Ich denke, was Pastor Werner Oder in diesem Artikel für Österreich
beschreibt, gilt vielerorts auch noch bei uns in Deutschland...


Lebensbericht über Werner Oder
Hoffnung für Österreich
Von Herta Leithgöb und Lisa Rüdiger, Newsletter 25 März 2009
Internationale Christliche Botschaft Jerusalem

"Meine Überzeugung wächst, dass Gott in Österreich mächtig wirken wird, um diese Nation von ihrer furchtbaren Vergangenheit zu erlösen. Ich glaube, dass der Herr eine erstaunliche Brücke zwischen Österreich und Israel schlagen und den Christen neuen Mut geben wird, sich selbst nicht mehr länger als Opfer der Geschichte, sondern als Gestalter der Geschicke ihres Landes zu sehen."

Diese hoffnungsfrohen Worte stammen von einem Mann, der es wissen muss. Pastor Werner Oder, Sohn des österreichischen Nazi-Kriegsverbrechers Wilhelm Oder, wuchs selbst in einer beängstigenden, von Gewalt und besessenem Judenhass geprägten häuslichen Atmosphäre auf. Wenn jemand für die Opferrolle prädestiniert gewesen wäre, dann er. Doch die

Begegnung mit Jesus Christus veränderte sein Leben für immer, befreite ihn von dem seit Generationen in seiner Familie verwurzelten Antisemitismus und schenkte ihm eine neue Leidenschaft und Liebe für das Volk und das Land Israel.

Im Gespräch mit Herta Leithgöb, Vorstandsmitglied des österreichischen ICEJ-Zweiges, erzählte Werner, der in England lebt, im Januar dieses Jahres über sein so spannendes und ungewöhnliches Leben.

"Als mein Vater aus dem Gefängnis nach Hause kam, war es, als ob jemand das Licht ausgeknipst hätte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie sich Dunkelheit und ein unheimliches, böses Chaos auf die ganze Familie legten". Obwohl Werner zu diesem Zeitpunkt erst drei Jahre alt war, hat sich die Veränderung der häuslichen Atmosphäre tief in sein Gedächtnis eingebrannt.

Verbrecher als Helden
Wilhelm Oder hatte als SS-Unteroffizier den Krieg im Konzentrationslager Dachau und später im polnischen Rabka verbracht, wo er den Genickschuss und andere Methoden erfand, um in kürzester Zeit möglichst viele Juden zu töten. Er bildete polnische, ukrainische, deutsche und österreichische SS-Mitglieder im Töten in einer ehemaligen deutschen Mädchenschule aus. Regimefeindliche Polen und Juden wurden im Wald hinter der Schule zusammengetrieben und erschossen. Oft benutzten er und seine "Schüler" polnische oder jüdische Kinder als lebendige Zielobjekte für Schussübungen mit dem Maschinengewehr.

"Mir kam das immer merkwürdig vor", berichtet Werner. "Meine Familie hat immer gesagt, wie so viele Österreicher, wir haben nichts gewusst, wir haben nichts getan und wir haben nichts gesehen, alles wurde unter den Teppich gekehrt." Von den Amerikanern festgenommen musste Wilhelm Oder sich dann nach dem Krieg vor einem österreichischen Gericht verantworten und wurde zu sechs Jahren Strafarbeit verurteilt. Nach mehreren Monaten kam er allerdings frei.

"Viele Kriegsverbrechertribunale in Österreich waren Scheingerichte", erzählt Werner, der die eigene Familiengeschichte ausführlich erforscht hat. "Zeugenbestechung war in diesen Tagen normal und oft waren die Geschworenen voreingenommen zugunsten der angeklagten Kriegsverbrecher. Oft wurden die Angeklagten aus 'Mangel an Beweisen' freigesprochen. Vor dem Gericht wartete dann schon die örtliche Blaskapelle, um die 'schuldlose' Befreiung ihren 'Helden' zu begrüßen." Auch Wilhelm Oder wurde von der Bevölkerung in Oberösterreich trotz seiner dunklen Vergangenheit und seines unverantwortlichen und gewalttätigen Verhaltens bewundert. "Mein Vater war ein Frauenheld, der nie lange eine Arbeitsstelle halten konnte. Als er nach Hause kam, brachte er alle seine Dämonen mit", erinnert sich Werner. "Meine Schwester und ich waren völlig traumatisiert und ich wurde jede Nacht von Dämonen gequält."

Kindheit in Angst
Obwohl Wilhelm Oder die Familie nach einigen Jahren verließ und Werner seinen Vater nur noch bei dessen Beerdigung wieder sah, verschlechterte sich Werners geistlicher und emotionaler Zustand immer mehr. "Geplagt von furchtbaren Albträumen litt ich unter ständiger Todesangst, ich wurde selbst gewalttätig und entwickelte Hass auf die Juden. Das passierte nicht einfach, es war ein erlerntes Verhalten. Einen Österreicher in der damaligen Zeit "Jude" zu nennen, war das schlimmste vorstellbare Schimpfwort." Da es nach dem Krieg zu viele traumatisierte Menschen in Österreich gab, war niemand willens oder in der Lage dem Jungen zu helfen. Seine eigene Mutter war völlig überfordert mit ihrer eigenen Lage.

Nach sechs Jahren täglich wiederkehrender Albträume war Werner physisch und mental so krank, dass er überzeugt war, sterben zu müssen. Zum ersten Mal in seinem Leben, im Alter von neun Jahren, schrie er zu Gott: "Ich will nicht sterben, ich will leben!" "Obwohl es keinen Gott in unserem Zuhause gab und ich keine Ahnung hatte, wer oder wo Gott war, war dies mein erstes Gebet." Kurz vor ihrem Tod vertraute Werners Mutter ihm an, dass sie der Schrei ihres Sohnes, den sie zufällig mit anhörte, tief bewegt hatte.

Befreiung
Zu Werners Enttäuschung änderte sich zunächst nichts, sein Zustand verschlimmerte sich noch weiter. Gott hatte jedoch sein Gebet erhört. "In dem Augenblick, als ich zu Gott schrie, berief er einen jungen Mann aus Deutschland, Peter Wiegand, Evangelist in Österreich zu werden. Es dauerte allerdings noch sieben Jahre, bis wir uns trafen." Peter war der erste, der Werner von der Liebe Gottes und dem vollendeten Werk Christi am Kreuz auf Golgatha erzählte. "Das war ein unglaubliches Konzept für mich. Jemand, der Gott genannt wurde, liebte mich? Peter erklärte mir, dass Jesus für mich am Kreuz starb, damit ich frei sein könnte. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte." Ein paar Tage später suchte Werner Peter auf, der ihm half, Vergebung seiner Schuld zu finden. Werner gab dann sein Leben Jesus. "Von diesem Moment an verließen mich die Dämonen, die Albträume hörten auf und alles veränderte sich. Ich empfing nicht nur Vergebung, sondern ich wurde von satanischer Macht befreit. Es war unglaublich, ich war frei!"

"Meine Bekehrung war jedoch nur der Anfang eines Prozesses", berichtet Werner. "Ich musste Gott Zeit und Raum geben, mich umzugestalten. Ich musste einen neuen Lebensstil entwickeln, mein moralisches und psychologisches Leben waren ein einziges Chaos." In den folgenden sieben Jahren wurde Schloss Klaus, ein christliches Jugendzentrum in Österreich, sein Rettungsanker. Hier erfuhr er bedingungslose Liebe, Geduld und Jüngerschaft. Langsam aber sicher kam sein Leben wieder in geordnete Bahnen. Und er machte eine weitere entscheidende Entdeckung: Jesus war Jude! Eine unerklärliche Liebe für das jüdische Volk begann, in seinem Herzen zu wachsen.

"Ich ging zurück zu meiner Familie, den führenden Nazis und Antisemiten und sagte: 'Wisst Ihr, dass Jesus Jude ist und was Ihr den Juden angetan habt?' So etwas zuhause zu sagen, war, als ob man eine Handgranate gezündet hätte. Die Hölle brach los. Ich wurde wüst beschuldigt und angeschossen, ich habe die Narben von diesem Schuss, der meinen Hinterkopf streifte, immer noch. Ich wurde ohne Grund von der Polizei aufgegriffen, es war wirklich schlimm."

Berufung nach England
Inmitten dieses Tumultes berief Gott Werner im Jahr 1972 nach England, wo er in Capernwray eine Bibelschule besuchte. Mit seiner Frau Avril, die aus Yorkshire stammt, kehrte er später für einige Jahre nach Österreich zurück. Gott forderte ihn jedoch wieder heraus, alles hinter sich zu lassen, und das Paar ging zurück nach England, wo Werner seine Bibelstudien fortsetzte und schließlich Pastor der Christlichen Gemeinde Tuckton in Bournemouth wurde.

Liebe zum Jüdischen Volk
"Ich bin schon in Israel gewesen und habe sehr gute Beziehungen zur Jüdischen Gemeinschaft in England entwickelt", erzählt er. "Wegen meiner Liebe zu Israel, die über die Jahre gewachsen ist, hat Gott mir viele Möglichkeiten gegeben, bei Holocaust-Gedenktagen zu sprechen, wo ich viele Juden treffe. Einmal habe ich mein Zeugnis in London vor fast 1000 Leuten gegeben, viele von ihnen jüdische Geschäftsleute. Ich werde immer freundlich aufgenommen, die Leute wissen, dass ich sie liebe und sie respektieren meinen Glauben, dass Jesus der Messias ist. Ich habe wunderbare Möglichkeiten, ihnen zu sagen, dass wir sie lieben."

"In Österreich geben alle Leute, mit denen ich spreche, vor, nichts von der antisemitischen Vergangenheit des Landes zu wissen. Es gibt eine Verschwörung des Schweigens, eine satanische Macht, die die Österreicher stranguliert. Die erste Generation ist ohne Buße gestorben, und die zweite und dritte Generation hat daher noch den Fluch geerbt als Folge dessen, was die erste Generation den Juden angetan hat. Österreich könnte ein so viel freieres Land sei, wenn diese Frage gelöst wäre."

Liebe zu Österreich
Dennoch hat Werner Hoffnung und empfindet eine tiefe Liebe für sein Heimatland. Im Jahr 1994 konnte er seine Mutter, die ihr ganzes Leben lang seinem Glauben sehr feindlich und ängstlich gegenüber stand, zu Jesus führen, sechs Monate vor ihrem Tod. "Ich spüre dieses Drängen in meinem Herzen, mein Zeugnis in Linz zu erzählen. Wann immer ich es erzähle, tut Gott erstaunliche Dinge. Ich möchte in Linz eine große Feier veranstalten, mit guter Musik, Lobpreis und jüdischen Tänzern. Ich möchte alle katholischen und evangelischen Kirchen dabei haben, die Israel lieben – um Israel zu segnen."

"Linz war die Hochburg der Nazis, Adolf Eichmann wurde dort geboren, Hitler ging dort zur Schule und meine Familie stammt aus der Nähe der Stadt. Mauthausen war die Mutter aller Konzentrationslager, es liegt in der Nähe von Linz. Ich möchte mein Zeugnis zurück in dieses Zentrum bringen und das Wunder der Freiheit verkünden, das Menschen erleben, wenn sie ihr Leben Jesus geben. Ich glaube, das könnte etwas in Linz auslösen, was die ganze Nation beeinflussen wird."

Die Webseite der Tuckton Gemeinde ist im Internet unter www.tucktonchristiancentre.co.uk zu finden.

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