Evangelikale Bewegung in den USA
wird immer bunter

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 31. Oktober 2007

Der Präsident der Evangelischen
Allianz in den USA, Leith Anderson.

B e r l i n (idea) – Die evangelikale Bewegung in den USA ist vielschichtiger, als sie in der öffentlichen Meinung wahrgenommen wird. Das erklärten führende Vertreter evangelikaler Organisationen in den Vereinigten Staaten bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 31. Oktober in Berlin.

Zwar lägen die Wurzeln der evangelikalen Bewegung im europäischen Pietismus, erklärte der Präsident der Evangelischen Allianz in den USA, Leith Anderson (Eden Prairie/Bundesstaat Minnesota). Keinesfalls aber seien die Evangelikalen heute eine "weiße" Bewegung.

Ein wachsender Teil der rund 30 Millionen Bürger, die zu den Evangelikalen gezählt werden, seien Afro-Amerikaner oder hätten ihre Wurzeln in Lateinamerika und Asien. Ihr Anteil an den Evangelikalen betrage etwa 20 Prozent. Das werde nicht genug wahrgenommen, so Anderson. Er betonte, dass die US-Evangelikalen eine geistliche und keine politische Bewegung seien: "Uns geht es um eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus als dem Erlöser." Allerdings spiele der Glaube im öffentlichen Leben der USA eine größere Rolle als in Europa.

USA: Wer Religion ausklammert, kann keine Wahl gewinnen
Wie der Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit der Südlichen Baptisten, Richard Land (Washington), sagte, wählten Evangelikale nicht durchweg die Republikaner, wie das in Europa vielfach vermutet werde. Viele machten ihre Entscheidung davon abhängig, wie die Parteien zu Ehe und Abtreibung stünden. Das seien nach wie vor Kernthemen der evangelikalen Bewegung in den USA. Einige Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, etwa Hillary Clinton und Barack Obama, suchten aus diesem Grund verstärkt Kontakt zu führenden Evangelikalen. Land: "Sie wissen, dass mit diesen Themen ganze Teile ihrer potenziellen Wählerschaft stehen und fallen." Wer das Thema Religion und damit verbundene Werte ausklammere, könne in den USA keine Wahl gewinnen. Allerdings sei die Bandbreite evangelikaler Themen in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Dazu gehörten auch die Menschenrechte oder der Umwelt- und Klimaschutz, erklärte Land. Der konservativ geführte Bund der Südlichen Baptisten, dem Land angehört, bildet mit über 16 Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche in den USA.

Gröhe: Ohne Wissen über Religion versteht man die Welt nicht
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (Neuss), der auch dem Rat der EKD angehört, äußerte den Wunsch, dass man in Deutschland zu einem differenzierten Bild der US-Evangelikalen gelange. Man solle aufhören, die evangelikale Bewegung zu dämonisieren, wie dies vor allem aufgrund ungeschickter Äußerungen von US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Mode gekommen sei. Deutschland habe die Religion als Thema der Politik zu lange ignoriert. Gröhe: "Die Gottvergessenheit galt bei uns lange Zeit als Ausdruck von Aufgeklärtheit." Mittlerweile werde immer deutlicher, dass, "wer keine Ahnung von Religion hat, die Welt nicht versteht", so Gröhe. Das zeige sich nicht nur in den USA, sondern auch in Russland, Indien und vielen islamischen Ländern.

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