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Aktion Barmherzigkeit

Rundbrief August-September 2005


Meine lieben Freunde und Verwandten,

Kennst du Schadrach, Meschach und Abednego? Das waren die drei Freunde, die sich geweigert hatten, vor dem goldenen Bild des Königs niederzuknien. Es waren Männer, die ihrem Gott treu geblieben waren. Deshalb wurden sie gefesselt in den brennenden Feuerofen geworfen. Doch mitten im Feuer waren sie nicht allein, sondern da war noch ein Vierter mit ihnen: Jesus höchstpersönlich! Er hat sie bewahrt. So ist Jesus. Mich hat das gelehrt, dass Jesus überall mit uns ist - selbst im Feuer! Da fiel mir die Bibelstelle von Jesaja 43:2 ein: Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flammen werden dich nicht verbrennen. Die Geschichte von den drei Freunden findest du in Daniel 3:8-25.


In den letzten Monaten habe ich mich zeitweise wie diese drei Freunde gefühlt...:

* Als mein Appartment für sechs Monate voller Leute war und ich nicht wusste, wo ich mich zurückziehen konnte.

* Als wir das dreckige Appartment hinterher zu Viert sieben Stunden lang reinigen mussten und danach zwei Wochen lang die Schäden ausgebessert haben. Jeison hat dabei fleißig mitgeholfen.

* Als zwei Mitarbeiter von unserer Arbeit zu einer anderen gingen.

* Als sich Marta, Paola, Tatiana und Diana mit Tränen von uns verabschiedeten, um in der Arbeit eines Amerikaners aufgenommen zu werden.

* Als meine schöne Digitalkamera plötzlich fehlte, weil sie jemand aus meiner Nachttischschublade gestohlen hatte.

* Als Laura sehr krank wurde und wir dachten, dass es Knochenkrebs sei. Alle Symptome wiesen darauf hin. Welch eine Erleichterung, als der Arzt nach verschiedenen Tests mitteilte, dass dies nicht der Fall ist.

* Als vor Kurzem zwei unserer neuen Mädchen eine Menge Tabletten schluckten.

* Als Hermes völlig ausrastete und wir nicht mehr wussten, was wir mit ihm machen sollten.

* Als wir Häuser suchten und andere uns zuvorkamen, weil sie ihre Papiere schneller fertig hatten als wir.

* Als Luz Marina, eines unserer Mädchen, uns mitteilte, dass sie schwanger ist. Sie war das erste Mädchen, das ich vor sieben Jahren aufgenommen hatte. Sie hatte nur eine Beziehung und wurde sofort schwanger. Im Februar wird das Kind zur Welt kommen.

* Und weil meine einzige kleine, persönliche finanzielle Unterstützung von einer Freundin und meiner Familie nicht kam von April bis September 2005.

Doch ich habe auch eine sehr gute Nachricht: Inmitten dieser Prüfungen, in denen Tränen oft nicht fehlten, war Jesus da und hat mich reifen und wachsen lassen. Er hat mir neu gezeigt, dass ich ganz von Ihm abhängig bin. Oft habe ich Seine Nähe förmlich gespürt!


Und nun zu den Siegen, die wir ebenfalls erleben durften:

1. Im Mai sind wir mit den Mädchen in ein größeres Haus umgezogen, das direkt gegenüber von einem schönen Park steht.

2. Gott hat uns zwei Mitarbeiterinnen geschenkt, die eine hervorragende und qualifizierte Seelsorgearbeit leisten und dazu noch die große Gabe haben, unsere anderen Mitarbeiter zu schulen. Beide sind Leiterinnen in unserer Gemeinde in Bogotá und wurden sehr gut geschult. Beide heißen sie Marta.

3. Die Mitarbeiterin, die Gott uns für Haus 2 geschenkt hat, ist Teresa. Sie ist eine Mama voller Liebe für die Jungs.

4. Drei unserer großen Kinder haben ihre Schule im Juni mit Erfolg abgeschlossen: Camilo, er macht gerade seinen Wehrdienst bei den Wächtern des Präsidentenpalasts. Paola, sie ist jetzt in der anderen Einrichtung und macht einen Computerkurs. Angelica-María Romero studiert intensiv Englisch, weil sie sich auf die Universität in den USA vorbereitet. Sie hat eine große Gabe als Leiterin und Lehrerin. Ihr Traum ist es, für arme Kinder eine Schule zu eröffnen.

5. Andrés Mejía kam in unsere Arbeit zurück, da seine Mutter ihn auf die Straße gesetzt hatte. Er verdient sein Geld im Moment mit einem Kleinbetrieb, den er selbst aufgebaut hat. Er verkauft richtig leckere Waffeln; die einen sind süß mit Früchten, andere mit Pilzen und Hähnchenfleisch und wieder andere für Vegetarier mit verschiedenem Gemüse. An den Vormittagen studiert er im Goetheinstitut Deutsch und in einem anderen Institut Englisch. Er hat ein großes Sprachtalent und sein Traum ist es, ein professioneller Übersetzer zu werden. Sobald er genug Deutsch kann, werden ihm seine Paten helfen, nach Deutschland zu gehen, um dort an einer Uni zu studieren.

6. María Alejandra, die ich im letzten Rundbrief vorgestellt hatte, arbeitet seit Kurzem für zwei Nachmittage und zwei Nächte in der Woche bei norwegischen Missionaren. Neben ihrer Schulausbildung macht sie einen Englischkurs. Sie hat von der Familie die Zusage erhalten, dass sie im nächsten Sommer als Aupair nach Norwegen gehen darf. Die Familie hat zwei kleine Kinder im Alter von ein und drei Jahren. María leistet eine hervorragende Arbeit mit diesen Kindern.

7. Seit April besuchen uns regelmäßig Leute aus unserer Gemeinde in Bogotá, um unseren Kindern zu dienen. Einmal im Monat kommen sie zu den Mädchen und ein anderes Mal zu den Jungs. Jedes Mädchen und jeder Junge hat einen persönlichen geistlichen Paten. Das Programm läuft wie folgt ab: Zeit der Begrüßung und Austausch, gemeinsames Singen und Gebet, Thema, Gebet für die Kinder und gemeinsames Snackessen. Bei allen Themen geht es um innere Heilung mit dem Schwerpunkt sexueller Missbrauch.

8. Ein Hauskreis der Gemeinde besucht uns einmal im Monat, um uns Lebensmittel zu schenken und mit den Kindern auszutauschen.

9. Zwei unserer Mädchen haben eine Krankenpflegeausbildung begonnen.

10. Von einer Gemeinde in Süddeutschland wurde ich mit einer persönlichen Sonderspende sehr ermutigt.

11. Lossburg im Schwarzwald: Konfirmanden haben sich für unsere Arbeit eingesetzt und Geld gesammelt. Vielen herzlichen Dank für eure Mühe!

12. Andere haben uns Sonderspenden und schriftliche Grüße zukommen lassen. Das hat uns sehr gefreut und ermutigt!

13. Seit Juli ist unsere Arbeit um sechs weitere Kinder angewachsen: Camila, 11 Jahre. Ihre Mutter wurde am 31.12. umgebracht. Der Vater ist mit einer anderen Frau verheiratet, die Camila ablehnt. Er hilft uns jedoch mit einem kleinen Beitrag, sodass Camila bei uns wohnen kann. Yeimi ist 13 Jahre alt. Eine Frau aus einer anderen Gemeinde bat uns, Yeimi zu helfen. Ihre Mutter war drogenabhängig und kam bei einem Autounfall ums Leben. Ihren Vater kennt Yeimi nicht. Von ihrer Großmutter wurde sie misshandelt, sodass sie lieber auf der Straße lebte. Ihr Taufpate hilft uns mit einem kleinen Beitrag, sodass wir Yeimi aufnehmen konnten. Judy, 13 Jahre und ihre Schwester Erica, 8 Jahre, kamen über Jugend mit einer Mission zu uns. Sie lebten mit ihrer Mutter nachts in einem Bordell, waren tagsüber in der Straßenkinderschule oder auf der Straße. Jugend mit einer Mission hilft uns mit den Transport- und Ausbildungskosten. John Fredy, 14 Jahre, und Cristian, 11 Jahre, waren Notaufnahmen. Sie lebten in einer Arbeit von dänischen Missionaren. Während die Missionare außer Landes waren, kamen Haus und Arbeit derart herunter, dass die Behörden die Kinder in staatlichen Einrichtungen unterbringen wollten. So war schnelles Handeln angesagt. Jeder Junge bekommt eine kleine Unterstützung von 25.- €. Ihr hättet die Augen von John Fredy sehen sollen, als ich ihm Kleidung kaufte, da seine Schuhe und T-Shirts mehr Löcher als Material aufwiesen. Das Leuchten in seinen Augen werde ich nie vergessen.

14. In den Monaten Juni und Juli war ich stellvertretende Hauskreisleiterin, während meine geliebte Leiterin Sara auf Reisen war. Gott hat diese Zeit gesegnet und mir Weisheit und Gunst geschenkt. Wir durften Seine Gegenwart und Sein Wirken erleben.

15. Inzwischen war ich auf dem Leiterschaftswochenende, da ich alle Tests in der Gemeinde bestanden hatte. Im November werden alle treuen Mitarbeiter, die täglich ihre Zeit mit Gott haben und sich von ihm leiten lassen, in Leiterschaft von der Gemeinde eingesetzt. Eine andere Bedingung ist noch, dass ich einem Hauskreisleiter der Gemeinde untergeordnet bin. All diese Bedingungen erfülle ich bis jetzt.

16. Für zwei Wochen war ich mit Liliana in Peru. Dort haben wir eine sehr schöne Zeit mit den Pastoren und lieben Freunden aus der Gemeinde aus Aalten in Holland verbracht. Habt ihr gewusst, dass Peru noch ärmer ist, als Kolumbien? Es ist ein sehr trockenes, jedoch sehr schönens Land mit vielen Bergen.

Für folgende Anliegen benötigen wir eure Gebete:

* Im Dezember brauchen auch die Jungs ein neues Zuhause, da der Besitzer sein Haus wiederhaben möchte. Wir sind mal wieder auf Haussuche...

* In den nächsten Wochen bis Mitte Oktober habe ich eine wichtige Entscheidung zu treffen. Bitte betet mit mir, dass es die Richtige ist.

* Noch zwei Mädchen suchen ein Zuhause - sollen wir sie aufnehmen?

* Genug Paten für alle neuen Kinder und für meine persönliche Unterstützung.

* Für einen männlichen Mitarbeiter im Haus 2, wo die Jungs wohnen.

Ich bin froh, dass ihr unserer Freunde seid, das ist ein großer Segen.


Ganz herzliche Grüße von uns allen aus Kolumbien und insbesondere von eurer Angelika


Angelika tanzt eine Cumbia. Das ist ein typischer Tanz in Kolumbien. Diese Tracht trägt man bei Festen an der Küste.

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