Tu B'Schwat
das "Neujahrsfest der Bäume"
nach einem Artikel von Johannes Gerloff (Jerusalem),
Israelnetz, 19. Januar 2011


Am Fest "Tu BiSchvat" pflanzen zumeist Kinder in Israel Bäume.

Dieses Halbfest findet immer am 15. Schwat, dem vorletzten Monat im religiös-jüdischen Kalender (der mit dem Monat Nisan beginnt. Der bürgerliche Kalender beginnt im Herbst im siebten Monat Tischrei) statt. Dieses Jahr 2013 ist es am 26. Januar des gregorianischen Kalenders.

Es ist das "Neujahrsfest der Bäume", "Tu B'Schwat." Die Übersetzung dieses Festnamens ist ganz einfach "15. Schwat". Es ist eine Art Frühlingsfeier aus Freude über die ersten Baumknospen. Traditionell werden zu diesem Fest Bäume gepflanzt.

"Wenn ihr in das Land kommt, sollt ihr allerlei Bäume pflanzen!" Unter dieser Überschrift aus 3. Mose 19,23 laden die Schulen in Israel Eltern und Schüler dazu ein, die Flora ihres Heimatlandes besser kennen zu lernen. Im Rahmen besonderer Veranstaltungen bekommen die Schüler nicht nur ihre Halbjahreszeugnisse, sondern es wird auch der Frühlingsanfang gefeiert. In den Tagen um "Tu B'Schvat" ziehen die Schulklassen aus, um in der Umgebung ihres Wohnortes neue Bäume zu pflanzen.

Das "Neujahrsfest der Bäume" ist in der jüdischen Tradition ein "Halbfeiertag", weil seine Einhaltung nicht in der Bibel geboten wird und er auch im Talmud kaum erwähnt wird. Fasten ist an diesem Tag nicht erlaubt.

Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wählte die Gelehrtenschule "Beit Hillel" den 15. Schwat, um den Zehnten der Früchte für ein Jahr festlegen zu können. Die Frucht derjenigen Bäume, die nach dem 15. Schwat blühen, wird also im folgenden Jahr besteuert. Die Bestimmung war den Rabbinern deshalb wichtig, weil man in einigen, eher tropischen Regionen des Landes Israel manche Früchte fast das ganze Jahr über anbauen und ernten kann. Das Datum wurde gewählt, weil vor dem 15. Schwat im Land Israel der meiste Regen des Jahres fällt. "Tu B'Schwat" hat also eine ganz praktische Bedeutung, wenn das Volk Israel im Land Israel lebt.

Verschiedene Fruchtsorten essen
In den aschkenasischen Gemeinden Europas war es Sitte, an diesem Tag 15 verschiedene Arten von Früchten zu essen. Dabei wurde natürlich den Früchten, für die das Land Israel schon in biblischen Zeiten berühmt war, eine besondere Bedeutung beigemessen: Trauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Datteln. Während des Essens wurden der Psalm 104 und die 15 Wallfahrtspsalmen (120 bis 134) rezitiert. Aber vielfach war "TU B'Schvat" nicht mehr als ein besonderer Eintrag im Kalender. Der bekannte deutsche Rabbiner Samson Raphael Hirsch
erwähnt das "Neujahrsfest der Bäume" in seinem seinem 500 Seiten starken Buch "Choreb oder Versuche über Jissraels Pflichten in der Zerstreuung" aus dem Jahre 1838 nicht ein einziges Mal.

In der sephardischen Tradition Südeuropas, Asiens und Nordafrikas entwickelte sich "Tu B'Schwat" zu einem "Fest der Früchte" mit einer speziellen Gottesdienstordnung. In deren Rahmen wurden nicht nur ausführliche Gebete und Passagen aus der Heiligen Schrift gelesen, sondern auch vier Kelche Wein getrunken, wie beim Pessachmahl.

Mit den ersten landwirtschaftlichen Siedlungen, die von Juden im Land Israel im 19. Jahrhundert aufgebaut wurden, gewann auch "Tu B'Schwat" eine neue Bedeutung. Das "Neujahrsfest der Bäume" symbolisiert die Neubelebung und Befreiung des Landes und die Eroberung der Wüste. Während die jüdischen Kinder in der Diaspora an diesem Tag schulfrei hatten, ist er heute voller Aktivitäten. Es werden Tu-B'Schwat-Lieder gesungen und viel getanzt. Natürlich nutzt der Jüdische Nationalfonds, Keren Kajemet LeJisrael, den Anlass weltweit, um für sein Anliegen des Bodenerwerbs und der Aufforstung in Israel zu werben.

Bäume loben Gott
Die Phantasie der jüdischen Tradition denkt sich die Bäume als Gemeinde, mit Rabbi, Vorbeter und Schammes (Synagogendiener). In ihrer ganz eigenen Art loben die Bäume den Schöpfer, haben ihre eigenen Melodien beim Verlesen der Torah, so wie das vor langer Zeit schon der Prophet Jesaja gesagt hatte: "Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen" (Jesaja 55,12).

DIE FEIERTAGSBRÄUCHE

Schösslinge pflanzen - Dies ist ein Brauch, der sich erst vor relativ kurzer Zeit entwickelt hat – im späten 19. Jahrhundert mit der erneuten jüdischen Besiedlung des Landes Israel. Die Initiative, Bäume zu pflanzen, begann in den Schulen und breitete sich über das ganze Land aus und wurde zu einem tief verwurzelten Brauch. Heute ist es üblich, Kinder an Tu B’Shwat auf die Baumplantagen mitzunehmen. Vorschulen und Schulen halten besondere Zeremonien ab, um diesen Feiertag zu kennzeichnen. In den vergangenen paar Jahren wurde dem Feiertag ein ökologisches Element hinzugefügt: die Erhaltung und Aufzucht von Bäumen (und der grünen Landschaft generell) als Symbol der Wichtigkeit der Natur in unserem Leben.

Getrocknete Früchte - Ein weiterer, besonderer Tu B’Shwat Brauch ist der Verzehr getrockneter Früchte. Dieser Brauch wurde von dem jüdischen Leben in der Diaspora übernommen – als frische Früchte aus Israel nicht verfügbar waren. Heute sind getrocknete Früchte das ganze Jahr überall verfügbar, aber mit dem Herannahen von Tu B’Shwat sind die Marktstände und Geschäfte voll mit besonderen Geschenkkörben.

Tu B’Shwat Seder - Während des vergangenen Jahrzehnts breitete sich das Halten eines Tu B’Shwat Seder – eines zeremoniellen Mahls – aus. Dieses Mahl war unter einigen Diaspora-Juden üblich (was offenbar im 17. Jahrhundert begann). Das Seder basiert auf dem Modell des Pesach Seder, und es wurden besondere Gebete und Lieder hierfür komponiert. Frische und getrocknete Früchte, mit denen das Land Israel gesegnet war, werden zum Seder gereicht, sowie vier Becher roten und weißen Weines.

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