Christenmorde in der Türkei
kommen vor Gericht

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 19. Oktober 2007


Zwei der drei Opfer (v.l.): Der
Deutsche Tilmann Geske und der Türke Necati Aydin.
I s t a n b u l / M a l a t y a (idea) – Ein halbes Jahr nach der Ermordung von drei Christen in der osttürkischen Stadt Malatya hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf mutmaßliche Täter und sieben Helfer erhoben. Der Prozess soll in wenigen Tagen in Malatya beginnen.

Den Hauptverdächtigen drohen bei einer Verurteilung lebenslange Haftstrafen. Das berichten mehrere türkische Presseorgane in Istanbul. Am 18. April waren der Deutsche Tilmann Geske (46) und die Türken Necati Aydin (36) und Ugur Yuksel (32) in den Räumen des christlichen Zirve-Verlages von jungen Türken gefesselt, gefoltert und umgebracht worden.

Die fünf nach der Tat verhafteten 19- und 20-jährigen Muslime Emre G., Abuzer Y., Hamit C., Cuma Ö. und Salih G. handelten der Staatsanwaltschaft zufolge aus Hass auf christliche Missionare. Sie werden wegen Mordes und der Bildung einer bewaffneten Vereinigung angeklagt. Sieben weitere Verdächtige werden der Beihilfe beschuldigt. Die Witwe des ermordeten Deutschen, Susanne Geske, hat den Tätern vergeben. Sie lebt mit ihrem Sohn Lukas (10) und den beiden Töchtern Michel (13) und Miriam (8) in Malatya. Sie gehören dort einer türkischen Gemeinde an.

Verlag wurde schon lange bedroht
Nach Angaben des türkischen Informationsdienstes Bianet (Istanbul) ist Kritik an den türkischen Behörden laut geworden. Sie hätten nicht genug getan, um das christliche Verlagshaus zu schützen und die Bluttat zu verhindern. Distriktgouverneur Halil Ibrahim Dasöz habe entgegnet, dass kein Schutz erbeten worden sei. Laut Bianet hat jedoch der Gründer des Verlags, Martin de Lange, bereits am 17. Februar 2005 bekanntgegeben, dass das Unternehmen von türkischen Nationalisten bedroht werde. Nach Angaben des Pastors der Protestantischen Gemeinde von Izmir, Fiket Böcek, haben 15 der ursprünglich 22 christlichen Familien in Malatya die Stadt verlassen. Nicht nur die Morde an den evangelikalen Verlagsmitarbeitern haben die Weltöffentlichkeit aufgeschreckt. Schon am 19. Januar war der armenisch-türkische Journalist Hrant Dink, gebürtig aus Malatya, in Istanbul auf offener Straße erschossen worden. Am 5. Februar wurde der katholische Priester Andrea Santoro in seiner Kirche in Trabzon ermordet.


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