"UniSpiegel" fordert:
Missionare aus dem Hörsaal

Von AW, Christliches Medienmagazin pro, 09. Dezember 2008


Laut "UniSpiegel" sollen Missionare hier keinen
Platz mehr haben: In der aktuellen Ausgabe
kritisert das Magazin Christen, die öffentlich Zeugnis von ihrem Glauben geben.
(Foto: Uni Leipzig)

Das Magazin "UniSpiegel" nimmt in seiner aktuellen Ausgabe "Missionare in der Mensa" unter die Lupe. Dabei kritisiert das Blatt vor allem den missionarischen Eifer evangelikaler Studenten – für diesen, so "Unispiegel", sei an einer Universität kein Platz.

"Jeden Dienstagabend trifft sich die zehnköpfige CfC-Gruppe im dritten Stock eines Wohnheims in der Münchner Studentenstadt. Wenn alle im Stuhlkreis mit den Füßen wippen und 'Blessed Be Your Name' singen, hält es Morgan nicht mehr auf seinem Sitz. Er richtet sich auf, schließt die Augen, reckt den Kopf in Richtung Zimmerdecke. So wird er bis zum Ende der Gesangsrunde verharren. Seine Frau Miriam, 23, tut es ihm gleich, später auch Frank Bernhardt und dessen Frau Mascha, 24", heißt es in der aktuellen Ausgabe des "UniSpiegel".

"UniSpiegel": Christliche Gruppen gehören nicht an die Uni
Morgan, Frank und Mascha gehören der missionarischen Gruppierung "Campus für Christus" (CfC) an. Geht es nach dem Autor des Textes, dürfte es solche Organisationen an der Universität gar nicht geben. "Sie dürfen ihren Glauben verbreiten, ausgerechnet an jenem Ort, der sich der Wissenschaft verschrieben hat, deren oberstes Gebot Falsifizierbarkeit ist. Gott ist nicht falsifizierbar." Soweit das Argument des Verfassers. Christsein hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Deshalb gehört es nicht an die Universität. Zumindest dann nicht, wenn Christen öffentlich über ihren Glauben sprechen.

Besonders verwerflich erscheint der Gedanke der Mission, wenn er nicht nur an der Uni, sondern auch noch von "evangelikalen Freikirchen" verbreitet wird. Was genau evangelikale Freikirchen sind, erfährt der Leser des "UniSpiegels" zwar nicht, aber eines, so lernt er, sind sie in jedem Fall: radikal. Das äußere sich etwa, wenn der CfC eine Vortragsreihe mit dem Titel "Die Bibel – Mythos oder Wahrheit" veranstaltet. In einem Hörsaal der TU München habe der Altorientalist Martin Heide "Detail über Detail referiert zur antiken Grabstätten, zu Inschriften und Interpretationen. Am Ende legt Heide dar, dass nach seiner Meinung kein Beleg dagegen spricht, dass Jesus auferstanden sein könnte. 'Soweit die Wissenschaft', sagt Heide. 'Alles, was danach kommt, ist Glaube'".

Glaube oder Wissenschaft?
Neu sind diese Erkenntnisse über Jesu Auferstehung ebenso wenig wie radikal. In der jüngsten Ausgabe des Magazins "Geo kompakt" etwa begaben sich Wissenschaftler auf die Suche nach dem "historischen Jesus" und kamen zu demselben Ergebnis. Die Auferstehung sei mit den zur Verfügung stehenden historischen Quellen nicht zu widerlegen. Am Ende bleibt Religion eben im Glauben begründet.

"UniSpiegel" recherchierte weiter und fand heraus: "Versuche religiöser Beeinflussung ereignen sich an fast jeder Hochschule. […] In den Wochen vor Weihnachten waren die Aktivisten zuletzt besonders aktiv. Da kann es passieren, dass die Missionare Hungrige auf dem Weg zur Mensa mit einem Info-Stand überraschen, von dem aus sie die Vergesslichen an den christlichen Hintergrund des Fests erinnern und das Neue Testament verschenken."

Wer glaubt, die Reportage habe hier schon den Gipfel des "religiösen Eifers" dargestellt, irrt. Jene Christen, die zuvor noch im Hauskreis des CfC gesungen haben, organisieren auch noch Seminare mit dem Titel "Erfolgreich Lernen", die Tipps für Studienanfänger bieten sollen. "Dass die Erstsemester neben Studientipps auch den CfC und seine Weltsicht in guter Erinnerung behalten, ist natürlich nicht erwünscht", heißt es ironisch im "UniSpiegel". Unterstellt wird hier, dass die Christen ganz unterschwellig versuchen, ihre Botschaft zu verbreiten. Sie selbst deklarieren nur wenige Zeilen vorher das Gegenteil. Beim Seminar gehe es nicht um Bekehrung: "Wir lieben, damit die Leute die Liebe Gottes erkennen." Der CfC ist somit laut Reportage nicht nur radikal, seine Mitglieder lügen auch. Überführt hat das Magazin die Christen bis dato noch keiner der beiden Unterstellungen. Kommt vielleicht noch. Man liest gespannt weiter.

Plakate gegen Abtreibung aufgehängt
Tatsächlich wird dem Leser schließlich eine studentische Organisation vorgestellt, die mehr tut als Bibeln verteilen und Hauskreise zu veranstalten. "J-House-Café", eine Gruppe junger Christen, die sich auf die Bibel berufen, hatten an ihrer Universität ein Plakat gegen Abtreibung aufgehängt. Es zeigt ein Baby am Galgen, dazu den Schriftzug "Meine Mutter macht Karriere". Die Christen haben sich also öffentlich und in zugegeben streitbarer Weise gegen Abtreibung geäußert. "Handelt es sich bei 'J-House-Café' vielleicht, ähnlich wie bei muslimischen Gotteskriegern, die an die 72 Jungfrauen im Paradies glauben, um pure Schlichtheit im Geiste?", fragt der "UniSpiegel" und folgert: "Harmlos ist die Verblendung jedenfalls nicht."

Die Parallele zum islamistischen Terrorismus scheint dem Verfasser zu gefallen. So werden studentische Christen im Text auch gerne einmal als "Gotteskrieger" bezeichnet. Klar wird aber auch: Die dargestellten Fakten rechtfertigen das nicht. "UniSpiegel" bezeichnet evangelikale Christen als radikal und "schlicht im Geist", also dumm. Warum? Weil sie Infostände aufbauen, Infomaterial verteilen, Plakate aufhängen, sich in studentischen Gruppen organisieren und wissenschaftliche Vorlesungen veranstalten. Welches Verhalten von Christen wäre dem Autor wohl am liebsten? Offenbar, dass sie sich gänzlich unsichtbar machen.

Universität ist Forum junger Menschen
Ein Richter würde sagen: Die Beweislage ist dünn. Und er würde vermutlich auf das Recht der freien Meinungsäußerung verweisen. Denn Universität dient natürlich der Wissenschaft. Immer aber war sie auch ein Forum junger Menschen, die sich in Gruppen zusammenschließen, sich für ihr Leben orientieren und selbst finden und sich schließlich auch ihre eigene Meinung bilden. Diese Gruppen können Parteien oder Studentenverbindungen, Netzwerke wie die linksgerichtete "Attac", Umwelt- und Tierschutzorganisationen wie "Greenpeace" oder einfach Vereine sein. All diese Zusammenschlüsse unterscheiden sich in ihrem Vorgehen keineswegs von "Campus für Christus" oder "J-House-Café". Nur ihre Wertebasis ist eine andere. Die Bibel. Das allein ist bisher glücklicherweise kein Grund, ihnen ihren Platz im öffentlichen Universitätsleben zu verweigern. (PRO)

Lies auch den Artikel über die Neuauflage des Jugend-Wörterbuches der "Oxford University Press", aus der christliche Begriffe entfernt wurden.

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