Eine gesperrte christliche Webseite ist nicht unbedingt die Nachricht, aber in diesem Fall halte ich sie dennoch für wichtig, gerade in Anbetracht der vielen deutschen Touristen auf den Malediven, die sich kaum um die dortigen Probleme kümmern. Die im Text angegebene christliche Website ist sehr interessant. Es wäre schön, wenn sich viele Beter für die Geschwister auf den Malediven finden!

Maldiven:
Reform der Politik, aber nicht der Religionsfreiheit
Nach einem Bericht von Elizabeth Kendal, ASSIST News Service, 08. Dezember 2008


Am Samstag, den 29. November kündigte das Ministerium für Islamfragen auf den Malediven die Sperrung einer zweisprachigen Webseite auf Divehi und Englisch an, von der behauptet wird, sie würde den christlichen Glauben unter der Bevölkerung verbreiten.

Minivan News, eine unabhängige Nachrichtenquelle auf den Malediven, versuchte, mit dem Minister für Islamfragen, Dr. Abdul Majeed Abdul Bari, zu sprechen, der jedoch ablehnte. So recherchierte Minivan News auf eigene Faust und fand die Webseite www.sidahitun.com, die Material über Jesus und Lieder auf Divehi enthält. Am nächsten Morgen war der Zugang zur Webseite gesperrt.

Wie Minivan berichtet, "sprach sich Scheich Ibrahim Fareed Ahmed, der für seine aufrührerischen Predigten bekannt ist, dafür aus, alle

anti-islamischen Webseiten zu verbieten. Er habe gesagt: 'Obwohl dies eine islamische Gesellschaft ist, ist der Glaube einiger Maldivier nicht sehr stark. Wenn sie Zugang zu diesen Webseiten haben, weil ihr Glaube in den Islam geschwächt ist, dann kann das negative Auswirkungen haben.' Diese Ansicht vertrat auch der Religionsgelehrte Scheich Usman Abdullah - alle christlichen Webseiten sollten gesperrt werden, wie er sagte.

Hamza Latheef, 23, Student für Menschenrechte, ist der Ansicht, dass, obwohl das Ministerium die Existenz nicht-muslimischer Gemeinschaften auf den Malediven nicht offiziell zugebe, die Tatsache, dass man Webseiten mit evangelikalem Inhalt jedoch blockieren wolle, die tatsächliche Situation belege.

Die Verfassung der Malediven sichert allen Bürgern Meinungsfreiheit zu und das Recht, diese zu äußern, solange sie sich nicht gegen die Lehren des Islam richte. Das Gesetz zum Schutz der religiösen Einheit (Gesetz-Numner 6/94) richtet sich gegen jegliche anti-islamische Aktivitäten auf den Malediven (Bericht über die Sperrung der christlichen Webseite).

Am 29. Oktober wurde auf den Malediven Geschichte geschrieben, als es einen friedlichen Regierungswechsel gab. Der Religionsgelehrte Maumoon Abdul Gayoom, der das Land über 30 Jahre lang diktatorisch regiert hatte, wurde von Mohammad Nasheed, einem ehemaligen politischen Gefangenen, Folteropfer und Reformverfechter und Mitglied der Maldivischen Demokratischen Partei MDP besiegt. In einem Fernsehinterview am 03. September hatte er sich für verschiedene Verbesserungen, dem Menschenrechtsschutz und einer kompletten Umgestaltung des Landes eingesetzt.

Dem Berichterstatter von Minivan am 03. Dezember zufolge, habe es zwar eine Veränderung der Regierungslandschaft gegeben, nicht jedoch hinsichtlich der Religionsfreiheit.

Die Mitglieder der Maldivischen Demokratischen Partei haben sich in zwei Lager gespalten - in diejenigen, die von der früheren Diktatur zurücktraten und sich nun am Westen orientieren, und solchen, die sich einem noch intoleranteren, fundamentalistischen Islam zuwenden.

Nachdem der rechte Flügel der Partei mit den religiösen Fundamentalisten gegen Nasheed Sturm gelaufen war, weil dieser eine Frau als Vizekandidatin aufgestellt hatte, zog der Verfechter der Geschlechtergleichstellung seine Nominierung zurück. Um aber dennoch die Präsidentenwahlen zu gewinnen, gründete er eine Koalition, zu der u.a. die islamisch-fundamentalistische Adaalath Partei gehört, bestehend aus Hartlinern des rechten Flügels.

Nach verschiedenen gegenseitigen Beschuldigungen, "Christen" zu sein (was eine allseits beliebte Beleidung für diejenigen ist, die sich nicht islamisch genug verhalten), bzw. "zweifellos ein Ungläubiger", erhoben sich Zweifel am Abkommen des reformfreudigen Nasheed mit der Adaalath Partei.

Bei seiner Kabinettzusammenstellung Anfang November, nominierte Nasheed den Ratspräsidenten der Religionsgelehrten, Dr. Abdul Majeed Abdul Bari, zum Minister für Islamfragen. Dieser bezeichnet Musik als "haram" (verboten) und tritt für die Exekution Abtrünniger ein (Bericht).

Seit der Amtseinführung darf zu den Freitagsgebeten nur derjenige ungeprüfte Predigten vortragen, der sich zu den Anhängern von Adaalath zählt. Alle anderen müssen ihre Predigten vorher genehmigen lassen.

Es hat den Anschein eines Abkommens auf saudische Art, wo islamische Hardliner die totale Religionskontrolle im Austausch für "Frieden", politische Sicherheit und islamische Legitimierung der Regierungspartei innehaben. Das ist Pragmatismus von seiner schlechtesten Seite, denn er garantiert dem islamischen Fundamentalismus freie Bahn.

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