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Jusos protestieren gegen christliche Bekenntnisschule

Von: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 30.10.2006


G i e ß e n (idea) – Auf scharfe Kritik bei der Schülerschaft der August-Hermann-Francke-Schule in Gießen ist eine Protestaktion der örtlichen Jungsozialisten vor der christlichen Bekenntnisschule gegen die Schöpfungslehre im Biologieunterricht gestoßen. Am ersten Schultag nach den Herbstferien verteilte am 30. Oktober etwa ein Dutzend Jusos unter den Schülern Gutscheine "Was ist Aufklärung?" sowie 50 Exemplare eines Sammelbands zum gleichen Thema, der Aufsätze von Aufklärern wie Immanuel Kant oder Gotthold Ephraim Lessing enthält.

Anlass ist die Debatte um die Schöpfungslehre, die durch eine Fernsehsendung im Kulturkanal Arte am 19. September über christlichen Fundamentalismus angestoßen wurde. Dabei wurde der Francke-Schule und einem Lehrer des staatlichen Liebig-Gymnasiums in Gießen vorgeworfen, unzulässigerweise die Schöpfungslehre im Biologieunterricht angesprochen zu haben. Eine Untersuchung durch das Schulamt ergab aber keine Beanstandungen. Auch Kultusministerin Karin Wolff (CDU) plädierte für die Behandlung der Schöpfungslehre im Biologieunterricht als Beitrag zur Auseinandersetzung mit der christlich-humanistischen Kultur. Der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende, Felix Diehl (Lich), kritisiert dies in einer Presseerklärung. CDU-Politiker "entblöden sich nicht, die Belange sektiererischen Interessenverbände vor das Wohl der Kinder und Heranwachsenden zu setzen", schreibt er. Der Gießener Juso-Sprecher Georg Zimmermann sieht die Fundamente der westlichen Kultur in Gefahr, und seine Mitstreiterin Jennifer Becke befürchtet eine christlich-fundamentalistische Parallelgesellschaft: "Wer gegen islamischen Fundamentalismus mit allen Mitteln des Rechtsstaats vorgehen will, muss das auch gegen christlichen Fundamentalismus tun."

Schüler wehren sich gegen "respektlose Bevormundung"
Die beiden Koordinatoren der Schülermitwirkung an der August-Hermann-Francke-Schule, Alessandro Casagrande und Marceline Schönbach, weisen die Juso-Vorwürfe als "haarsträubend" sowie als "überhebliche und bevormundende Pseudoaufklärung" zurück. Beide bedauern, dass die Jusos kein Interesse daran zeigten, das Gespräch mit der Schülerschaft zu suchen. An der Schule gebe es keine einseitige Indoktrination. Die Schriften der Aufklärung habe man im Deutsch-, Politik- und Geschichtsunterricht behandelt. Es sei zudem eine "respektlose Bevormundung", wenn die Jusos in ihrer Presseerklärung Mittel- und Oberstufenschüler als "Kinder" bezeichneten. Mit islamischen Fundamentalisten in einem Satz genannt zu werden, sei verleumdend: "Nach dem Vorbild von Jesus Christus ist es uns wichtig, Nächstenliebe zu üben." Schulleiter Lothar Jost bedauerte, dass die Jusos offenbar "unbelehrbar" seien. Viele Redaktionen, die im Zusammenhang mit der Debatte um den Schöpfungsunterricht an der August-Hermann-Francke-Schule falsche Tatsachen behauptet hätten, hätten inzwischen Gegendarstellungen veröffentlicht. Doch wider besseres Wissens hielten die Jusos an ihren Unterstellungen fest. Das spreche nicht für ihr Demokratie- und Aufklärungsverständnis.


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