Zuschauerprotest zeigt Wirkung:
"Die Hardliner des Herrn"
wird geändert

von JS, Christliches Medienmagazin pro, 18.07.2007

F r a n k f u r t (PRO) - Der umstrittene ARD-Film "Die Hardliner des Herrn" wird nach zahlreichen Protesten der Zuschauer in seiner bisherigen Form nicht mehr ausgestrahlt. Das kündigte der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, in einem Brief an die Mitglieder des HR-Verwaltungs- und Rundfunkrates an.

Der Film von Tilman Jens handelte von "christlichen Fundamentalisten in Deutschland" und wurde am 11. Juli im Ersten ausgestrahlt. Es waren wiederholt Bilder einer brennenden Bibel gezeigt worden. Nach einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) sei dieses Bild nach Meinung Theisens von vielen als eine Verhöhnung der Heiligen Schrift "missverstanden" worden. Beim Hessischen Rundfunk seien knapp 500 E-Mails und Briefe eingegangen, so Theisen - 80 Prozent davon seien Beschwerden gewesen, während sich 20 Prozent der Schreiber lobend geäußert hätten, teilte der Sender dem epd mit.

Der HR habe "keinesfalls die religiösen Gefühle unserer Zuschauer verletzen wollen", schrieb der HR-Chefredakteur in seinem am 17. Juli datierten Brief, der dem epd vorliegt. Das Bild der brennenden Bibel sei "ein zugespitztes stilistisches Mittel" gewesen, räumte Theisen ein. Dem Autor Tilman Jens und der HR-Redaktion sei es aber keineswegs um eine Provokation gegangen. Vielmehr habe das Bild ein Wort des Propheten Jesaja illustrieren sollen.

Dem Chefredakteur zufolge sollte das symbolhafte Bild das Feuer des Glaubens zeigen, der durch die Bibel entfacht werde. Das Feuer habe auch als Zeichen verstanden werden sollen, in dem sich Gott und seine göttliche Kraft offenbarten. Schließlich habe das Feuerbild in der ARD-Fernsehdokumentation für "geistige Reinigung" gestanden. Viele Zuschauer hätten es aber "eher mit Bücherverbrennung" in Verbindung gebracht, bedauerte Theisen in seinem Brief an die Aufsichtsorgane des Senders. Bei Wiederholungen solle das umstrittene Zwischenbild durch "symbolische Bilder" ersetzt werden, die der Kritik Rechnung trügen und den wahren Absichten des Autors und der Redaktion gleichermaßen gerecht würden, hieß es weiter.

Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, sah die Entscheidung des Senders als gutes Beispiel für die Wirkung, die Leser- und Zuschauerpost auf Sender ausüben könne: "Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Zuschauerbriefe, ob Lob oder Tadel, Erfolg haben, der sieht es an dieser Reaktion des Hessischen Rundfunks", so Baake.



KEP-Geschäftsführer fordert wegen Bibelverbrennung vom HR redaktionelle Konsequenz
von JS, Christliches Medienmagazin pro, 17.07.2007


Dass Bücher verbrannt werden, noch
dazu die Bibel, sei ein "einmaliger
Skandal in der Geschichte Deutschlands",
sagte der Geschäftsführer des
Christlichen Medienverbundes KEP,
Wolfgang Baake, über die ARD-Dokumentation "Die Hardliner des Herrn".
W e t z l a r ( ) Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake (Wetzlar), hat wegen der Bibelverbrennung in einer vom Hessischen Rundfunk produzierten Dokumentation über "christlichen Fundamentalismus", die am Mittwoch, den 11. Juli 2007 um 22.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wurde, "redaktionelle Konsequenzen" gefordert.

In einer Programmbeschwerde an den Intendanten des Hessischen Rundfunks (HR), Helmut Reitze, die Baake auch Mitgliedern im Rundfunkrat des HR, dem Vertreter der evangelischen Kirchen, der Katholischen Kirche und dem Vertreter des Zentralrates der Juden in Deutschland, dem hessischen Innenminister Volker Bouffier, dem hessischen Landtagspräsidenten Norbert Kartmann und dem Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Christean Wagner, zugeschickt hat, schreibt Baake, dass diese Bücherverbrennung ein einmaliger Skandal in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland darstelle. "Dieser Skandal" so Baake, "würde nur noch dadurch verstärkt, dass man eine Bibel verbrannt" habe. Nach Ansicht von Baake hat der Hessische Rundfunk damit "einen Tabubruch" begangen, "der seines gleichen sucht".

Baake forderte die Rundfunkratsmitglieder auf, sich dafür einzusetzen, dass dieser "Skandal" auf die Tagesordnung der "nächsten Rundfunkratssitzung gesetzt" wird. Baake bezeichnete den Vorgang als einen "Angriff auf die religiösen Gefühle von Christen und Juden".




"Bild" über "Hardliner"-Film:
"TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel"

Christliches Medienmagazin pro, 14.07.2007


F r a n k f u r t / M a i n (PRO) - "TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel" - Unter dieser Überschrift berichtet die "Bild"-Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe über Szenen aus dem Film "Die Hardliner des Herrn", in denen wiederholt eine brennende Bibel gezeigt wurde. Die Darstellung stieß bei vielen Christen auf massive Kritik - der sich die "Bild"-Zeitung anschließt.

"Darf man das?", fragen die beiden "Bild"-Redakteure Dieter Schlüter und Jan Meyer in ihrem Bericht einige Vertreter aus Kirche und Politik über die Szenen in dem Film, der am vergangenen Mittwoch um 22:45 Uhr im Ersten gezeigt wurde. "Die Heilige Schrift in einem Film über 'christliche Fundamentalisten' mehrfach in Flammen – für viele Gläubige ein Skandal!", so "Bild".

Kritik aus Kirche und Politik
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke etwa kritisierte die Darstellung scharf: "Man soll keine Bücher verbrennen – erst recht nicht die Bibel." Und auch Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Medienkommission der deutschen Bischofskonferenz kommentierte laut "Bild": "Eine Bibel zu verbrennen, bedeutet, die Heilige Schrift der Christen und Juden zu verhöhnen."

Antje Blumenthal (CDU), Mitglied im Landesrundfunkrat Hamburg, schloss sich der Kritik an: "So etwas dürfen wir auf keinen Fall dulden!" Und Wolfgang Bosbach, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-raktion, sagte der "Bild": "Was wäre wohl in Deutschland los, wenn die ARD einen brennenden Koran gezeigt hätte?"

Filmautor und HR-Chefredakteur weisen Kritik zurück
Sowohl Filmautor Tilman Jens als auch der Chefredakteur von HR-Fernsehen, Alois Theisen, wiesen gegenüber "Bild" die Kritik zurück. "Es geht darum, die Bibel als drohendes, als Angst machendes Instrument und gleichzeitig als Feuerschwert Gottes darzustellen", sagte Tilman Jens über die Szenen. Und HR-Chefredakteur Alois Theisen sagte: "Ich bin verantwortlich. Die brennende Bibel war ein ganz zugespitztes stilistisches Mittel, um im Film die einzelnen Teile zu trennen. Dazu stehe ich."




"Die Hardliner des Herrn":
Angst statt Hoffnung

Von Andreas Dippel, Christliches Medienmagazin pro, 12.07.2007


Die ARD hatte sich hohe Ziele gesetzt: Dem "christlichen Fundamentalismus" in Deutschland wollte der Film "Die Hardliner des Herrn" nachgehen. Filmautor Tilman Jens hatte schon vor der Ausstrahlung angekündigt: "Der Film will nicht skandalisieren." Nur darstellen also, was ist. Jedoch: Was war eigentlich die Botschaft des Films? Nicht klar wurde, wer denn nun wirklich die Evangelikalen sind – und was sie glauben.

In Hessenhöfe, einem Ortsteil in Blaubeuren, hat die christliche Gemeinschaft "Das Leben" ihren Sitz. Frauen und junge Mädchen erscheinen zu den Gottesdiensten bedeckt mit Kopftuch. Der Prediger brüllt auf der Kanzel, Gemeindemitglieder bekennen vor der Gemeinde in Ekstase, allem Weltlichen abzuschwören, sie weinen dabei und sprechen so schnell, dass es kaum einer versteht. Die Gemeinde sei eine "Trutzburg gegen den Satan", heißt es im Film, und die Frauen einer "christlichen Zwangsverschleierung" unterworfen.

In Bautzen unterrichtet eine Familie ihre Kinder zu Hause. Die Kleinen gehen nicht zur Schule, und das aus bestimmten Gründen: Die Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder in der Schule Sexualkunde oder die Evolutionslehre im Biologieunterricht lernen. Unliebsame Passagen aus Unterrichtsbüchern werden herausgerissen, bevor die Kinder die Materialien zu lesen bekommen, sagt der Vater. "Werden die Kinder hier unter- oder abgerichtet?", fragt der Filmautor. Und meint im Blick auf die Bilder aus Blaubeuren und Bautzen: "Blinder Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern und später blinder Gehorsam der Frau gegenüber ihrem Mann? Derlei Lehre kann Leben verhageln." Zwei Drittel der Menschen in den USA denken bereits so wie die Schulverweigerer aus Sachsen, hieß es. Und weiter: "Wer Kinder wegsperrt, der wird sich schwerlich auf die Bibel berufen können."

"Sind alle Evangelikalen so?"
Das ist die eine Seite der "christlichen Fundamentalisten", deren Meinung durchaus nicht alle Evangelikalen teilen. Die Mehrheit der Gottesdienste von Freien Gemeinden oder Baptisten läuft anders ab als etwa die Versammlung in Blaubeuren. Die wenigsten Frauen tragen hier Kopftücher im Gottesdienst und überdies ist ein Großteil der Evangelikalen in der Landeskirche engagiert. Längst sind sich viele Vertreter der Kirchen einig, dass die Evangelikalen eine Bereicherung sein können, dass sie aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen eben keine Bedrohung darstellen, die es zu bekämpfen gilt.

Viele Fragen bleiben offen
Dennoch, auch um die Bedrohung durch Kreationisten ging es, die "längst auf dem Vormarsch" seien und in den Schulen die Evolutionslehre durch die Schöpfungslehre ersetzen oder zumindest ergänzt sehen wollten. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff wiederholt vor der Kamera ihre Position, wonach im Biologieunterricht mit den Schülern durchaus auch alternative Modelle der Entstehung der Welt diskutiert werden könnten. Wolff sagt genau das, was schon im Lehrplan des Kultusministeriums steht. Dagegen wenden sich die bekannten Kritiker, der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera und der Politikwissenschaftler Claus Leggewie: Unglaublich, man habe dem Ziel der Kreationisten bereits nachgegeben, lasse sich auf Diskussionen mit ihnen ein. "Unterricht darf aber nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und nicht auf der Irrlehre der Kreationisten", so Leggewie. Dass überzeugte Christen natürlich an die Schöpfung glauben, aber immer wieder betonen, dass sie im Biologieunterreicht keine Schöpfungslehre verankern wollen, kommt nicht zur Sprache.

So bleibt auch hier ein fahler Beigeschmack und viele Fragen offen: Befürworten alle Evangelikalen, dass Frauen in Gottesdiensten ein Kopftuch tragen? Werden alle Pastoren bei ihren Predigten laut und schreien ihre Gemeinde an? Gibt es bald auf öffentlichen Schulen keine Kinder aus evangelikalen Familien mehr? Und, ja, die bekannte, beängstigende Frage wird auch nicht beantwortet: Ist der Einfluss christlicher Fundamentalisten in den Schulen denn so groß, dass bald die Schöpfungslehre im Biologieunterricht gelehrt wird? Ist das überhaupt deren Ziel?

Angst vor Sodom und Gomorrha?
Auf alle diese Fragen lautet die Antwort: Nein. Im Gegenteil, es ist genau dies das Dilemma der Dokumentation, die fehlenden Antworten. Zurück bleiben bei den Zuschauern die offenen Fragen und Fehlurteile, die über so manchen interviewten Evangelikalen gefällt wurden. Wie über Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. Er wurde gefragt nach geschiedenen Pfarrerinnen und Pfarrern, die seiner Meinung nach keine Leitungsfunktion mehr innehaben sollten. Und in seiner Position vom Sächsischen Landesbischof Jochen Bohl unterstützt wird. Oder nach Homosexuellen, deren Lebenspraxis aus Sicht der Evangelikalen nicht mit dem Christsein vereinbar ist. "Da ist sie wieder, die Bibel, die zum Maßstab und Richter wird, vorneweg über Homosexualität und Scheidung", lautete der Kommentar im Film. Oder: "Tief sitzt unter Evangelikalen die Angst vor Sodom und Gomorrha."

Andere Interviewte wollten sich bei einigen kritischen Fragen nicht festlegen lassen. Anders der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber. "Ich halte es für nicht angemessen, christliche Fundamentalisten mit islamischen Fundamentalisten zu vergleichen", sagte Huber und stellte damit klar, dass selbst Bewegungen am Rand des christlichen Spektrums jegliche Gewalt und sonstigen Terror ablehnen.

Hoffnung statt Angst
Dennoch, auf anderen Ebenen hat der Film durchaus Angst geschürt, obwohl er das nicht nötig hätte. Angst deshalb, weil nicht alle Szenen, die gezeigt wurden, die evangelikale Bewegung abbilden. Solche Bilder tragen nicht dazu bei, ein ausgewogenes Gesamtbild zu liefern. Und auch die Szenen zwischen den Sequenzen waren nicht nur unsachlich, sondern provozierend: Eine brennende Bibel sollte die Zuschauer immer wieder daran erinnern, dass die Evangelikalen tagein, tagaus das Höllenfeuer predigen. Alle Meinungen, die angeblich nicht ihrer Ansicht entsprechen, werden gleichsam vom Feuer der Bibel geschluckt. Mit ihnen ist also nicht zu reden, weil sie nur drohen.

Nur bei einer Szene im Film kam Hoffnung auf, sie war ein Lichtblick. Ein Jugendgottesdienst in Stuttgart wurde gezeigt, veranstaltet von der Evangelischen Allianz. Hunderte junger Leute singen, beten und freuen sich ihres Glaubens. Keiner der Teilnehmer hatte ein Kopftuch auf, wetterte lautstark oder skandierte Parolen. Es waren Aufnahmen eines Gottesdienstes, wie er an jedem Sonntag in vielen evangelikalen Gemeinden im ganzen Land stattfindet. Einer der Leiter des Gottesdienstes, der Theologe Steffen Kern, sagte: "Wir wollen den Menschen Mut machen zum Glauben." Das war vielleicht die einzige Aussage im Film, die treffend auf den Punkt bringt, wer die Evangelikalen tatsächlich sind.

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Und die Evangelische Nachrichtenagentur idea, schreibt heute (hier auszugsweise) unter dem Titel:

Lob und Tadel für TV-Beitrag
"Hardliner des Herrn"

[...]
In dem 45-minütigen Beitrag des Kulturjournalisten Tilman Jens habe man zwar viele Eindrücke von Gruppierungen bekommen, die am Rande der evangelikalen Bewegung stehen – etwa die Glaubensgemeinschaft „Hessenhöfe“ in Blaubeuren bei Ulm oder Schulverweigerer bei Bautzen. Doch sei in der Dokumentation, die 1,4 Millionen Zuschauer hatte, der Eindruck entstanden, evangelikales Christsein erschöpfe sich in der Ablehnung von außerehelichem Sex und der Evolutionstheorie. „Ein unvoreingenommener Zuschauer weiß auch nach dieser Sendung nicht, wofür die evangelikale Bewegung eigentlich steht“, kritisiert Werth. Das umfangreiche Engagement für die Verbreitung der Bibel, die missionarische Arbeit im In- und Ausland sowie der diakonische Einsatz Evangelikaler seien nicht zur Sprache gekommen.


Ethik interessiert nicht nur Evangelikale
Positiv sieht Werth, dass der Filmautor die protestantische Landschaft in Deutschland differenzierter gezeichnet habe. Dass etwa eine Ehescheidung nicht nur für den Pastor einer Freikirche, sondern auch für einen Pfarrer der sächsischen Landeskirche in aller Regel eine Versetzung an eine andere Stelle zur Folge hat, zeige, dass die Frage nach der Lebensführung von Amtsträgern kein evangelikales Sondergut sei, so Werth. Für Geschiedene habe solch eine Versetzung auch eine Schutzfunktion. Die Deutsche Evangelische Allianz repräsentiert rund 1,3 Millionen Evangelikale aus Landeskirchen und Freikirchen. Ihr Vorsitzender Werth ist Direktor des Evangeliums-Rundfunks (ERF) in Wetzlar.

[...]
Für den Autor Tilman Jens kennt christlicher Fundamentalismus heute im Gegensatz zum islamischen Fundamentalismus keine "gewaltbereiten Gotteskrieger". In der evangelischen Kirche werde aufgrund evangelikaler Anfragen wieder mehr über biblische Inhalte gestritten. Laut Film wächst die Zahl "der bibeltreuen Christen" in Deutschland. Die Reportage schließt mit dem Satz: "Ein uraltes Buch sorgt für Aufregung. Und das ist gut so."


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