J. Lee Grady spricht hier über amerikanische Gemeinden, aber ich bin überzeugt, dass es sich ebenso auf die weltweite Gemeinde bezieht, deswegen lade ich diesen Artikel hier hoch.

Eindringenlicher Aufruf
an Gemeinden

von J. Lee Grady, "Fire in my bones" aus Charisma, 07. Dezember 2007

Eine Gruppe charismatischer Pastoren ruft amerikanische Christen auf,
die vernachlässigte Aufgabe der Seelengewinnung wieder aufzunehmen.


Die amerikanische Gemeinde weiß, wie man funktionale Gebäude baut, anspruchsvolle Programme entwickelt, Technologie gebraucht und zum sprichwörtlichen Chor redet. Aber wir haben die fundamentale Aufgabe der Seelengewinnung vergessen - und das Resultat sind Gemeinden, die mit einer Rekordrate schließen und immer mehr Jugendliche, die sich vom Glauben abwenden.

Diese verhängnisvolle Einschätzung der amerikanischen geistlichen Situation wurde letzte Woche auf einer Tagung im Charisma Hauptbüro in Orlando/Florida von 50 nationalen und internationalen Evangelisten auf einer ehrlichen, 24-stündigen Strategiesitzung beraten. Unter den Teilnehmern befanden sich der südafrikanische Erweckungsprediger Rodney Howard-Browne, der alterfahrene Straßenprediger Scott Hinkle und der deutsche Evangelist Reinhard Bonnke.

"Wenn der Geist der Evangelisation unsere Herzen ergreift, dann werden unsere Prioritäten komplett auf den Kopf gestellt, unsere Terminkalender durcheinander gegewirbelt, Gemeindeprogramme über den Haufen geworfen, unsere Religiosität zerrüttet, unsere Zaghaftigkeit herausgefordert und unsere Selbstsucht verbrannt"

Rice Broocks, Pastor des "Bethel World Outreach Center" in Nashville, Tennessee und Gründer der Gemeindegründungsbewegung "Every Nation" (jede Nation), organisierte dieses Treffen in Orlando, weil er glaubt, dass der charismatische Teil des Leibes Christi von seiner evangelistischen Mission abgerückt ist.

"Statistiken lügen nicht," behauptet Broocks. "Amerika wird inzwischen als eine postchristliche Nation angesehen. Die Dringlichkeit der Stunde erfordert es, dass wir zur Gründung neuer Gemeinden und dem Zurüsten der Gläubigen, um sie für den Dienst zu mobilisieren, die Rolle des Evangelisten wieder neu aufnehmen müssen."

Broocks hat sich kürzlich mit dem charismatischen Autor und Pastor Larry Tomczak zusammengetan und das ICE-CAP gegründet: das "International Center for Evangelism, Church-Planting and Prayer" (Internationales Zentrum für Evangelisation, Gemeindegründung und Gebet), das vor Kurzem in Nashville seine Arbeit aufgenommen hat. Die Mission von ICE-CAP ist es, eine neue Generation von Evangelisten auszubilden und Gemeinden für strategische Evangelisationsbemühungen zu mobilisieren.

Broocks stellte Tomczak vor als "den einzigen, den ich kenne, der noch persönliche Traktate verteilt." Tomczak berichtete dann davon, wie am Vorabend ein Hotelangestellter zum Glauben gekommen war, nachdem er diesem sein persönliches Zeugnis in die Hand gedrückt hatte.

In den drei über zwei Tage verteilten Abschnitten stellten Leiter verschiedene Gründe dar, warum die Evangelisation am Abflauen ist. Es sind u.a. folgende Punkte:

1. Mangel an geistlichem Eifer in unseren Gemeinden. "Seelengewinnung muss eine Leidenschaft sein, kein Programm," begründete einer der Teilnehmer. Die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes ist der Schlüssel für die Gemeinden, an den Platz eines ansteckenden Glaubens geschoben zu werden.

2. Eine Zuschauermentalität. Viele Christen wurden in die irrige Überzeugung gedrängt, dass Evangelisation der Job eines bezahlten Geistlichen bzw. umherziehenden Spezialisten sei. Einer der teilnehmenden Evangelisten meinte dazu: "Wir begrenzen doch auch diejenigen, die den Zehnten geben, nicht auf solche, die "die Gabe des Gebens" haben, nicht wahr? Jeder soll geben. In gleicher Weise soll jeder evangelisieren!" Broocks, Hinkle und andere machten deutlich, dass die Rolle des Evangelisten in erster Linie nicht das Ausführen von Konferenzen sei, sondern die Ausbildung und Zurüstung aller Gläubigen, um Seelen zu gewinnen.

3. Eine kulturelle Abkopplung. Der hispanische Leiter Samuel Rodriguez hob hervor, dass ein Großteil der Millieniumsgeneration die Gemeinde verlassen habe, wegen der Annahme, sie sei für ihr Leben nicht relevant. So lange, wie die Gemeinde in oberflächlicher Religiosität feststecke, werden wir keine jungen Menschen erreichen, die sich nach Authentizität sehnen und das Evangelium in ihrem Leben anwenden wollen.

4. Eine anwachsend sekulare Kultur. Vincent Esterman, der in Frankreich und Australien seit Jahrzehnten Straßenevangelisation betreibt, ist der Ansicht, es würde den Vereinigten Staaten guttun, sich ganz genau anzusehen, weshalb der Glaube in Europa am Abflauen ist (!!!). Amerikaner werden sehr wahrscheinlich mit den gleichen Feindseligkeiten unserer Kultur konfrontiert werden, da Universalismus und Atheismus hier ebenso am Wachsen sind.

5. Spannungen zwischen Evangelisten und Pastoren. Eric Cowley von "Global Focus Ministries" sprach für viele der im Saal Anwesenden, als er von Pastoren berichtete, die sich durch Evangelisten bedroht fühlten und keine lokalen Gemeinderesourcen mit ihnen teilen wollten. Zu einer Zeit, als die Rolle der Apostel und Propheten in charismatischen Kreisen wieder zurückgewonnen wurde, sei die Rolle des Evangelisten an den Rand gedrängt worden.

6. Die Glaubwürdigkeitskrise in den Gemeinden. Religiöse Skandale in der jüngeren Vergangenheit, nie enden wollende Spendenaufrufe im christlichen Fernsehen und Berichte über im Überfluss lebende TV Evangelisten, haben eine anwachsende Skepsis über die Motive der Prediger hervorgerufen. Viele Leiter in Orlando sind aufgebracht über die bröckelnde Moral und ethischen Missbräuche innerhalb unserer Bewegung. Der Kommentar einer der Leiter in einem Moment der Aufrichtigkeit war: "Wenn ich noch einen einzigen Telethon im christlichen Fernsehen entdecke, dann wird mir speiübel."

7. Schlechte Theologie. Broocks hob hervor, dass die amerikanische Christenheit zeitweise in einen fehlgeleiteten “Virus” verformt wurde, der einen negativen Einfluss auf die Länder hatte, in die er exportiert wurde. "Wir predigen ein Evangelium, das Glauben ohne Buße anbietet, Gnade ohne Gottesfurcht und Bestimmung ohne Jüngerschaft," wie er sagte.

8. Eine mangelhaft definierte Mission. Viele Gemeinden verstehen nicht mehr, was Evangelisation bedeutet. David Shibley, Mobilmacher in Sachen Mission, bot den Teilnehmern eine prägnante Definition, die er seinen Tagen im Southern Baptist Seminary entliehen hatte: "Evangelisation ist das Weitergeben der Guten Nachricht des Evangliums von Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes mit dem Blick darauf, dass Menschen zur Buße und zum Glauben an Christus geführt werden, sodass sie Ihm in der Gemeinde dienen können."

Nach einer spontanen Gebetszeit im Abschnitt des ersten Abends, legte Bonnke den Teilnehmern die Hände auf und bat Gott um eine frische Salbung für Evangelisation auf die amerikanische Gemeinde. Dieser bescheidene Mann, der 47 Millionen Menschen zu Christus geführt hat (und einmal sogar 2 Millionen bei einer einzigen Konferenz in Nigeria gesehen hat, die sich für Jesus entschieden haben), erläuterte den Teilnehmern, dass diese Salbung nichts mit ihm zu tun habe. "Es ist nicht meine Salbung, die ich euch gebe, wenn ich euch die Hände auflege. Jesus ist derjenige, der euch salbt," sagte er.

Als Bonnke seine Hände auf meinen Kopf legte, stand ich im Riss für uns alle. Ich glaube, dass es zur Stunde in der Tat eine neue Gnade für die amerikanische Gemeinde gibt. Ich hoffe, wir sind bereit für die Veränderungen, die sie mit sich führt. Wenn der Geist der Evangelisation unsere Herzen ergreift, dann werden unsere Prioritäten komplett auf den Kopf gestellt, unsere Terminkalender durcheinander gewirbelt, Gemeindeprogramme über den Haufen geworfen, unsere Religiosität zerrüttet, unsere Zaghaftigkeit herausgefordert und unsere Selbstsucht verbrannt.

Wenn du bereit bist, diese Salbung bereitwillig und ohne Bedingungen zu stellen, anzunehmen, dann bitte doch jetzt darum!

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