Die Büroleiterin der christlichen
Hilfsorganisation Ora International
in Kabul, Christina Meier, war rund
36 Stunden in der Gewalt der Entführer. Foto: Ora International

Afghanistan:
Freigelassene Deutsche ist wohlauf
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 20.08.2007


Nach 36 Stunden in der Gewalt von Entführern wurde heute Christina Meier, Büroleiterin der christlichen Hilfsorganisation Ora International, freigelassen. Noch immer sind 19 Südkoreaner in der Gewalt der radikal-islamischen Taliban. Im Thema der Woche zeigt idea auf, warum sich christliche Hilfsorganisationen weiterhin in diesem Krisenherd engagieren und wie Entführungsopfer mit ihren Erlebnissen umgehen.

In Afghanistan hat die Entführung einer deutschen evangelikalen Entwicklungshelferin ein glückliches Ende gefunden. Die 31-jährige Christina Meier, Büroleiterin der christlichen Hilfsorganisation Ora International in Kabul, wurde nach rund 36 Stunden am Abend des 19. August von afghanischen Sicherheitskräften aus den Händen ihrer Entführer befreit. Sie befindet sich zusammen mit ihrem Mann Thomas in sicherer Obhut in Kabul und wird medizinisch und psychologisch betreut. Wie der Geschäftsführer von Ora International, Matthias Floreck (Korbach/Nordhessen), idea miteilte, sei man sehr froh, dass die Schwangere, die seit September 2006 in Afghanistan tätig ist, die Entführung relativ unbeschadet überstanden hat. Sie sei eine sehr starke Persönlichkeit, so Floreck, und wolle im Oktober in ihre Heimat nach Baden-Württemberg zurückkehren, um ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Sie stammt aus Alpirsbach (Schwarzwald), wo ihre Eltern einen Bauernhof haben. Sie hat zwei jüngere Schwestern und einen Bruder. Seit zwei Jahren ist sie verheiratet. Vor ihrer Anstellung bei Ora International absolvierte sie eine zweijährige Ausbildung an der evangelikalen Akademie für Weltmission in Korntal bei Stuttgart und war beim Hänssler-Verlag (Holzgerlingen bei Stuttgart) tätig.

Entführer ließen Telefonkontakt zu
Bewaffnete Männer hatten sie am 18. August vor den Augen ihres Ehemanns aus einem Imbiss in der Hauptstadt Kabul verschleppt. Die vier Entführer zerrten die Frau in einen blauen Toyota Corolla und flüchteten. Afghanische Polizei folgte dem Fahrzeug und eröffnete das Feuer. Die Beamten verfehlten das Auto, töteten aber einen Taxifahrer. Die aus Kabul heraus führenden Straßen wurden von Sicherheitskräften kontrolliert, um zu verhindern, dass die Geiselnehmer die Stadt verlassen. Am Morgen des 19. August sendete der afghanische Privatsender Tolo ein Video mit der Geisel und den Entführern, die die Freilassung „unschuldiger Gefangener“ forderten. Am Abend wurde Frau Meier aus einem Haus im Westen der Hauptstadt befreit. Vier Entführer, die nicht zu den radikal-islamischen Taliban gehören sollen, wurden festgenommen; ein Komplize konnte entfliehen. Wie Ora-Geschäftsführer Floreck weiter mitteilte, ließen die Geiselnehmer Telefonkontakt zur deutschen Botschaft und zu Thomas Meier zu. Es handelte sich nicht um eine Gruppe der radikal-islamischen Taliban. Die Häftlinge, die die Gruppe freipressen wollte, seien offensichtlich Kriminelle, so Floreck. Es sei für Ora die erste Entführung gewesen. Man danke für alle Gebetsunterstützung, trauere aber auch um den erschossenen Taxifahrer und überlege, wie man dessen Familie unterstützen könne.

Ora International als Deutscher Hilfsfonds gegründet
Ora International ist seit 1991 in Afghanistan und Pakistan tätig. Die Organisation hat laut Floreck dort rund 20 internationale und zahlreiche einheimische Mitarbeiter und engagiert sich vor allem in Gesundheits- und Bildungsprojekten. Unter anderem unterhalte man zwei Kliniken. Man fördere aber auch Frauen durch die Vergabe von Kleinkrediten. Darüber hinaus betreibt das christlich motivierte Werk humanitäre Projekte in Osteuropa, Afrika und Asien. Dabei arbeite man teilweise mit anderen Partnern wie der Kindernothilfe (Duisburg) oder der Unicef, aber auch christlichen Gemeinden zusammen. Ora International war 1981 von Mattias Florecks Vater Heinrich als Deutscher Hilfsfonds gegründet worden und benannte sich später mit der internationalen Ausweitung der Arbeit um. Ora steht für Orphans, Refugees, Aid (Waisen, Flüchtlinge, Hilfe). Floreck war vor 1981 Missionsdirektor der Christlichen Ostmission und Direktor des Internationalen Hilfsfonds.

19 südkoreanische Christen weiter verschleppt
Von einem weiteren in Afghanistan entführten Deutschen, dem Bauingenieur Rudolf B. (62), gab es ein neues Lebenszeichen. Ihm gehe es weiterhin gesundheitlich schlecht, erklärte der 62-Jährige, der sich seit über einem Monat in der Hand von Entführern befindet. Seinen Begleiter hatten sie in Gefangenschaft ermordet. Die Taliban, die am 19. Juli 23 christliche Aufbauhelfer aus Südkorea entführt haben, wollen mit dem jüngsten Fall nichts zu tun haben. Von den Südkoreanern wurden zwei Männer ermordet und zwei kranke Frauen freigelassen. Die Taliban wollen die übrigen Verschleppten im Austausch für inhaftierte Gesinnungsgenossen auf freien Fuß setzen. Das lehnt die afghanische Regierung ab. Die Verhandlungen mit südkoreanischen Unterhändlern sind nach Taliban-Angaben vorerst gescheitert.

Frühere Taliban-Geisel: Kein Rückzug aus Afghanistan
Zuletzt waren 2001 Christen aus Deutschland in die Hand der Taliban geraten. 102 Tage lang hielten sie waren acht ausländische Mitarbeiter des Hilfswerks Shelter Now (Unterschlupf Jetzt) als Geiseln, darunter vier Deutsche. Sie wurden schließlich von US-Truppen befreit. Eine der damaligen Taliban-Geiseln, die Lehrerin Margrit Stebner (Braunschweig), hat sich jetzt gegen einen Rückzug christlicher Hilfswerke aus Afghanistan ausgesprochen. Vielmehr müsse die Aufbauhilfe verstärkt werden, wenn das Land zu Ruhe und Frieden zurückkehren solle, sagte sie gegenüber idea. Sie ist gegen einen Abzug oder eine Verringerung der ISAF-Truppen. Sie seien die Garantie für Sicherheit und auch für die humanitäre Hilfe. Ohne Schutztruppen gebe es keine Chance für Frieden in Afghanistan. Außerdem gehe es um den Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Taliban unterstützten das Terror-Netzwerk El Kaida, so Frau Stebner.

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Afghanistan:
Evangelikale Deutsche entführt

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 19.08.2007


Christine M. ist Büroleiterin des
Hilfswerks Ora International in
Kabul.

K a b u l (idea) – In Afghanistan ist eine deutsche Evangelikale entführt worden. Bewaffnete Männer verschleppten am 18. August die 31-jährige Christine M. vor den Augen ihres Ehemanns Thomas aus einem Imbiss in der Hauptstadt Kabul. Der Mann konnte entkommen. Die vier Entführer zerrten die Frau in einen blauen Toyota Corolla und flüchteten. Afghanische Polizei folgte dem Fahrzeug und eröffnete das Feuer.

Die Beamten verfehlten das Auto, trafen aber ein Taxi, dessen Fahrer getötet wurde. Die Sicherheitskräfte wollen verhindern, dass die Geiselnehmer den Raum Kabul verlassen. Christine M. soll schwanger sein. Seit etwa einem Jahr leitet sie das Büro

der christlichen Hilfsorganisation Ora International in Kabul. Früher war sie für einen evangelikalen Verlag in Süddeutschland tätig. Ora wurde 1981 von Heinrich Floreck gegründet, der die Organisation noch heute leitet. Sie ist in etwa 30 Ländern tätig, seit 1991 auch in Afghanistan. 20 Mitarbeiter sind vor allem in der Gesundheitsvorsorge engagiert. Der Krisenstab des Auswärtigen Amts bemüht sich um die Aufklärung der Entführung und die Freilassung von Christine M.. Die radikal-islamischen Taliban, die am 19. Juli 23 christliche Aufbauhelfer aus Südkorea entführt haben, wollen mit dem jüngsten Fall nichts zu tun haben. Von den Südkoreanern wurden zwei Männer ermordet und zwei kranke Frauen freigelassen. Die Taliban wollen die übrigen Verschleppten im Austausch für inhaftierte Gesinnungsgenossen auf freien Fuß setzen. Das lehnt die afghanische Regierung ab. Die Verhandlungen mit südkoreanischen Unterhändlern sind nach Taliban-Angaben ebenfalls vorerst gescheitert. Weiter in der Gewalt von Geiselnehmern in Afghanistan befindet sich der seit über einem Monat verschleppte deutsche Bauingenieur Rudolf B. (62). Sein Begleiter war in der Gefangenschaft ermordet worden.

Frühere Taliban-Geisel: Kein Rückzug aus Afghanistan
Zuletzt waren 2001 Christen aus Deutschland in die Hand der Taliban geraten. 102 Tage lang hielten sie waren acht ausländische Mitarbeiter des Hilfswerks Shelter Now (Unterschlupf Jetzt) als Geiseln, darunter vier Deutsche. Sie wurden schließlich von US-Truppen befreit. Eine der damaligen Taliban-Geiseln, die Lehrerin Margrit Stebner (Braunschweig), hat sich jetzt gegen einen Rückzug christlicher Hilfswerke aus Afghanistan ausgesprochen. Vielmehr müsse die Aufbauhilfe verstärkt werden, wenn das Land zu Ruhe und Frieden zurückkehren solle, sagte sie gegenüber idea. Sie ist gegen einen Abzug oder eine Verringerung der ISAF-Truppen. Sie seien die Garantie für Sicherheit und auch für die humanitäre Hilfe. Ohne Schutztruppen gebe es keine Chance für Frieden in Afghanistan. Außerdem gehe es um den Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Taliban unterstützten das Terror-Netzwerk El Kaida, so Frau Stebner.


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