Gerichtsurteil:
Warnung vor spirituellen Praktiken unrechtmäßig?

Quelle: Jesus.de, 06.03.2007


In einem Urteil des Verwaltungsgerichts München ist der Evangelischen Landeskirche in Bayern gerichtlich verboten worden, in Gemeindebriefen vor "Bioenergie-Kursen", Rutengehen und Räucherritualen einer Seminaranbieterin zu warnen. Wie die Evangelische Nachrichtenagentur idea berichtet heißt es in der Urteilsbegründung, die Äußerungen im Gemeindebrief hätten negative Folgen für den Ruf und die Tätigkeit der Seminaranbieterin, die geklagt hatte.

Es könne der Eindruck entstehen, ihre Tätigkeit sei nicht dem Evangelium gemäß, argumentierte das Gericht weiter. In der Verhandlung habe sich der Sektenbeauftragte der bayrischen Landeskirche, Wolfgang Behnk, kritisch geäußert, ohne sich hinreichende Anhaltspunkte für eine solche Abqualifizierung verschafft zu haben.

Kritik an spirituellen Praktiken im Gemeindebrief
Im Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Weiltingen hatte Pfarrer Günther Niekel vergangenen Oktober unter der Überschrift "Ist das eine Sekte?" vor den Seminaren gewarnt, den Namen der Klägerin jedoch nicht genannt. Untersagt wurden der Landeskirche in dem Prozess die Zeilen, die eine Unverträglichkeit mit dem Evangelium herausstellten: "Wegen der vielen Widersprüche zum Evangelium, was das Menschen- und Gottesbild anlangt, ist äußerste Vorsicht geboten, sich mit diesen Dingen einzulassen." Weiter hatte Niekel in dem Artikel kritisiert, das Seminarangebot habe zwar nichts mit einer Sekte zu tun, doch sei es "nicht dem Evangelium gemäß und steht an manchen Stellen sogar im krassen Gegensatz zum christlichen Glauben".

Zuvor hatte die Seminarleiterin auf Handzetteln für ihre Kurse geworben.

Landeskirche: "Massiver Eingriff in die Meinungsfreiheit"
Die Landeskirche legte gegen das Urteil Beschwerde vor dem bayrischen Verwaltungsgerichtshof ein und wertete den Entscheid als massiven Eingriff in die Meinungsfreiheit. Der Kirche könne es nicht untersagt werden, sich in einem örtlichen Presseorgan der Pfarrei kritisch zu spirituellen Fragen der Zeit wie der Esoterik zu äußern, schreibt der Sektenbeauftragte Behnk.


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