Südkorea:
Ex-Geiseln der Taliban danken für Beistand
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 02.09.2007
S e o u l (idea) Die südkoreanischen Ex-Geiseln der radikal-islamischen Taliban haben sich nach ihrer Rückkehr für allen Beistand bedankt. "Wir stehen tief in der Schuld der Nation", sagte eine der christlichen Aufbauhelferinnen, Yoo Kyung Shik, nach der Landung am frühen Morgen des 2. September auf dem Flughafen Incheon bei Seoul.
Zugleich bat sie um Verzeihung: "Wir entschuldigen uns dafür, Unruhe verursacht zu haben." Nach den Worten der Frau waren die jungen Christen nach Afghanistan gegangen, "um Gottes Liebe zu verbreiten und seine Wünsche auszuführen". Die Taliban hatten am 19. Juli 23 südkoreanische Christen verschleppt. In den vergangenen Tagen wurden 19 Geiseln nach und nach freigelassen. Zwei kranke Frauen waren bereits zuvor freigekommen. Zwei Männer der Gruppe hatten die Taliban im Juli erschossen. Als Gegenleistung für die Freilassung der Geiseln hatte sich die Regierung in Seoul verpflichtet, dass alle Soldaten Südkoreas bis zum Jahresende aus Afghanistan abgezogen und alle kirchlichen Missionstätigkeiten eingestellt werden. Die Regierung wies zugleich Angaben der Taliban zurück, dass Seoul umgerechnet 14,6 Millionen Euro an Lösegeld bezahlt hat. Ein Taliban-Sprecher hatte erklärt, die Kämpfer wollten sich davon Waffen und neue Autos für Selbstmordattentate finanzieren.
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Abzug von Christen wäre „tragisch“ für Afghanistan
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 30.08.2007
K a b u l (idea) Für die afghanische Bevölkerung wäre es tragisch, wenn christlich-humanitäre Hilfswerke sich aus Sorge vor weiteren Entführungen durch radikal-islamische Kräfte aus dem Land zurückzögen. Diese Einschätzung hat der Vorsitzende des Arbeitskreises Islam der Deutschen Evangelischen Allianz, Kirchenrat i.R. Albrecht Hauser (Korntal bei Stuttgart), auf Anfrage von idea zum Ausdruck gebracht.
Hauser, der selbst vor rund 30 Jahren in Afghanistan tätig war, machte darauf aufmerksam, dass Hunderte von Afghanen in Entwicklungsprojekten christlicher Hilfsorganisationen beschäftigt sind, ganz abgesehen von den Tausenden, die von den Projekten für Bildung, Gesundheit und Wiederaufbau profitieren. Er sei aber zuversichtlich, dass sich die christlichen Hilfswerke nicht zurückziehen. Selbst unter der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban habe es christlich-humanitäre Entwicklungsprojekte im Land gegeben. Allerdings könne die Tatsache, dass die Taliban im jüngsten Entführungsfall ihre Forderungen weitgehend durchgesetzt haben, anderen extremistischen Kräften im Ausland eine Vorlage bieten. Schon längst kursierten Handbücher für Entführungen im Internet.
Alle Geiseln sind frei
Hauser äußerte sich sehr erfreut über die erwartete Freilassung der 19 südkoreanischen Christen, die sich sechs Wochen lang in der Gewalt der Taliban befunden hatten. Aus der Gruppe von ursprünglich 23 Aufbauhelfern aus einer reformierten Kirchengemeinde südlich von Seoul hatten die Geiselnehmer zwei Männer erschossen, danach zuerst zwei Frauen und dann zwölf Gefangene freigelassen. Die letzten sieben Geiseln sind nach Taliban-Angaben am 30. August aus der Gefangenschaft entlassen worden. Sie sollen in wenigen Tagen über Dubai in ihre Heimat fliegen. In Verhandlungen mit der südkoreanischen Regierung hatten die Taliban ihre Forderung durchgesetzt, dass das Land bis Jahresende seine rund 200 Soldaten der Friedenstruppe ISAF abzieht und alle "christlichen Missionare" zurückholt.
Kritik an Südkorea aus der Politik
Die südkoreanische Regierung sieht sich im In- und Ausland dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe sich von den Entführern erpressen lassen, die Taliban politisch aufgewertet und einen folgenschweren Präzedenzfall für weitere Entführungen geschaffen. Es sei falsch, dass Seoul öffentlich den Taliban nachgegeben habe, sagte der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagfraktion, Eckart von Klaeden. Nach Einschätzung des CSU-Politikers Karl-Theodor von Guttenberg haben die Taliban einen Propaganda-Erfolg verbucht. Der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Winfried Nachtwei, sprach von einem "politischen Triumph" der Taliban. Der afghanische Handelsminister Amin Farhang befürchtet, dass die Taliban weiter versuchen werden, ihre Ziele mit Entführungen durchzusetzen.
Hilfsaktion Märtyrerkirche: Andere Christen gefährdet
Kritik an den Verhandlungen mit den Taliban übte der Internationale Direktor der Hilfsaktion Märtyrerkirche, Glen Penner (Bartlesville/US-Bundesstaat Oklahoma). Der vereinbarte Abzug christlicher Mitarbeiter aus Afghanistan verletze die Religionsfreiheit. Die Botschaft an Christen laute: "Ihr könnt den Auftrag Christi erfüllen nur nicht in Afghanistan." Keine Regierung habe das Recht, solche Forderungen aufzustellen, noch nicht einmal zum Schutz ihrer Bürger. Außerdem könnten die südkoreanischen Zugeständnisse die Sicherheit christlicher Missionare in anderen Ländern gefährden, die dem Christentum feindlich gesinnt seien. Religiös motivierte Militante könnten daraus schließen, dass es sich lohne, Christen zu entführen.
Baptistenpräsident: Gottes Wirken lässt sich nicht stoppen
Der Präsident des Bundes der Südlichen Baptisten in den USA, Frank Page (Taylors/Bundesstaat Süd Carolina), sagte, er sei einerseits hoch erfreut über die Freilassung der Südkoreaner, aber auch besorgt wegen der Bedingungen. Er habe gehofft, dass die südkoreanische Regierung nicht mit Terroristen verhandle. Wenn auch die Unterhändler zugesagt hätten, dass die Missionsarbeit beendet werde, so werde dadurch Gottes Wirken nicht gestoppt, sagte Page, der der mit über 16 Millionen Mitgliedern größten protestantischen Kirche in den USA vorsteht.
Ora International bleibt vorerst in Afghanistan
Das christliche Hilfswerk Ora International, dessen Kabuler Büroleiterin Christina Meier vor kurzem in Afghanistan entführt und nach 36 Stunden befreit worden war, will sich vorerst nicht aus dem Land zurückziehen. Das sagte Ora-Pressesprecher Ulf Baumann (Korbach) in einem Interview mit ideaFernsehen. Allerdings seien die Sicherheitsmaßnahmen für die rund 20 ausländischen Mitarbeiter und Familienangehörigen verstärkt worden. Baumann betonte, dass seine Organisation nicht missioniere, sondern rein humanitäre Hilfe im Sinne tätiger Nächstenliebe leiste.
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Taliban beginnen mit Freilassung
christlicher Geiseln
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 29.08.2007
Die Porträts der 19 südkoreanischen Geiseln. |
K a b u l (idea) In Afghanistan haben die radikal-islamischen Taliban mit der Freilassung von 19 südkoreanischen Christen begonnen, die sie vor fast sechs Wochen verschleppt hatten. Von den ursprünglich 23 Aufbauhelfern, meist Krankenschwestern, die in der Provinz Ghasni in einem mit koreanischer Hilfe gebautem Krankenhaus helfen wollten, haben die Taliban zwei Männer ermordet - den 42-jährigen Jugendpastor Bae Hyung-Kyu und den 29-jährigen Computerexperten Shim Sung-Min. Zwei Frauen - Kim Ji-Na (32) und Kim Kyung-Ja (37) - wurden bereits früher freigelassen. Nach Vorhandlungen mit der südkoreanischen Regierung übergaben die Taliban am 29. |
Wenig später wurden an einem anderen Ort vier Frauen und ein Mann freigelassen, deren Namen noch nicht bekannt sind. Sie waren teilweise verhüllt, und das Rote Kreuz bat Journalisten, keine Fragen zu stellen. Die übrigen Geiseln, die an verschiedenen Orten gefangen gehalten wurden, sollen Zug um Zug freikommen. Als Gegenleistung haben die Taliban den Abzug von rund 200 südkoreanischen Soldaten der internationalen Friedenstruppe ISAF verlangt. Außerdem soll Südkorea alle christlichen Missionare aus Afghanistan zurückholen.
Südkoreanische Christen müssen gehen
Dort engagieren sich der Weltweiten Evangelischen Allianz zufolge etwa ein Dutzend koreanische Hilfsorganisationen und Kirchen mit rund 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Seit 2002 reisen jährlich zwischen 400 und 500 Südkoreaner in das Land, um beim Wiederaufbau zu helfen. Die von den Taliban verschleppten Aufbauhelfer stammen alle aus der reformierten Presbyterianischen Sammul-Gemeinde in Bundang nahe Seoul. Über das Schicksal des am 18. Juli entführten deutschen Bauingenieurs Rudolf B. ist nichts Neues bekannt. Sein Begleiter wurde in Gefangenschaft erschossen.
Befreite Geisel wieder in Deutschland
Die deutsche Entwicklungshelferin Christina Meier, die am 19. August nach 36 Stunden aus den Händen ihrer Entführer in Kabul befreit werden konnte, befindet sich mit ihrem Mann Thomas wieder in Deutschland. Die 31-jährige schwangere Büroleiterin der christlichen Hilfsorganisation Ora International in Kabul versucht, mit Unterstützung des internationalen Direktors Toni Großhauser die Erlebnisse zu verarbeiten. Wie das Hilfswerk mit Sitz im nordhessischen Korbach weiter mitteilt, wird Großhauser mit seiner Frau zur weiteren Nacharbeit mit dem Ora-Team vor Ort nach Kabul reisen. Außerdem wolle er sich bei den Behörden für die geleistete Hilfe bedanken.
Ora-Sprecher in ideaFernsehen: Rein humanitäre Hilfe
Der Pressesprecher von Ora, Ulf Baumann (Korbach), betonte in einem Interview mit ideaFernsehen, dass seine Organisation nicht missioniere, sondern rein humanitäre Hilfe im Sinne tätiger Nächstenliebe leiste. Das Gespräch wird am 31. August in Bibel.TV ausgestrahlt (18.30 Uhr). Die Arbeit von Ora in Afghanistan ist unterdessen wieder angelaufen. Für die rund 20 Mitarbeiter und Familienangehörigen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Zwei Kliniken versorgen jährlich bis zu 100.000 Patienten, ein Aids-Aufklärungsprogramm schult über 26.000 Personen pro Jahr. Ferner rief Ora etwa 70 Selbsthilfegruppen für 1.400 Frauen ins Leben.