China:
Deutscher wegen Kontakten zur Untergrundkirche getötet?

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 18. Februar 2008


Der Kölner Student Bernhard Wilden soll Selbstmord begangen haben; die
Eltern bezweifeln offizielle
Darstellung.
Foto: Regina Wilden/Privat
B e r l i n / P e k i n g / K ö l n (idea) – Musste ein in Peking lebender Student aus Köln seine Kontakte zur staatlich nicht anerkannten Untergrundkirche mit dem Leben bezahlen? Entsprechende Vermutungen veröffentlicht die Zeitung "Welt am Sonntag" (Berlin).

Offiziellen Informationen zufolge hat der 24-jährige Student der Sinologie (Chinakunde) und der Wirtschaftswissenschaften, Bernhard Wilden, am 23. Dezember 2006 Selbstmord begangen, indem er sich im Pekinger Universitätsviertel Haidian von der Feuertreppe eines Hochhauses stürzte. Die Eltern Regina und Gerhard Wilden (Köln) hegen aber dem Zeitungsbericht zufolge Zweifel an der Darstellung der Behörden. Zwei Tage vor seinem Tod habe der Student in einem

Telefonat seine Eltern gebeten, dass sie ihn abholen sollten, weil er sich bedroht fühle. In einer E-Mail einen Tag später habe er geschrieben, dass er seit längerem von Geheimpolizisten beobachtet werde. Die Eltern glauben nicht, dass ihr Sohn Selbstmord begangen hat. "Unser Sohn war ein ausgeglichener Mensch und überaus erfolgreicher Student", werden sie zitiert. Zudem sei er ein bekennender Katholik gewesen, für den Selbstmord undenkbar sei. Der Sohn habe aber Kontakte zur Untergrundkirche gehabt, fand der Vater bei Recherchereisen in China heraus. Dabei fielen ihm einige Widersprüche zu den Angaben der Behörden auf. Die Feuertreppe sei gesichert und von außen gar nicht zugänglich. Ein Kommilitone seines Sohnes habe erklärt, dass die Leiche keine sichtbaren Verletzungen aufgewiesen habe. Auch hätten die ihm übergegebene Kleidung und die zerbrochene Brille keine Blutspuren aufgewiesen. Die "Welt am Sonntag" fragt, ob Wilden "Opfer von Agenten der berüchtigten Geheimorganisation 'Büro 610', einer Sondereinheit der Kommunistischen Partei für die Verfolgung religiöser Minderheiten, geworden" sei. Weiter heißt es: „Wollte man angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele um jeden Preis vermeiden, dass der junge, bestens vernetzte Deutsche auf die Lage der verfolgten Christen in China aufmerksam macht?“

Religiöse Verfolgung nimmt zu
Nach Angaben des US-amerikanischen Hilfswerks China Aid Association (CAA) hat sich die religiöse Verfolgung in der Volksrepublik China im vergangenen Jahr verschärft. Insgesamt gab es danach 60 Übergriffe auf staatlich nicht anerkannte Hausgemeinden, ein Zuwachs von mehr als 30 Prozent gegenüber 2006. Die Zahl der Verfolgten wuchs um 18,5 Prozent auf 788 Personen. 693 wurden festgenommen und eingesperrt. Die Gesamtzahl der Christen im kommunistisch regierten China wird laut CAA einem internen staatlichen Bericht zufolge auf bis zu 130 Millionen geschätzt. Andere China-Kenner gehen von 40 Millionen aus. Unbestritten ist, dass sich die meisten in staatlich nicht registrierten Gemeinden versammeln. Die staatlich anerkannte Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat repräsentieren nach offiziellen Angaben 18 Millionen Mitglieder. Von den etwa 20 Millionen Katholiken gehören rund sechs Millionen regimetreuen Kirchen an.

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