Wayne Cordeiro:
Was der Schöpfungsbericht mit
Leiterschaft zu tun hat

von Andreas Dippel, Christliches Medienmagazin pro,
22.08.06


Seine Prinzipien für einen "ausgeglichenen Leiter" lassen sich an einer Hand abzählen: Pastor Wayne Cordeiro - im obligatorischen Hawaii-Hemd - auf dem Willow Creek Leadership Summit vorvergangene Woche in Chicago. (Foto: Sigi Schritt)

Wayne Cordeiro ist Pastor in einem Ort, den die meisten mit Urlaub und Entspannung verbinden: in Honolulu auf der Pazifikinsel Hawaii. Seine Gemeinde, New Hope Christian Fellowship genannt, hat 12.000 Mitglieder und ist weltweit eine der am schnellsten wachsenden Gemeinden. Auf dem Willow Creek Leadership Summit in Chicago hat Wayne Cordeiro zwar auch über Urlaub und Entspannung gesprochen – aber mehr noch über Überlastung und Überforderung von Leitern.

"Der Weg zum Erfolg und zum Zusammenbruch durch Überlastung ist häufig ein und derselbe." Das ist die Erfahrung, die Wayne Cordeiro in seinem Leben als Gemeindegründer und Pastor eine Mega-Church gemacht hat. Auch wenn seine Gemeinde auf der Trauminsel Hawaii liegt – ein ewiger Traumjob ohne Höhen und Tiefen muss das Leben als Leiter und Pastor auch dort noch lange nicht sein.

Cordeiro berichtet in seinem Vortrag über eine Zeit in seinem Leben, die er "wie einen Aufprall gegen eine Wand" in Erinnerung hat. Nach 20 Jahren Gemeindedienst ist er "innerlich verbrannt", nach Außen wollte er die Fassung wahren, weitermachen. Er litt unter Depressionen, trotz des Erfolges. Oder gerade deswegen.


Viele halten sich für unverwundbar
"Ich wollte als Leiter immer mehr machen, als ich konnte, habe meine Arbeitsbelastung verdrängt. Ich hielt mich für unverwundbar. Und genau das war mein Fehler", erzählt er. "Vielen Leitern geht es ähnlich: Wir vergessen zwar nicht, dass wir Pastoren oder Vorsitzende sind, wir vergessen aber schlicht, dass wir Menschen sind."

Nach seinem "Burnout" im Jahr 2005 hat Cordeiro Konsequenzen gezogen. Er nahm sich zwei Monate frei, tourte auf seinem Motorrad durch schöne Landschaften. Doch er änderte auch seine gesamten Lebensstil: eine Maßnahme, die unabdingbar ist. Dazu stellt Wayne Cordeiro auf dem Willow Creek Leadership Summit in der Gemeinde in South Barrington bei Chicago fünf Prinzipien vor, die ihn in seinem Dienst als leitender Pastor vor einem neuen Zusammenbruch bewahren sollen.


Was raubt Energie – was gibt Energie?
Erstens, so Cordeiro: "Finden Sie heraus, was Ihnen Energie raubt und was Energie gibt." Ein Leiter könne - wie das kein Mensch kann - nicht immer nur Energie abgeben, nicht immer nur arbeiten. Zwar habe jeder ein individuelles Leistungspotential, jedoch keine unerschöpflichen Ressourcen. "Ich empfehle einmal aufzulisten, was Ihnen Energie gibt und nimmt. Da kann auf der einen Seite der Sport, Lesen, Reisen, Gespräche mit dem Ehepartner oder Zeit mit der Familie oder Freunden stehen, auf der anderen Seite die Predigtvorbereitung, Seelsorge, Umgang mit Konflikten. So erfahren Sie konkret, was Energie gibt und raubt und können durch einen Ausgleich der Tätigkeiten zu einem ausgeglichenen Leiter werden."

Zweitens gehe es darum, die Balance im Leben zu verstehen und zu halten. "Kommt es etwa in der Familie zu Problemen, muss ich meine Konzentration und Energie in die Familie stecken und gleichzeitig in anderen Bereichen – etwa der Arbeit – Energie wegnehmen. Ich kann nie alles gleichzeitig. Wer das meint und danach handelt, vernachlässigt immer beide Seiten."


"Aus Abend und Morgen ward der erste Tag"
Drittens
sollte ein Leiter "aus der Ruhe führen", so Wayne Cordeiro. Was das konkret bedeutet? "In meinen Kalender trage ich zuerst die Termine ein, die für mich Ruhephasen sind. Zeiten mit der Familie, den Urlaub, Ausflüge, Besuche bei Freunden und Verwandten. Meine Frau freut sich dann schon lange vor diesen Terminen auf die gemeinsame Zeit mit mir – und das macht sie glücklich." Sein Prinzip basiere auch auf dem Schöpfungsbericht. Dort heißt es: "Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag." Alle Tage seien "aus Abend und Morgen" entstanden. "Die Ruhe in der Nacht gehört bereits zu unserem Arbeitspensum dazu. Nur wer sich zuerst auch ausruhen kann, kann auch effizient arbeiten."

Mit wem kann ich über meinen Zorn sprechen?
Viertens
sollte sich jeder Leiter einen "Blitzableiter" suchen. "Damit meine ich aber keinen Menschen, an dem ich meine Wut auslassen kann!", stellt Cordeiro sofort klar. "Sondern eine Vertrauensperson, mit der ich über meinen Ärger sprechen kann, die mich versteht und zuhört." Ansonsten werde jeder Zorn auf Mitmenschen und die Familie übertragen. "Diese Vertrauensperson sollte übrigens nicht die Ehefrau oder der Partner sein. Zu oft vergisst man im Ehealltag nämlich, auch von den positiven Entwicklungen nach dem Ärger zu berichten, und dann trägt die Frau meinen eigenen Zorn mit sich." Das aber belaste eine Beziehung unnötig.

Und Fünftens meint er: "Seien Sie ein disziplinierter Beter und Leser der Bibel!" Das ist zwar in der Liste der fünf Prinzipien für eine "ausgeglichene Leiterschaft" das letzte Prinzip, aber für Wayne Cordeiro – und alle Leiter – das Wichtigste.


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