach vergisst, weil wir unsere Vergangenheit nicht vergessen können. Wie oft denken wir: ach Herr, das möchtest du von mir? Nein, das trau ich mir nicht zu, das kann ich nicht, dazu reichen meine Fähigkeiten nicht, dafür bin ich nicht geeignet. Wie oft bremsen wir Gottes Pläne aus?

Oder wir bremsen Seine Pläne aus, weil wir Angst vor der Zukunft haben. Was passiert wohl, wenn ich diesen Schritt jetzt gehe, wenn ich dieses Risiko jetzt eingehe? Was passiert, wenn ich für diesen Menschen jetzt bete? Nun, vielleicht wird er gesund, aber wie willst du das jemals erfahren, wenn du es nicht ausprobierst? Was passiert, wenn ich diesen prophetischen Eindruck jetzt weitergebe? Vielleicht wird jemand ganz tief von Gott berührt, aber wie willst du es erfahren, wenn du es nicht ausprobierst? Was passiert, wenn ich dieses Zeugnis, was ich schon so lange mit mir herumtrage, vor der Gemeinde erzähle? Vielleicht wird jemand ermutigt, selbst einen Schritt zu wagen, aber du wirst es nicht erfahren, wenn du es nicht ausprobierst. Wie oft bremsen wir Gottes Pläne aus, einfach weil wir uns nicht trauen?

Gott möchte uns da echt herausfordern. Rahab war eine Frau, die hat zugepackt. Sie hat ihre Chance erkannt, sie hat ihre Chance genutzt und sie hat das Richtige getan. Das darf uns Ermutigung sein! Natürlich werden wir dabei auch enttäuscht, immer wieder. Ich denke, das gehört einfach dazu. Dann ist die Frage: wie gehen wir mit Enttäuschungen um? Können wir uns trotzdem noch einmal aufraffen? Warum nimmt Gott nicht alle Schwierigkeiten weg? Warum heilt Er nicht alle Kranken, für die wir beten?

Ich möchte noch einmal auf den Pharisäer Simon zurückkommen. Er wurde geheilt, aber sein Herz blieb hart. Vielleicht war es mal weich und es wurde wieder hart. Ich habe Rahab eine verwundete Helferin genannt, weil sie ja auch irgendwie mit ihrer Vergangenheit leben musste. Ich denke nicht, dass sie ihre Vergangenheit vergessen konnte. Aber sie konnte sie überwinden! Sie konnte sich auf die Ehe einlassen. Ihre Vergangenheit hat sie nicht so blockiert, dass sie den Heiratsantrag ablehnte mit der Bemerkung: ich bin nicht gut genug für dich. Aber die Erinnerungen waren da und sie nahm die Erinnerungen mit in die Ehe. Wenn Gott in meinem Leben Schwierigkeiten zulässt, wenn Er noch Krankheit zulässt, eine Allergie, von der ich so gern geheilt werden möchte, dann erinnert es mich daran, dass ich auch weiterhin von Gott abhängig bin. Ich brauche Ihn, ich kann mich nicht von Ihm abnabeln. Gott kennt uns. Er weiß, wie wir manchmal drauf sind und wenn alles super läuft, haben wir die Tendenz, uns von Ihm abzunabeln, uns zu distanzieren, so wie Simon. Aber das kann Gott nicht zulassen, also bleibt der eine oder andere Stachel in unserem Fleisch, damit wir uns nicht von Ihm distanzieren. Das ist immer noch besser, als Gott den Rücken zuzudrehen. Das ist nicht toll. Ich finde das auch nicht toll. Aber ich möchte lieber mit einer Allergie in den Himmel kommen, als gar nicht!

Ihr habt jeder eine rote Schnur bekommen und ich hoffe, dass diese rote Schnur für einige von euch heute ein Zeichen wird, zu neuen Erwartungen aufzubrechen. Überlegt einmal, was euch bremst, was euch den Mut nimmt, was euch davon distanziert, euch auf die Pläne Gottes einzulassen. Wertest du dich selbst ab? Traust du dir zu wenig zu? Oder gibt es Verachtung in deinem Herzen Menschen gegenüber, die ihr Leben noch nicht im Griff haben? Nimm die rote Schnur als Zeichen und geh einen Schritt des Vertrauens: Gott, heute ist deine Chance! Du kannst mein Leben verändern! Ich komme zu dir und ich erwarte, dass du es tust! Ich vertraue dir! Amen.

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