Das "Islaminstitut der Deutschen
Evangelischen Allianz" stellt sich vor

von CHRISTINE SCHIRRMACHER für Christliches Medienmagazin pro, 16.03.07

Dass der Islam zu einer Herausforderung für Gesellschaft, Staat und Kirche geworden ist, muss heute nicht mehr näher begründet werden. Etwa 3,2 Millionen Muslime leben in Deutschland, in Europa sind es 15 bis 20 Millionen. Europa ist unumkehrbar eine multireligiöse und multikulturelle Gesellschaft geworden. Das "Islaminstitut der Deutschen Evangelischen Allianz" leistet Aufklärung über den Islam. Christine Schirrmacher stellt in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins "Pro" die Arbeit des Islaminstitutes vor.

Die Arbeitsmigration türkischer "Gastarbeiter" begann 1961. Obwohl nach dem 1973 erlassenen Anwerbestopp viele Frauen und Kinder aus der Türkei nach Deutschland nachzogen und die Zahl der muslimischen Migranten in Deutschland beständig zunahm – auch durch eine große Zahl von Flüchtlingen, etwa aus dem Iran –, hielt man viel zu lange an der Utopie einer großangelegten Rückkehr in die Heimatländer fest. Und man glaubte, dass sich die Muslime in Deutschland rasch an die hiesige Kultur und Sprache anpassen und sich nach und nach integrieren würden. Außerdem galt es als ausgemacht, dass der Islam als Minderheitenreligion in Europa mehr und mehr an Bedeutung verlieren und Muslime ihren Glauben im westlichen Umfeld immer weniger praktizieren würden. Größtenteils Fehlannahmen, wie wir heute wissen.

Heute ist offensichtlich, dass die sprachliche Integration zu Teilen gescheitert ist, denn noch immer werden viel zu viele arabische und türkische Kinder ohne oder nur mit sehr geringen Deutschkenntnissen eingeschult. Schlechte Berufschancen nach einer abgebrochenen Schulkarriere sind die Folge, die die Zukunft der zweiten und dritten Generation der Migranten viel zu häufig düster erscheinen lassen.

Besinnung auf den Islam
Zudem hat sich gerade die junge muslimische Generation in den letzten beiden Jahrzehnten vermehrt auf den Islam besonnen. In einigen größeren Städten kam es zur Ghettobildung, ja manchmal zur Kontrolle einzelner Straßenzüge und Häuserblöcke durch bestimmte ethnische Gruppen, um den dort lebenden Muslimen eine strenge islamische Lebensweise und islamische Kleiderordnung aufzuzwingen. Die Bereitschaft zur Integration ist in vielen Bereichen zurückgegangen; viele Muslime - insbesondere aus den bildungsfernen Schichten - haben heute stärker das Empfinden, von der deutschen Gesellschaft abgelehnt zu werden und keine Chance zu haben. So wird der Islam zum attraktiven Identifikationsmuster, ja zur ersten Identität. Deutlich mehr Muslime als vor 20 Jahren vertreten heute die Auffassung, dass der Islam die einzige Alternative für diese entkirchlichte ("gottlose"), unmoralische deutsche Gesellschaft sei. Daher sind muslimische Missionare im Internet, in Moscheen und Fußgängerzonen sehr aktiv, und die Zahl der deutschen Konvertiten zum Islam wächst.

Herausforderung an Kirchen und Gemeinden
Eine Herausforderung ist auch der politische Islam. Politisch aktive Gruppierungen verbinden ein konservatives Islambild mit engagiertem Einsatz für die Durchsetzung vermehrter Rechte in der pluralistischen Gesellschaft, die teils bei obersten Gerichten eingeklagt werden. Für Extremisten ist auch der kämpferische Einsatz für den Islam nicht ausgeschlossen. Gut ausgebildete Muslime der zweiten und dritten Generation suchen einflussreiche Positionen in Wissenschaft und Gesellschaft, um sich Kirche und Staat als gleichberechtigter Gesprächspartner anzubieten.

Und nicht zuletzt ist der Islam eine gewaltige Herausforderung an Kirchen und Gemeinden. Zwar spricht der Koran von vielen biblischen Personen und Begriffen, weist aber inhaltlich große Unterschiede zur Bibel auf, ja lehnt wesentliche christliche Glaubengrundlagen explizit ab: an erster Stelle die Gottessohnschaft Jesu, seinen Tod am Kreuz, seine Erlösung und Auferstehung.

Obwohl die Zahl der Muslime in Deutschland und Europa beständig steigt und der Einfluss und die Öffentlichkeitsarbeit muslimischer Organisationen zunimmt, gibt es in unserer Gesellschaft noch immer viele offene Fragen zum Islam, besonders, wenn es um das islamische Eherecht, um Ehrenmorde und Zwangsheiraten, um das Verhältnis des Islam zur Demokratie oder zu den Menschenrechten geht. Ohne gründliches Wissen über den Islam werden Christen keine fundierten Antworten auf die Herausforderung Islam geben können, echte Infragestellungen von Demokratie und Werteordnung nicht von öffentlichkeitswirksamen Scheingefechten unterscheiden können und auch im Gespräch mit Muslimen die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens nicht erläutern können. Es wird dann kaum möglich sein, fordernden politischen Gruppierungen angemessene Grenzen zu setzen und auf die Bewahrung des jüdisch-christlichen Erbes Europas begründet hinzuweisen.

Das Islaminstitut informiert
1999 wurde das "Islaminstitut der Deutschen Evangelischen Allianz" gegründet, um diesem Informationsmangel zu begegnen. Das "Feld" der Information zum Thema Islam sollte nicht allein muslimischen Organisationen überlassen werden – gerade Christen haben einen Beitrag zur gegenwärtig intensiv geführten Debatte über die verbindlichen Werte unserer Gesellschaft zu leisten. Ziel des "Islaminstituts" ist daher eine sachlich-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam aus christlicher Sicht, die weder Panik verursacht, noch die täglichen Entwicklungen verharmlost. Inzwischen wird das "Islaminstitut" häufiger von säkularen Institutionen angefragt als von christlichen Gemeinden und verschiedene Fortbildungen und Seminare für Lehrer, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Parteistiftungen, politische Gremien und Verantwortungsträger überfordern schon jetzt die personellen Möglichkeiten.

Das "Islaminstitut der Deutschen Evangelischen Allianz" gibt die Zeitschrift "Christlicher Glaube und Islam" (deutsch/englisch) heraus. Ein Probeexemplar kann anfordert werden unter: IfI, Pf 7427, 53074 Bonn, per Fax 0228/9650389 oder E-Mail an ifi@islaminstitut.de. Eine Webseite mit Artikeln zum Islam und aktuellen Meldungen aus arabischen und türkischen Quellen: www.islaminstitut.de (Nachrichten können abonniert werden) Der Versand von etwa 10 Pressemeldungen pro Jahr mit Hintergrundinformationen zu aktuellen Ereignissen rund um den Islam (Karikaturenstreit, Terroranschläge, Bürgerkrieg im Irak etc.) an 650 Medienredaktionen, Interviews bei verschiedenen TV- und Radiosendern zu aktuellen Islamfragen, Mitarbeit in politischen Beratergremien und Akademien Vorträge und Seminare bei kirchlichen wie säkularen Institutionen. Christliche Positionen sind wieder gefragt. Die Anfragen übersteigen unsere Möglichkeiten. Die Arbeit des "Islaminstituts" wird ermöglicht durch Gebet und durch die Unterstützung von Freunden und Förderern.

Der Beitrag von Christine Schirrmacher erschien in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins "Pro". Sind Sie noch kein Bezieher der "Pro"? Jetzt kostenlos bestellen: Telefon (06441) 915 151, Fax: -157, E-Mail: pro@kep.de


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