Pfingsten:
Nichts, wofür man sich schämen müsste

von J. Lee Grady, "Fire in my bones", Charisma online
(Klick im Archiv "Pentecostal Sunday: Nothing to be ashamed of)
, 25. Mai 2007
Übersetzung Birgit Barandica Eichberger


Was sich laut Apostelgeschichte 2 im Obergemach abspielte, war keine belanglose
Episode der Kirchengeschichte. Warum spielen wir es heutzutage also herunter?


Vor einigen Wochen fragte mich eine Reporterin von "USA Today", ob sie mich über das so oft missverstandene Thema der Glossolalie, also des Sprachengebetes, interviewen dürfe. Da ich mich schon einmal mit dieser Dame unterhalten hatte und wusste, dass sie Glaubensthemen mit Sensibilität behandelt, war ich gern bereit, auf ihre Fragen antworten. Ganz davon abgesehen macht es mir nichts aus, Leuten zu erzählen, dass ich eine spezielle Gebetssprache habe.

Der Artikel wurde diese Woche in der Zeitschrift veröffentlicht, nur wenige Tage bevor Christen aus aller Welt den Pfingstsonntag begehen werden. Darin wurde eine kürzlich erstellte wissenschaftliche Studie über das menschliche Gehirn erwähnt und wie es reagiert, wenn Menschen in Sprachen beten.

"Neben Jesu Tod und Seiner Auferstehung ist die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten der herausragendste Moment der gesamten Geschichte."

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Wissenschaftler von der Universität in Pennsylvania beobachteten die Gehirnwellen von Christen, die in Sprachen beteten und verglichen diese mit den Gehirnwellen von meditierenden Buddhisten und Rosenkranz betenden katholischen Nonnen. Die Ergebnisse zeigten, dass das christliche Sprachengebet eine einzigartige Auswirkung auf den Körper hatte - im Wesentlichen wurden die Gehirnwellen quasi "ausgeschaltet".

Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass der vordere Gehirnlappen, der für Sprache und Körperfunktionen zuständig ist, bei in Sprachen betenden Menschen sozusagen "in den ersten Gang zurückschaltet". Der Leiter des wissenschaftlichen Teams, Andrew B. Newberg, berichtete USA Today: "Unsere Ergebnisse stimmen eindeutig mit den Erfahrungen überein, von denen die Leute berichten - dass sie keinen Einfluss auf das Geschehen haben und eine äußerst intensive Erfahrung ihrer Selbst in Bezug auf Gott machen."

Ich wäre nicht beeindruckt, wenn dieser Bericht in "Psychologie heute" oder im "Ärztemagazin" erscheinen würde, aber hier bietet er einer skeptischen Welt einen Grund mehr, über die Ansprüche der Bibel nachzudenken. Er gibt der [amerikanischen] Kirche - die pfingstliche Ausübungen begrenzt, bzw. diese fürchtet und sogar dämonisiert - einen weiteren Grund, über unser tiefstes Bedürfnis nach den wunderhaften und unerklärlichen Wirkungen des Heiligen Geistes erneut nachzudenken.

Neben Jesu Tod und Seiner Auferstehung ist die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten der herausragendste Moment der gesamten Geschichte. Dennoch behandeln wir sie mit einer Nimm-es-oder-lass-es-Haltung. Zu Ostern sind die Gottesdienste überfüllt; wo aber sieht man zu Pfingsten solch überfüllte Gemeinden?

Pfingsten war Gottes große Coming out Party, eine riesige Einführungsfeier, begleitet von Wind, Feuer und ekstatischer, übernatürlicher Ansprache. Es war die wundersame Art des Himmels, bekanntzugeben, dass der Herr nicht bloß entschieden hatte, in Seinem erlösten Volk zu wohnen, sondern es mit jenseitiger Macht zu ummanteln. Als die ersten Jünger mit dem Heiligen Geist gefüllt wurden, schämten sie sich nicht, in ihren neuen, himmlischen Sprachen zu reden. Sie haben einen heiligen Krawall entfacht, der wenig später ein ganzes Reich erschütterte.

Doch heutzutage haben viele Christen dem Sprachengebet gegenüber eine defensive Haltung eingenommen. So haben die Südlichen Baptisten in den USA letztes Jahr ihren Missionaren die Ausübung des Sprachengebetes sogar untersagt. Einige Funamentalisten lehren immer noch, dass pfingstliche Erfahrungen nichts weiter als religiöse Hysterie sei.

Und ganz besonders schlimm ist, dass einige moderne Charismatiker und Pfingstler, die sogenannte "besucherfreundliche" Anbetungszeiten und "anwenderfreundliche" Predigten bevorzugen, keine Aufrufe zum Gebet für die Taufe im Geist mehr anbieten. Man will niemanden verärgern, indem man zu etwas ermutigt, das seltsam oder gar peinlich anmutet. Es wird eine hübsche, ordentliche, rationale Kirche vorgezogen. Man will einen Glauben, der sich kontrollieren lässt.

Sie erkennen den fundamentalen Grund nicht, weshalb Gott uns die Gabe des Sprachengebetes überhaupt geschenkt hat: Um unseren vorderen Gehirnlappen in den "Leerlauf" zu bringen und uns aus dem Fahrersitz herauszuholen, damit Er das Steuer übernehmen kann.

Wenn ich in meiner Gebetssprache bete, dann überlasse ich meinen Verstand damit einer übergeordneten Autorität. Ich weiß nicht, was ich sage, aber der Heilige Geist betet durch mich und setzt Seine Salbung frei. Im Natürlichen macht das wohl kaum Sinn, aber wenn ich in Sprachen bete, dann springe ich damit über vernunftbezogene Begrenzungen hinweg und begebe mich in eine machtvolle geistliche Dimension.

Das Sprachengebet ist ein kostbares Geschenk; eines, das die moderne Gemeinde verschmäht und abgewertet hat. Wir sollten uns jedoch nicht für das Geschenk entschuldigen. Es ist an der Zeit, unseren intellektuellen Stolz abzulegen und uns der gewaltigen, nicht vorhersehbaren und unerklärlichen pfingstlichen Kraft hinzugeben.

J. Lee Grady ist Redakteur bei Charisma. Den oben erwähnte Artikel über das Sprachengebet in "USA Today" kannst du hier nachlesen ("Sprachengebet: Sprachbarrieren im Glauben?" von Kimberly Winston) .


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