Wahl in Indien:
Christen freuen sich über
"Gebetserhörung"
Sieg für Kongress-Partei Hindu-Partei BJP erleidet Wahlschlappe.
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 18. Mai 2009
Neu Delhi (idea) Hocherfreut über den Ausgang der Parlamentswahlen in Indien haben sich Repräsentanten der christlichen Minderheit gezeigt. Die Wahlen, bei denen vom 16. April bis 13. Mai mehr als 714 Millionen Wahlberechtigte an die Urnen gerufen wurden, endeten mit einem Sieg der säkularen Kongress-Partei und einer Niederlage der national-hinduistischen Bharatiya Janata Partei (BJP).
Der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrats und Bischof der Kirche von Nordindien, Dhirendra Kumar Sahu (Nagpur), bezeichnete den Wahlausgang als Gebetserhörung. Christen, die rund drei Prozent der Bevölkerung stellen, hätten sich eine religiös und weltanschaulich neutrale Regierung gewünscht. Die Frage sei jetzt, ob diese ihre guten Vorsätze auch umsetzen könne. Besonders erfreut zeigte sich der Bischof, dass die BJP im von religiösen Unruhen heimgesuchten Bundesstaat Orissa schwere Verluste erlitten hat. Dort sind seit August bei gewalttätigen Übergriffen hinduistischer Extremisten mehr als 100 Christen getötet, Tausende verletzt und rund 50.000 aus ihren Dörfern vertrieben worden. Über 4.600 Häuser und 252 Kirchen wurden zerstört. Jetzt könnten die Christen neue Hoffnung schöpfen, so der Bischof. Der Kirchenrat umfasst 29 protestantische und orthodoxe Kirchen mit mehr als 13 Millionen Mitgliedern.
Regierungsbildung ohne Kommunisten
Auch der Generalsekretär des Gesamtindischen Kirchenrats, John Dayal (Neu Delhi), begrüßte den Wahlausgang. Er hoffe auf ein Ende der religiös motivierten Gewalt. Die Täter müssten vor Gericht gestellt werden. Außerdem gelte es, weiter gegen Armut und Korruption zu kämpfen. Die Kongress-Partei ist so stark wie seit 1991 nicht mehr im Bundesparlament vertreten. Sie bekam 206 der 543 Sitze; mit ihren Wahlbündnispartnern kommt sie auf 262 Mandate. Die BNP erhielt 116 Mandate, ihr Wahlbündnis 160. Die "Dritte Front" mit Kommunisten und Regionalparteien schnitt mit 79 Mandaten enttäuschend ab. Der Rest verteilt sich auf kleinere Parteien. Die regierende Kongress-Partei mit ihrer Chefin Sonia Gandhi (62) wird nach Einschätzung politischer Beobachter schnell eine Regierung ohne die Kommunisten bilden können. Der bisherige Premierminister Manmohan Singh (76) wird voraussichtlich in zwei Jahren die Amtsgeschäfte an Gandhis Sohn Rahul (38) abgeben. Von den 1,2 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und drei Prozent Christen.