Gewaltwelle in Nigeria: Christen beten und fasten
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 01.01.2011


Mehr als 100 Todesopfer bei Anschlägen seit Weihnachten.

Maiduguri/Jos/Abuja (idea) – In Nigeria reißt die Welle der Gewalt nicht ab. Seit Weihnachten fielen Anschlägen, die meist Christen im Visier hatten, über 100 Menschen zum Opfer.

Die Christliche Vereinigung Nigerias (CAN) – der größte kirchliche Dachverband des westafrikanischen Landes – hat zum Gebet und Fasten am 1. Januar aufgerufen. Im ganzen Jahr sollen Gebets- und Fastentage für Frieden und Einheit an jedem ersten Tag eines Monats eingehalten werden.

Die jüngste Anschlagserie begann am Heiligabend. Bei Angriffen auf Kirchen in der nordostnigerianischen Stadt Maiduguri (Bundesstaat Borno) wurden sechs Menschen getötet. Am 30. Dezember starben in der Stadt acht Personen bei mutmaßlich von islamischen Extremisten verübten erneuten Attacken auf Kirchen. Im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau ist die Zahl der Todesopfer religiös motivierter Anschläge über Weihnachten auf mehr als 80 gestiegen. Zunächst war von mindestens 32 Toten die Rede; weitere kamen durch Zusammenstöße zwischen Christen und Muslimen hinzu. Am Heiligabend waren in der Hauptstadt Jos zwei Granaten in der Nähe eines Markts explodiert, auf dem Christen ihre Weihnachtseinkäufe erledigten. Weitere Sprengkörper gingen später in einem christlichen Wohngebiet und an einer Straße hoch, die zur Hauptmoschee führt. In der nigerianischen Hauptstadt Abuja ging am Silvesterabend eine Bombe in der Nähe einer Kaserne hoch. Mindestens ein Dutzend Menschen kam dort nach ersten Schätzungen ums Leben.

Muslimische Extremisten drohen mit Anschlägen auf "Ungläubige"
Zu den Anschlägen in Nord- und Mittelnigeria hat sich die radikal-muslimische Gruppe Boko Haram bekannt. Die Polizei nahm 92 Mitglieder als Tatverdächtige fest. Die Gruppe bekämpft vor allem westliche Bildung und droht mit weiterer Gewalt gegen „Ungläubige“. Im Sommer 2009 hatte sie bei fünftägigen Unruhen in drei nordnigerianischen Bundesstaaten eine Spur des Todes und der Verwüstung hinterlassen. Mehr als 700 Personen wurden getötet und etwa 20 Kirchen zerstört, darunter katholische, pfingstkirchliche und andere evangelikale Gemeinden. Tausende Christen wurden vertrieben. In dem gemischt religiösen westafrikanischen Land kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Extremisten wollen das islamische Religionsgesetz, die Scharia, im ganzen Land durchsetzen. Es gilt bereits in zwölf der 36 Bundesstaaten. Von den 140 Millionen Einwohnern Nigerias sind knapp 49 Prozent Christen, 45 Prozent Muslime und der Rest Anhänger von Naturreligionen.

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