Pakistanischer Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, erschossen
Bhatti hatte vor vier Monaten in einem Video seinen
Tod vorhergesagt und seinen Glauben verteidigt

Nach dem Artikel von Michael Ireland, Chefkorrespondent, ASSIST News Service, 02. März 2011


ISLAMABAD, PAKISTAN (ANS) -- Der Pakistanische Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, wurde heute am helllichten Tag in der Hauptstadt Islamabad aus dem Hinterhalt von Bewaffneten erschossen.

Laut Polizeibericht war er in einem Wohngebiet auf dem Weg zu seiner Arbeit, als sein Wagen von Kugeln durchsiebt wurde, wie die BBC auf ihrer Webseite schreibt.

Bhatti, der einzige christliche Minister im Kabinett, hatte Todesdrohungen erhalten, weil er zur Reform des Blasphemiegesetzes drängte.

Im Januar war der Gouverneur des Punjab, Salman Taseer, der

ebenfalls gegen dieses Gesetz war, von einem seiner Leibwächter erschossen worden.
Bhatti, 42, einer der führenden Politker der pakistanischen Regierungspartei PPP (Pakistan People's Party), hatte gerade sein Haus in einem Vorort verlassen, als drei bis vier Bewaffnete seinen Wagen umstellten und ihn mit Kugeln durchsiebten, wie dem BBC Bericht zu entnehmen ist.

Ein Zeuge, Gulam Rahim, sagte der AP News Agency, dass zwei der Angreifer die Wagentür geöffnet hätten, um Bhatti herauszuziehen, während ein anderer Mann mit einer Kalaschnikov in den Wagen schoss. Auf dem Weg in das nahegelegene Shifa-Krankenhaus verstarb Bhatti. Die vermummten Angreifer konnten laut Augenzeugen in einem weißen Suzuki entkommen.

Polizeichef Wajid Durrani zufolge habe Bhatti zum Zeitpunkt des Überfalls keine Leibwächter bei sich gehabt. Am Tatort wurden Flugblätter von Al Qaida und Tehrik-i-Taliban aus dem Punjab, einem Zweig der Taliban in der am stärksten bevölkerten Provinz Pakistans, gefunden.

Die Tehrik-i-Taliban hat die Verantwortung für den Überfall übernommen. "Dieser Mann war dafür bekannt, den Propheten (Muhammad) zu lästern," wie der Sprecher der Gruppe, Ahsanullah Ahsan, behauptete. "Wir werden weiterhin alle ins Visier nehmen, die sich gegen das Gesetz aussprechen, welches diejenigen bestraft, die den Propheten lästern. Ihr Schicksal ist dasselbe."

Wie die BBC berichtet, wurden auf allen Hauptstraßen Islamabads Sicherheitsbeamte positioniert.

Noch im Januar hatte Bhatti der BBC gegenüber gesagt, er würde allen Todesdrohungen die Stirn bieten, die er wegen seiner Bemühungen, das Blasphemiegesetz zu reformieren, von islamistischen Militanten erhalten habe.

Ein Regierungssprecher verurteilte den Mord: "Dies ist eine gezielte Kampagne, jede liberale, fortschrittliche und humanistische Stimme in Pakistan niederzumetzeln," sagte Farahnaz Ispahani, Sprecherin des Präsidenten Asif Ali Zardari, gemäß AP News Agency. "Die Zeit ist gekommen, dass sowohl Landes- als auch Provinzregierungen Stellung gegen diese Mörder beziehen, um die Essenz Pakistans zu retten."

Der Mörder des im Januar ebenfalls in Islamabad ermordeten Gouverneurs Taseer wurden von vielen im Land als Held gefeiert.

Der Gouverneur hatte einen Gesetzentwurf der Parlamentsabgeordneten Sherry Rehman befürwortet, das Blasphemiegesetz abzuändern, um Justizirrtümer zu verhindern und das Todesurteil abzuschaffen. Doch angesichts der scharfen populären Opposition erklärte die Regierung, sie würde die vorgeschlagenen Reformen nicht unterstützen.

Wie Frau Rehman mitteilte, bekäme sie telefonisch wie auch per Email alle halbe Stunde Todesdrohungen.

Laut Darstellungen der BBC sind die Christen Pakistans, die etwa 1,5% der Bevölkerung von 185 Millionen ausmachen, durch den Tod Bhattis auf sich allein gestellt. "Wir sind heute zu Waisen geworden!" sagte Rehman Masih, ein Christ aus Islamabad, AP News Agency. "Wer wird sich jetzt für unsere Rechte einsetzen?"

Das pakistanische Blasphemiegesetz befindet sich im Rampenlicht, seit die Christin Asia Bibi im vergangenen November im Punjab zum Tod durch den Strang verurteilt wurde. Bibi bestreitet, den Propheten Muhammad beleidigt zu haben.

Obwohl bisher noch kein Todesurteil ausgeführt wurde, sind laut BBC bereits über 30 Angeklagte durch Lynchjustiz ermordet worden. Diese Gesetzesurteile beruhen oftmals nur auf Indizien und im Zusammenhang mit privaten Streitereien, wie kritisiert wird.

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