Christen in Pakistan nicht vergessen
Evangelische Nachrichtenagentur idea, 17. März 2009
Sie dürften nicht in Vergessenheit geraten. Christen müssten dort vielfach unterhalb des Existenzminimums leben. Weil sie kein Schulgeld bezahlen könnten, hätten ihre Kinder kaum Entwicklungschancen. Um wirtschaftlich überleben zu können, müssten sie vielfach wie Sklaven für Muslime arbeiten - etwa in Ziegeleien, wo sie unter der Kontrolle von bewaffneten Wächtern mit ihren Händen Lehmziegel formen.
Der Missionsleiter der Hilfsaktion Märtyrerkirche, Manfred Müller.B r a u n f e l s (idea) Christen müssen im muslimisch geprägten Pakistan als Menschen zweiter Klasse leben. Darauf wurde bei "Tagen der verfolgten Gemeinde" der Hilfsaktion Märtyrerkirche (HMK) aufmerksam gemacht, die vom 18. bis 22. März im mittelhessischen Braunfels stattfanden.
Ein aus Pakistan stammender Christ, der anonym bleiben will, um seine Arbeit nicht zu gefährden, rief die 30 Teilnehmer der Konferenz zum Gebet für die verfolgte christliche Minderheit in seinem Heimatland auf.
Vergewaltigte 13-Jährige zwangsverheiratet
Auch vor dem Gesetz würden die Christen diskriminiert. Der Referent schilderte den aktuellen Fall von zwei christlichen Schwestern im Alter von 10 und 13 Jahren. Bei einem Verwandtenbesuch seien sie vergewaltigt worden. Doch das Gesetz biete keine Handhabe, die Vergewaltiger anzuklagen. Die 13-Jährige gelte nun als offiziell verheiratet und müsse in der Zwangsehe ausharren. Alle Versuche ihrer Eltern, die Ehe vor Gericht auflösen zu lassen, seien gescheitert. Statt dessen werde nun auch die beauftragte Rechtsanwältin unter Druck gesetzt.
Viele Christen leben anonym
Häufig würden Christen auch völlig grundlos angeklagt, den Islam beleidigt zu haben. HMK-Missionsleiter Manfred Müller (Uhldingen am Bodensee) verwies auf einen Fall, bei dem er Augenzeuge war. In einem Café in Karatschi habe er mit einem Christen zusammengesessen. Beim Gehen habe dieser Christ noch einen Schluck Wasser zu sich genommen. Andere Gäste hätten ihn daraufhin attackiert mit dem Hinweis, dass er gegen ein Gebot des Propheten Mohammed verstoßen habe, der es verbiete, im Stehen Wasser zu trinken. Hätte sich der Christ nicht sofort entschuldigt, wäre die Lage schnell außer Kontrolle geraten, so Müller. Trotz des gesellschaftlichen Drucks träten immer wieder Muslime zum Christentum über, weil sie durch das Leben von Christen in ihrem Umfeld angesprochen seien. Weil auf den Abfall vom Islam in der Islamischen Republik die Todesstrafe stehe, könnten sie sich jedoch nicht zu ihrem neuen Glauben bekennen.
Hilfe durch Kleinkredite
Müller verwies auf Möglichkeiten, den Christen im Land zu helfen. Um aus dem Teufelskreis der Armut und Entrechtung heraus kommen zu können, müssten sie in die Lage versetzt werden, menschenwürdig für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Dabei könnten Kleinkredite helfen. Müller erläuterte die HMK-Partnerprogramme. Frauen könnten dadurch zu Schneiderinnen oder Frisörinnen ausgebildet werden. Männer interessierten sich oft dafür, als freiberufliche Rikschafahrer für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Die Anschaffung einer motorbetriebenen Rikscha kostet etwa 1.500 Euro. 95 Prozent der 156 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime, drei Prozent Christen.