Beispiel einer schlechten Recherche
von Birgit Barandica Eichberger
Gestern, am 20.07.2006, lief im ARD-Report PANORAMA ein Bericht über Calling all Nations. Wie es leider so oft in der säkularen Öffentlichkeit geschieht, wurde auch hier auf übelste Weise über tiefgläubige Christen berichtet.
So wurden Antwortausschnitte seriöser Christen gezeigt, aber in einem Zusammenhang, der sie als fanatisch-krank hinstellt.
Es wurde nicht über CaN berichtet, sondern CaN wurde zum Anlass genommen, um über die schwarzen Schafe unter den Christen zu berichten (nicht vergessen: schwarzen Schafe gibt es ÜBERALL!!), auf eine Weise, die glauben machen will, dass jegliche christliche Gemeinde, die die Bibel ernst nimmt, sektiererisch sei.
Dass die Teilnehmer bei CaN überkonfessionell waren, also aus christlichen Gemeinden ALLER Couleur kamen, wurde nicht erwähnt. Genauso wenig, dass die Veranstaltung sogar vom Berliner Oberbürgermeister Wowereit begrüßt wurde. Würde gerade ER so etwas tun, müsste er annehmen, die Veranstaltung sei verwerflich?
Der Panoramabericht beweist, was die Bibel schon vor 2000 Jahren wusste, nämlich dass die Welt die Botschaft Gottes nicht versteht und die Verkündigung Jesu daher als "baren Unsinn" ansieht. (1. Korinther 1,18ff). Die Berichterstattung empfand ich als unsachlich, ignorant und fast schon bösartig. Die Recherche war absolut schlecht und unseriös: es wurde nur einseitig in der Sektenkiste gewühlt und nur von überall sonst auch vorkommenden Negativbeispielen berichtet.
Die tiefe Freude, die von Jesu Gegenwart ausgelöst wird, wurde systematisch ausgeklammert. Dass die Künstler unentgeltlich auftraten, wurde nicht erwähnt. Dass es im Gegenzug zur gleichzeitig stattfindenden Love-Parade keine Entgleisungen gab, ebenfalls nicht.
Stattdessen lese ich in einem anderen Bericht, dass sich eine landeskirchliche Bischöfin inkognito unter die Teilnehmer gemischt habe und hinterher über die Veranstaltung hergezogen sei.... Warum inkognito? Warum traut sie sich nicht, sich offen zu ihrer Skepsis zu stellen?
All diese Dinge sind so traurig... Aber in der Bibel steht ganz eindeutig, dass es genauso und noch viel schlimmer kommen wird... Bitte, liebe Freunde, lasst uns den Ernst der Lage erkennen! Nehmt auch ihr dies zum Anlass, um so verstärkter für die Verlorenen zu beten! Lasst uns beten, dass Gott uns noch mehr Menschen in den Weg stellt, die von Ihm hören sollen!
"Kampf den Dämonen":
ARD-Beitrag über "Calling all Nations"
Ein Bericht von Andreas Dippel, Christliches Medienmagazin pro, 21.07.06
Der "Panorama"-Bericht über "Calling all Nations"
ist auch im Internet als Video zu sehen:
www.panorama.de (Foto: NDR)
B e r l i n (PRO) Knapp 20.000 Menschen haben am vergangenen Samstag im Berliner Olympiastadion an der Veranstaltung "Calling all Nations" teilgenommen. Mit dabei waren auch Reporter der NDR-Politik-Sendung "Panorama". Am Donnerstag lief ihr Beitrag "Kampf den Dämonen Radikale Christen in Deutschland" im Ersten.
"Es sieht aus wie ein Pop-Konzert, aber die Massen sind zum Gebet gekommen. Für Gott und gegen den Teufel und seine Dämonen... Radikale Christen aus der charismatischen Bewegung. Sie leben streng nach den Geboten, legen die Bibel wörtlich aus, für sie hat Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen.... Selbsternannte Prediger teilen die Welt in Gut und Böse", heißt es in dem Beitrag.
"Aussteigerin" berichtet
"Panorama" zeigte Mitschnitte von charismatischen Veranstaltungen, auf denen Prediger auftreten, offenbar Kranke heilen und Dämonen aus Menschen austreiben. "Sie nennen es Befreiungsdienst, ein verharmlosendes Wort für Exorzismus." Eine Frau, die früher einer charismatischen Gemeinde angehörte, berichtete von ihren Erfahrungen: "Einer hat richtig gebetet und den Dämon beschworen, er soll ausfahren. Und die anderen haben in Zungen geredet, also unverständliches Zeug. Das ist wie Babysprache und so lange, bis irgendeine Reaktion kam", erzählt die Frau. Später berichtet sie von "psychischem Druck" durch "Kontrollanrufe und Vorschriften", dem sie in ihrer ehemaligen Gemeinde ausgesetzt gewesen sei und der sie zum Austritt bewogen habe.
"Heilung allein durch Glaube"
"Die Prediger versprechen Heilung von jeder Krankheit", heißt es in dem Bericht weiter. Auf einem der Mitschnitte eines Heilungsgottesdienstes sprechen die Teilnehmer ein gemeinsames Gebet: "...und dass ich einfach zu den Ärzten gegangenen bin, ohne dass ich Jesus jemals eine wahre Chance gegeben habe... Es tut mir Leid, dass ich immer nur Medizin genommen habe." Der Kommentar der Reporterin: "Heilung durch Glaube, wer nicht geheilt wird, ist selbst schuld."
Im Berliner Olympiastadion haben die "Panorama"-Reporter unter anderem den Auftritt von Wolfhard Margies gefilmt. Er war Mitveranstalter von "Calling all Nations" und ist Leiter der von ihm 1981 in Berlin gegründeten charismatischen "Gemeinde auf dem Weg". Zu den Bildern werden Zitate aus einem Buch von Margies eingeblendet, in dem er "Lust, Faulheit, intellektuelle Strebsamkeit, Depressionen, Selbstmordgedanken, Asthma, Krebs, Homosexualität" als "dämonisch" bezeichnet.
"Totenauferweckungen in Afrika"
"In Berlin sind sie noch fasziniert von der Welt der Wunder." Teilnehmer berichten am Ende des Beitrages von ihren Erlebnissen: "Wir haben zu mehreren gebetet, mit Handauflegung, und sie wurde geheilt an dem Abend", erzählt ein junger Mann. Ein anderer: "Ich war in Afrika, und wir haben für Leute gebetet. Da habe ich Totenauferweckungen und Dämonenaustreibungen alles live gesehen und deshalb weiß ich, dass Gott groß ist."
Zu Bildern aus dem Stadion sagt die "Panorama"-Reporterin zum Schluss: "Voller Einsatz für Jesus. So feiern sie ihren Glauben, der auf Angst, Intoleranz und Einschüchterung beruht."
Die Reportage ist im Internet unter www.panorama.de als Video zu sehen. Auf der offiziellen Seite der Politik-Sendung gibt es zudem ein Forum, in dem Zuschauer über den Beitrag diskutieren können.
von AD | 21.07.06
CAN-Panorama-Bericht: Beängstigend populistisch
von Pascal Görtz, Jesus.de, 21.07.2006
Calling all Nations ist sicher nicht unstreitbar. Deshalb war es auch im Vorfeld nicht unumstritten, obwohl mancher Diskussionspunkt eher in die Kategorie "unnötig" gehörte. Das stimmt so auch für die charismatische Bewegung, die sich hinterfragen lassen muss, wie biblisch fundiert ihre Praktiken sind. Das muss schließlich jede Kirche.
Nur muss man sich der Regeln bewusst sein, mit denen Kritik einen Diskurs fördern kann. Fruchtbare Auseinandersetzung braucht ein gewisses Maß an Fairness und Unvoreingenommenheit. Wie schwer sich manche christlichen Kreise damit tun, ist bekannt. Wie unmöglich es hingegen den "investigativen Journalisten" von Panorama war, Eindrücke von Calling all Nations in angemessener Weise wiederzugeben, erstaunt die Kollegen in christlichen Redaktionen nicht schlecht. Das Öffentlich-Rechtliche übt sich in Polemik und schürt Ängste.
Wer sich nach dem Panorama-Beitrag über das Großevent noch wundert, mit welcher Dreistigkeit die Themen "charismatische Erneuerungsbewegung" und die Berichterstattung vom inter-konfessionellen "Calling all Nations" zu einem beängstigend populistischen Sendebeitrag verschmolzen wurden, der hat das Prinzip der Sendung nicht verstanden. Die vorab vereinbarte Skandalberichterstattung war bereits so gut wie fertig, als der erste Ton der Lobpreisveranstaltung im Olympiastadion erklang. Die Streitthemen: Geistliche Kriegsführung, Dämonenaustreibung, Schwulenfeindlichkeit, Wohlstandsevangelium. Nichts von alledem wurde bei CAN inhaltlich auch nur gestreift - zu differenziert sind die Meinungen der kirchlichen Träger, als das man derart pauschalisieren dürfte. Diskurse gibt es da auch zwischen den Konfessionen.
Weil die Veranstaltung offenbar nicht ausreichend inhaltliche Angriffsfläche bot, zeigte man die Kritik des evangelischen Sektenbeauftragten an der charismatischen Pfingstbewegung. Dass seine Kirche ebenso mit im Boot der Veranstaltung saß und die 22.000 Christen im Stadion keineswegs alle evangelikale Kriegstreiber sind, fiel da schnell mal unter den Tisch - vermutlich weil das Interview mit Herrn Hempelmann nicht im Zusammenhang mit CAN geführt worden war.
Einseitigkeit bestimmte im Übrigen nicht nur den Beitrag über CAN, sondern auch den Artikel über den deutsch-libanesischen Jungen, der durch israelische Bomben seine Eltern verloren hat. Weltpolitik im Krankenhauszimmer. Wie das Kamerateam einen offenbar noch unter Schock stehenden Jugendlichen am Krankenhausbett bedrängt, konterkariert das beteuerte Mitgefühl mit dem Schicksal des Vollwaisen. Skandaljournalismus vom Feinsten.
Selbst der Beitrag über Bafög-Sünder und die unterschiedliche Strafverfolgung in den Bundesländern überrascht mit parteiischer Härte. Hätte es einen gewundert, wenn Panorama die Kriminalisierung ahnungsloser Studenten bei fehlerhaft ausgefüllten Bafögbögen angemahnt hätte? Stattdessen lobt Panorama Bayern für den vorbildlichen Nachdruck und stellt Berlin und Bremen an den Pranger. Für juristische Härte gelobt zu werden ist nicht selbstverständlich. Das ist alles eine Frage des Wohlwollens.
Sachlichkeit ist das Mindeste, was man von den Programmmachern der ARD erwarten dürfte. Die unsensible Art, mit der 22.000 Christen aller Coleur in einer pauschalisierenden Schelte öffentlich verurteilt werden, ist der eigentliche Skandal und erschreckt auch in den Foren des Senders so manchen Zuschauer.
Es bleibt einzig die Gelassenheit, dass sich der überspitzte Eindruck vom "radikalen Christentum" nicht einmal annähernd in der Realität abbildet. Zumindest nicht in der Welt, in der ich lebe.
Scharfe Kritik am ARD-Magazin „Panorama“
Von: Evangelische Nachrichtenagentur idea 26.07.2006
B e r l i n (idea) Schwere Vorwürfe gegen das ARD-Magazin "Panorama" haben die Verantwortlichen der christlichen Großveranstaltung "Calling All Nations" (Ruf an alle Völker) erhoben. Es habe journalistisch unseriös und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen über das Glaubensfest berichtet, kritisierte der Pressesprecher der Veranstaltung, Fritz Ludwig Otterbach (Berlin), auf idea-Anfrage.
Webstream auf ard.de
"Panorama" hatte am 20. Juli unter dem Titel "Kampf den Dämonen Radikale Christen in Deutschland" einen Beitrag über das Treffen ausgestrahlt, zu dem sich am 15. Juli rund 22.000 überwiegend charismatische Christen aus 30 Ländern im Berliner Olympiastadion versammelt hatten. Der Glaube der Besucher beruhe "auf Angst, Intoleranz und Einschüchterung", hieß es in dem Bericht, in dem der Sektenbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, Ingolf Christiansen (Göttingen), und eine als "Aussteigerin" bezeichnete Frau, die mit charismatischen Kreisen gebrochen hat, zu Wort kamen.
"Unwahrheiten" bei Akkreditierung
Otterbach wies gegenüber idea darauf hin, dass die in den Mittelpunkt des Films gerückten Themen Dämonenaustreibung und Krankenheilung überhaupt nicht Gegenstand von "Calling All Nations" gewesen seien. Dort sei es um das Lob Gottes in modernen Liedern und um gemeinsame Gebete gegangen. Ein vom Fernsehteam aufgenommenes Interview mit Pfarrer Axel Nehlsen (Berlin) vom Leitungskreis der Veranstaltung sei im Bericht nicht verwendet worden. "Warum lässt man nur Kritiker und ein paar Besucher zu Wort kommen, aber keinen einzigen Hauptverantwortlichen der Veranstaltung?" fragt Otterbach. Diese Art des Journalismus sei unseriös. Außerdem habe sich die verantwortliche Redakteurin unter Vorspiegelung falscher Tatsachen akkreditiert. In einer E-Mail habe sie geschrieben: "Wir wollen zeigen, wie hier Jugendliche aller Kulturen und Sprachen zusammenkommen und mit Interesse und Freude Glauben praktizieren (und sie damit auch die These widerlegen, dass junge Leute per se sich von Religion abwenden)." Davon sei in dem Bericht nichts erkennbar gewesen. Es werfe kein gutes Licht auf die "Panorama"-Redaktion, wenn ihre Mitarbeiter mit solchen Unwahrheiten operierten, so Otterbach.