USA:
Jeder dritte Erwachsene ist Charismatiker

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 09. Januar 2008


Umfrage: Die pfingstkirchlich-charismatische Frömmigkeitsbewegung breitet sich in vielen Kirchen aus. Foto: Igor Sperotto/WCC

V e n t u r a (idea) – Die pfingstkirchlich-charismatische Bewegung macht in den USA große Fortschritte. Während vor zehn Jahren noch rund 30 Prozent aller Erwachsenen sich selbst dieser Frömmigkeitsrichtung zurechneten, sind es inzwischen 36 Prozent – also etwa 80 Millionen Personen über 18 Jahren.

Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Barna (Ventura/Bundesstaat Kalifornien) hervor. Charismatiker und Anhänger der Pfingstbewegung rechnen in besonderer Weise mit übernatürlichen Wirkungen des Heiligen Geistes. Zu ihren Merkmalen

zählen unter anderem das Gebet in fremden Sprachen, Heilungen und prophetisches Reden. Charismatiker sind in vielen Kirchen anzutreffen. Sie stellen knapp die Hälfte (46 Prozent) aller erwachsenen protestantischen Gottesdienstbesucher in den USA.

Mehr als ein Drittel aller Katholiken (36 Prozent) sind der Bewegung zuzuordnen; 22 Prozent aller Charismatiker in den USA sind katholisch. Unter den theologisch konservativen Protestanten – den Evangelikalen – zählt fast jeder zweite (49 Prozent) zu den Charismatikern. 23 Prozent aller protestantischen Gemeinden sind charismatisch oder pfingstkirchlich ausgerichtet. Die Bewegung reicht weit über die Grenzen der traditionellen Pfingstkirchen – etwa der Versammlungen Gottes – hinaus. Stark vertreten ist sie mit etwa 40 Prozent unter den kirchlich unabhängigen Gemeinden. Aber sie wächst auch in jenen protestantischen Kirchen, die der charismatischen und pfingstkirchlichen Bewegung traditionell distanziert bis kritisch gegenüberstehen. Sechs Prozent der Gemeinden in den theologisch liberal geprägten evangelischen Traditionskirchen und sieben Prozent im konservativ geführten Bund der Südlichen Baptisten sind charismatisch. Gemessen an äußeren Merkmalen wie Mitgliederzahl, Gottesdienstbesuch, und Pastorengehältern sind keine großen Unterschiede zu anderen Gemeinden festzustellen, so die Telefon-Umfragen, die im Dezember unter rund 1.000 Erwachsenen und 1.200 Hauptpastoren durchgeführt wurden.

Junge Christen meiden theologische Auseinandersetzungen
Der Leiter des Instituts, George Barna, sagte zu den Ergebnissen, die charismatische Bewegung sei am populärsten unter der nicht-weißen Bevölkerung der USA. Das sei der zugleich der Sektor, der am schnellsten wachse. Auch entspreche der in charismatischen Gemeinden übliche freie Ausdruck persönlicher Frömmigkeit dem kulturellen Trend zum Individualismus. Die aus der Vergangenheit herrührenden theologischen Auseinandersetzungen – etwa über Geistestaufe und Geistesgaben – spielten speziell in der jungen christlichen Generation kaum noch eine Rolle. Sie wollten ihre Kräfte auf anderen Gebieten einsetzen.

Deutschlands eifrigste Kirchgänger
Auch in Deutschland gehören Charismatiker und Angehörige von Pfingstgemeinden zu den eifrigsten evangelischen Kirchgängern. Obwohl diese Bewegung hierzulande nur etwa ein Prozent der Protestanten bildet, stelle sie rund 20 Prozent der sonntäglichen Gottesdienstbesucher, wurde im Dezember beim Jahrestreffen des "Kreises Charismatischer Leiter" in Kassel mitgeteilt. Die rund 35 Mitglieder dieses Gremiums repräsentieren nach eigenen Angaben rund 300.000 Charismatiker und pfingstkirchliche Christen aus den großen Kirchen sowie Freikirchen und unabhängigen Gemeinden und Werken.

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