Indien:
Angst vor neuer Christenverfolgung

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 26.03.2009


Nach Ermordung eines Hindu-Führers fürchten Christen Vergeltung.

N e u D e l h i / S t a p e l a g e (idea) – Im indischen Bundesstaat Orissa geht die Angst vor einer neuen Welle der Christenverfolgung um. Am 19. März wurde der 30-jährige Hindu-Extremist Prabbhat Panigrahi vermutlich von Maoisten ermordet.

Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass Hindu-Extremisten dieses Attentat erneut Christen in die Schuhe schieben und blutige Vergeltung üben. Im vorigen Jahr waren schwere Übergriffe auf Christen ausgebrochen, nachdem am 24. August der extremistische Hindu-Führer

und Christengegner Swami Laxmanananda Saraswati ermordet worden war.

Zu dem Attentat hatte sich die verbotene "Kommunistische Partei Indiens – Maoisten" bekannt, doch Hindu-Extremisten machten Christen für die Bluttat verantwortlich. Saraswati war seit 40 Jahren Drahtzieher von Übergriffen auf Christen. Seit Ende August waren bei Attacken militanter Hindus nach Angaben des Gesamtindischen Christenrats (AICC) rund 200 Christen ermordet, 18.000 verletzt und 53.000 vertrieben worden. Über 4.600 Häuser gingen in Flammen auf, darunter 150 Kirchen, Gemeinde- und Waisenhäuser. Mehr als 50.000 Christen suchten Zuflucht in Flüchtlingslagern.

Orissa: Christen sollen Hindus werden
Sie stehen immer noch unter massiver Bedrohung. Christen, die in ihre Heimat zurückkehren, werden vor die Wahl gestellt, Hindus zu werden oder zu verschwinden, sagte der Generalsekretär der indischen Evangelisch-Lutherischen Gossner Kirche, Cyril Lakra, am 22. März bei einem Empfang der reformierten Kirchengemeinde in Stapelage (Kreis Lippe). Die Rückkehr zu Normalität und Frieden sei noch weit entfernt. Lakra: "Die Angst der Christen vor fundamentalistischen Hindus in Orissa sitzt tief." Anders sei die Lage im benachbarten Bundesstaat Jharkhand: Dort sei es bislang nicht zu Gewalttaten gekommen. In dem Gebiet lebten die meisten der 500.000 Mitglieder der Gossner Kirche. In beiden Bundesstaaten zeigten sich die Kirchen gegenüber den Hindu-Fundamentalisten jederzeit gesprächsbereit, um den Konflikt zu entschärfen.

Hindu-Vorwurf: Kirchen zerstören Kastenwesen
Hintergrund der seit mehreren Jahren schwelenden Gewalt gegen Christen ist laut Lakra der Versuch der Hindu-Nationalisten, über die Volksgruppen der Adivasi und Dalits Macht zu gewinnen. Die Kastenlosen gelten als die am meisten benachteiligten Gruppen. Da sich die Kirchen um diese Menschen kümmern, seien sie ins Visier gewalttätiger Extremisten geraten. Die Hindus würfen den Kirchen vor, das Kastensystem zu untergraben. Die Lippische Landeskirche pflegt eine Freundschaft mit der Gossner Mission, aus der die Gossner Kirche hervorging. Wie der Pfarrer i. R. Wolf-Dieter Schmelter (Detmold) vom Freundeskreis der Mission sagte, habe man alle lippischen Bundestagsabgeordneten in einem Brief auf die Lage der Christen in Indien aufmerksam gemacht. Stapelages Gemeindepfarrer Holger Teßnow ermutigte zur Solidarität mit den Christen in Indien. In Orissa, das als Hochburg militanter Hindus gilt, sind 94 Prozent der etwa 37 Millionen Einwohner Hindus. 2,4 Prozent gehören Kirchen an. Indien hat rund 1,1 Milliarden Bürger, von denen 82 Prozent Hindus, 12 Prozent Muslime und 3 Prozent Christen sind.

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