[Mit Ausdrücken wie "unübersichtlich" wird hier zwar eine falsche Assoziation und mit "antimodernistisch" eine neue Wortschöpfung betrieben; "Die Gemeinden trügen Bezeichnungen, wie...", die Bewertung der "Gefahren" und die viel zu gering bezifferte Zahl der Gottesdienstbesucher "unabhängiger" Gemeinden zeugen von ziemlicher Unkenntnis, aber unterm Strich kann man für die hier beschriebene Erkenntnis wirklich nur dankbar sein! Und das meine ich absolut ernst - es ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. - Birgit Barandica Eichberger]

Wo Gemeinden wie Pilze
aus dem Boden schießen

Evangelische Nachrichtenagentur idea, 31.05.2007


B e r l i n (idea) – Die christliche Landschaft in Deutschland wird vielfältiger und unübersichtlicher. Neue Gemeinden schießen in manchen Regionen wie Pilze aus dem Boden. Darauf hat die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin aufmerksam gemacht.

Es breite sich "vor allem ein evangelikaler und pfingstlich-charismatischer Frömmigkeitstyp aus, dessen weltweite Erfolgsstory auch in Europa zunehmend erkennbar wird", schreibt der Leiter der EZW, Pfarrer Reinhard Hempelmann, in deren Materialdienst. Die neuen Gemeinden hätten meist keine organisatorische Beziehung zu den Landeskirchen und den klassischen Freikirchen, sondern bezeichneten sich als konfessionsunabhängig. Sie versammelten sich häufig in ehemaligen Fabrikhallen und Läden. Theologisch seien sie meist "antimodernistisch und konservativ" ausgerichtet. Die Gemeinden trügen Bezeichnungen wie Christliches Zentrum, Ichthys-Gemeinde, Calvary Chapel (Golgatha-Kapelle) oder Vineyard (Weinberg). Es seien vor allem junge Erwachsene und Familien, die nach neuen Formen und Orten suchten, um ihren Glauben zu leben. In der Taufpraxis seien die meisten neuen Gemeinden baptistisch orientiert. "Christsein aufgrund von persönlicher Entscheidung gewinnt an Bedeutung", so Hempelmann. Zur christlichen Pluralisierung trügen auch eine wachsende Zahl von Migranten- und Einwandererkirchen bei. Dort sammelten sich vor allem Menschen asiatischer und afrikanischer Herkunft. Daneben seien in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Aussiedlergemeinden entstanden, deren Gottesdienste zu den am besten besuchten in Deutschland gehörten.

Eine Gefahr: Elitäres Selbstverständnis
Hempelmann zufolge sind mit der Ausbreitung pfingstlich-charismatischer und bibelfundamentalistischer Frömmigkeit auch Gefahren verbunden: "Religiöse Hingabebereitschaft kann missbraucht werden." Die Orientierung an charismatischen Führerpersönlichkeiten könne das Mündig- und Erwachsenwerden im christlichen Glauben hindern. Außerdem sei es möglich, dass das gesteigerte Sendungsbewusstsein einer Gruppe umschlage "in ein elitäres Selbstverständnis, das im Wesentlichen von Feindbildern lebt und Gottes Geist nur in den eigenen Reihen wirken sieht". Hempelmann empfiehlt den Kirchen, auf die neuen Gemeinden nicht nur abwehrend und ablehnend zu reagieren. Die Diskussion über die Kirche der Zukunft werde die Ausdifferenzierung des Protestantismus ernstnehmen müssen. Man müsse wahrnehmungsfähiger werden für die Sehnsucht nach intensiv gelebter Gemeinschaft in überschaubaren Gruppen, in denen der christliche Glaube alltagsbezogen vermittelt werde. Nach Schätzungen versammeln sich in unabhängigen evangelikalen Gemeinden in Deutschland rund 200.000 Christen.


nach oben

Counter
wegedeslebens.info