Wie der verlorene Sohn
uns auch heute noch angeht
© Birgit Barandica E.,
nach Lukas 15,11-32; November 2006


Was unterscheidet unseren Glauben denn von den Religionen? Man hört doch immer häufiger, dass alle Religionen im Endeffekt ein und dasselbe seien. Das ist auch gar nicht so falsch, wenn es um Religionen geht. Im Verlauf dieses Artikels wirst du sehen, warum ich hier unterscheide.

Es stimmt sicherlich, dass sich gewisse Weisheiten in den verschiedenen Religionen ähneln. Aber Weisheiten allein machen keinen Glauben. Sie lassen einen höchstens etwas besonnener mit den Dingen des Lebens umgehen. Überall lassen sich wahre Fakten finden. Aber wahre Fakten allein sind noch lange keine absolute Wahrheit. Sie fördern höchstens ein gewisses Für-wahr-halten. Aber auch etwas "für wahr zu halten" ist noch lange kein Glaube!

Vielleicht ähneln sich auch einige Rituale: so versammelt man sich beispielsweise zum Gebet, überall gibt es religiöse Gesänge. Es gibt religiöse Feste, Altäre, Opfer. Vielleicht wird auch ein gewisses wünschenswertes Sozialverhalten gefördert. Aber all das bringt keine Erlösung. Und wenn man die Dinge auf dieser hier beschriebenen Ebene belässt, dann ist die Frage berechtigt, wovon eine Erlösung denn überhaupt nötig wäre. Ich hatte mir damals diese Frage trotz kirchlichem Hintergrund über viele Jahre gestellt und kam auf keine zufriedenstellende Antwort.

Es wäre überall derselbe Gott, heißt es oft, nur mit anderen Namen. Hier jedoch gibt es tatsächlich gravierende Unterschiede: in den Religionen steht der jeweilige Gott ganz weit oben und der Mensch ganz tief unten. Er muss sich wahnsinnig anstrengen, um von seinem Gott angenommen zu werden, schafft es im Endeffekt aber nie. Eine Heilsgewissheit gibt es in keiner Religion, nicht einmal in der christlichen. Bitte - bevor du dich jetzt vielleicht empörst, lies weiter, denn ich erkläre gleich, warum ich das gesagt habe.

Gemäß jeder Religion belohnt Gott gutes Verhalten und gute Werke und straft im umgekehrten Fall, was sich oft schon hier auf Erden auswirkt. So gibt es beispielsweise in der katholischen Kirche die Exkommunion (Verbot am Abendmahl teilzunehmen, was dem Ausschluss aus der Gemeinschaft gleichkommt). Es gibt Selbstkasteiungen (freiwillige Entbehrungen und Leiden), was bei manchen Leuten so weit geht, dass sie sich bis aufs Blut und bis zur Ohnmacht selbst geißeln (das gibt es auch im Islam) oder sich auf den Philippinen sogar kreuzigen lassen... Manchmal wird man angeblich immer und immer wiedergeboren, nur um letztendlich im Nirwana zu enden, dem großen Nichts. Das wäre allerdings kein Anreiz für mich, die Lebensqualen immer wieder neu durchlaufen zu müssen, nur um später in einem Nichts zu enden - es wäre furchtbar frustrierend. Oder man endet in einem sogenannten Paradies, in dem nur Männer Vorteile genießen. Für mich als Frau wär das allerdings auch nicht besonders erstrebenswert...

Beziehung, Vergebung, Liebe... Welche Religion bietet das? Schau dich um - nicht eine einzige! Noch nicht einmal die christliche Religion; dort höchstens theoretisch. Ja, wirklich! Auch wenn du jetzt große Augen machst und mich fragst: "Was soll das denn jetzt? Ich dachte, du trittst für den christlichen Glauben ein?"

Es stimmt: ich trete tatsächlich für den christlichen Glauben ein, nicht aber für die christliche Religion! In der Tat ist es ein riesiger Unterschied: in der Religion fehlt immer die persönliche Beziehung - sie ist nur das, was der Mensch aus dem Glauben gemacht hat, ungeachtet des Wortes Gottes. Sie ist der Ausdruck der Suche des Menschen nach Gott - aber das hat nichts mit persönlicher Beziehung zu tun.

Als Christ wird niemand geboren, auch nicht, wenn die Eltern Christen sind. Solange nicht der persönliche Aspekt hineinkommt, wird es immer bei der Religion bleiben. Erst durch die persönliche Entscheidung für Jesus verändert sich die Religion zum Glauben, der ja von der persönlichen Beziehung zwischen Gott und Mensch lebt. Nirgendwo sonst kommt Gott in Liebe und Erbarmen den Menschen entgegen!

Der Gott der Bibel - der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs - dieser Gott ist sich der menschlichen Misere ganz genau bewusst. Er wusste, dass der Mensch "festhängt" auf seiner Seite des Lebens, ohne die leisteste Chance, auch nur in die Nähe Gottes zu gelangen. Ich zeige hier noch einmal die Graphik aus dem Artikel "Die Brücke". Verstehst du jetzt, was ich eben meinte? Dieser Graben zwischen Gott und Mensch ist, zumindest von menschlicher Seite aus, unüberwindbar. Dass es sich tatsächlich so verhält, ist den Religionen irgendwie jedoch nicht so richtig bewusst, daher die Selbstkasteiungen, Gesetze, Werke etc., in der Erwartung, auf diese Weise Gottes Gunst zu
erlangen. Religiöse Menschen können derart streng darin werden, dass man manche von ihnen schon als hart, unliebsam, intolerant bezeichnen kann. Religiöser Fanatismus ist das Ergebnis davon; Glaubenskriege sind so entstanden und tun es immer noch. Wie dieser Graben entstanden ist, kannst du im eben erwähnten Artikel "Die Brücke" lesen. Hier wollen wir es bei seiner bloßen Existenz belassen.

Ich sagte eben, Gott wusste, dass der Mensch so keine Chance hat. Und weißt du, was er deshalb gemacht hat? Er ist in Seinem Sohn Jesus zu uns, also auf unsere Seite des Lebens, gekommen! Denn Er konnte diesen Graben überwinden. Und weil Er uns Menschen so dermaßen liebt, darum hat Er es getan, obwohl Ihn das alles gekostet hat... In keiner anderen Religion finden wir so eine großartige Liebe! Dort ist Gott meist ein abstraktes Wesen, unerreichbar, unendlich weit entfernt und darauf aus, dass wir möglichst perfekt sind. Aber der Gott der Bibel kommt dir und mir entgegen und akzeptiert uns wie wir sind!

Was bei Jesu Tod am Kreuz genau passierte, vielmehr wie es passierte, ist ein Geheimnis. Nicht, dass es vor uns geheimgehalten werden soll, sondern es übersteigt unseren Verstand dermaßen, dass es uns geheimnisvoll erscheint. Aber trotzdem wissen wir, dass genau dieser Tod uns Menschen das Leben rettet, wenn wir diese Tatsache im Glauben, also im Vertrauen annehmen! Es annehmen bedeutet Gottes Hand zu ergreifen, die Er uns in Jesus entgegenhält.

Das ist der Weg: Jesus!

Lass mich dir hier nun von einem ganz bestimmten Weg erzählen, den jemand aus der Bibel gegangen ist. Es ist ein Weg, der alle drei Aspekte ganz deutlich zeigt: Beziehung, Vergebung, Liebe:

Eines der bekanntesten Gleichnisse, die Jesus erzählt hat, ist das über den verlorenen Sohn. Hier wird diese Liebesbeziehung Gottes zu uns Menschen besonders deutlich. Ich geh mal davon aus, das jeder die Geschichte in irgendeiner Form schon mal gehört hat. Darum werde ich sie hier auch nicht aus der Bibel einfach nur kopieren, sondern sie inhaltlich gleich in meinen Text einarbeiten. Das Kuriose an den Gleichnissen, die Jesus erzählte, ist ja, dass es sich bei ihnen nicht bloß um irgendwelche Geschichten handelt, um den Menschen etwas zu verdeutlichen - das selbstverständlich auch - aber bei SEINEN Gleichnissen geschieht noch so viel mehr darüber hinaus: sie lassen sich auf jeden Menschen, in jeder Situation, zu jeder Zeit übertragen! Egal, wie sehr sich Zeiten und Umstände geändert haben mögen - Jesu Botschaft ist unveränderlich! Denn sie betrifft alle Menschen gleichermaßen. Ich habe einige Bilder für die Geschichte herausgesucht, weil ich finde, dass sich Botschaften, welche auch immer, mit Illustrationen viel besser verdeutlichen und verinnerlichen lassen:

Es lebte einmal ein sehr reicher Mann mit seinen zwei Söhnen. Eines Tages kam der jüngere von beiden zu seinem Vater und verlangte von ihm sein Erbteil. Zu damaligen Zeiten war das ein Skandal, muss man dazu wissen. Wir erfahren nichts über die Gründe, die ihn zu diesem Verhalten bewogen haben. War es pure Verantwortungslosigkeit oder ein Streit - wir wissen es nicht.

Heutzutage kommt es tatsächlich manchmal vor, dass ein Erbe vorzeitig ausbezahlt wird, aus Steuergründen etwa. Es geschieht dann in gegeseitigem Einvernehmen. Trotzdem hat es auch heute noch oft einen eher argwöhnischen Beigeschmack, sich sein Erbe vorzeitig auszahlen zu lassen. In meiner eigenen Familie ist so etwas vor vielen Jahren geschehen: der Bruder meiner Mutter

ließ sich sein Erbteil auszahlen und löste somit einen furchtbaren, jahrelangen Familienstreit aus. Und in der Zeit, in der Jesu Geschichte spielt, war so etwas grundsätzlich total unmöglich, es war empörend. Es drückte nämlich soviel aus wie: "Du bist für mich tot, ich will nichts mehr von dir wissen."

So kannst du dir sicherlich vorstellen, was diese Geste in dem Vater ausgelöst haben muss. Auf diesem Bild lässt es sich gut erkennen: fassungslos hält er seinen Kopf und schaut den Sohn noch nicht einmal an, während er ihm anscheinend widerstandslos dessen Anteil überlässt. Er kann seinen Sohn einfach nicht anschauen, zu groß ist der Schmerz. Der ebenso verständnislose ältere Sohn steht dahinter und versucht dem Jüngeren ins Gewissen zu reden, aber den scheint das nicht zu interessieren - schau dir seine stolze Körperhaltung an! Wie selbstverständlich nimmt er seinen Anteil, macht ihn zu Geld und geht ins Ausland.

Ist es nicht vielsagend, dass ich für die nächsten Zeiten keine Bilder gefunden habe? Ich denke, es bedeutet: jeder kann sich vorstellen, was mit den biblischen Aussagen gemeint ist; man muss das nicht noch im Bild festhalten. In der Bibel jedenfalls lesen wir, dass er rumgehurt hat. Er hat jede Menge "one-night-stands" gehabt, wie wir heute dazu sagen würden. Er hatte "fun", hat sich Drogen reingezogen, hat das Geld mit offenen Händen ausgegeben und anderen großzügig die Zeche bezahlt - das heißt: sich Freundschaften erkauft.... Er hat das Geld seines Vaters nicht einfach nur vorzeitig genommen, er hat es ebenso total veruntreut. Und er muss dies dermaßen "gründlich" gemacht haben, dass ihm das Wort vorausgeeilt war, denn am Ende der Geschichte wird darauf Bezug genommen. Obwohl dies weit entfernt war, hatte man trotzdem davon gehört...

Und irgendwann war das Geld futsch....

Und die angeblichen Freunde auch...

Und die Liebe? Die hatte er sich ja bloß gekauft und war bei jeder Affäre gleich wie Seifenblasen zerplatzt...

Und wie es halt oft so ist im Leben: ein Übel kommt selten allein. Denn zusätzlich wurde die dortige Gesellschaft von einem fürchterlichen Problem getroffen: es gab eine Hungersnot. Auch hier wissen wir nicht, wie sie zustande gekommen war, ob durch eine Wirtschaftskrise oder eine Naturkatastrophe. Fakt ist, der junge Mann hatte kein Geld mehr, die "Freunde" waren fort, er konnte sich nirgendwo anlehnen, kannte niemanden und niemand kannte ihn, er war in der Fremde und, wie ich das Ganze verstehe, es ging ihm schlechter, als irgendjemand sonst in dem Land.

Was nun? Er zog umher und suchte verzweifelt Arbeit. Aber die Leute hatten schon genug mit sich selbst zu tun - keiner gab ihm welche. Er war ein Fremder, ein Ausländer. Wahrscheinlich gab es in dem Moment wohl auch kaum Arbeit. Eine Situation, die heutzutage sicherlich vielen auch bekannt ist... Nach langer Zeit ließ ihn endlich ein Bauer dessen Schweine hüten - ohne Geld, versteht sich. Aber er durfte zumindest von deren Futter nehmen. Klingt in etwa wie heute der 1-Euro-Job, gell? Aber hey, noch nicht einmal das haute hin, denn ehe er sich's versah, hatten die Schweine das bisschen Futter schon selbst vertilgt... Dazu kam das Gefühl der absoluten Schande, denn er war Jude und den
Juden galten Schweine als unrein. Schlimmer konnte eine Demütigung wirklich nicht sein...

Da saß er nun und hatte gar nichts mehr... Während er so grübelte und litt, erinnerte er sich auf einmal an seinen Vater und an das Leben dort mit und bei ihm. Er erinnerte sich, dass sogar die vielen Angestellten mehr hatten, als sie benötigten. Und er, der Sohn des reichen Großgrundbesitzers, saß hier zwischen den Schweinen, zerlumpt, verdreckt, am Verhungern, weit weg von zuhause, wo es anscheinend keine Hungersnot gab... Er erkannte, dass er irgendetwas ganz gehörig falsch gemacht hatte. Oh mann, fühlte er sich schlecht...

Gewissensbisse kamen hoch - denn er erkannte, was für ein Fehler, was für eine Schande es gewesen war, sich seinen Anteil ausbezahlen zu lassen. Er fühlte sich wie ein Krimineller. "Geschieht mir wahrscheinlich sogar ganz recht," dachte er. Er wusste, dass er sich selbst ins Abseits gestellt hatte. Aber sterben wollte er auch nicht. So, wie es aussah, war sein Vater seine einzige Hoffnung. Sollte er es tatsächlich wagen zurückzugehen, trotz allem, was er seinem Vater angetan hatte? Würde der ihn überhaupt je wieder ansehen, geschweige denn, ihn als Sohn wieder annehmen? Nach damaligen Gebräuchen musste er wirklich damit rechnen, dass der Vater ihn total verstoßen hatte.

"Ist jetzt auch egal," sagte er sich, "schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden." So unangenehm das alles war, er nahm seinen ganzen Mut zusammen, entschied sich zu gehen, seinem Vater gegenüber seine Schuld einzugestehen und ihn zu bitten, ihn wenigstens als Angestellten wieder bei sich aufzunehmen. Und so er machte sich auf den Weg...

Aber was war das? Als er endlich in die Nähe seines Hauses kam, sah er von weitem seinen Vater, wie er mit ausgebreiteten Armen auf ihn zueilte! "Das kann doch nicht wahr sein", dachte der Mann. "Vater kommt auf mich zugelaufen? Aber auf diese Entfernung und nach all den Jahren kann er mich doch gar nicht einfach so erkennen! Oh mann, bedeutet das etwa, dass er die ganze Zeit nach mir Ausschau gehalten und auf mich gewartet hat?"

Dies war eine Erkenntnis, die ihn bis ins Mark...

...erschütterte. Mit letzter Kraft geht er weiter und noch ehe er sich versieht...


um Vergebung bitten, doch die fühlbare, totale
... zieht sein Vater ihn schon in seine Arme! Er lässt ihn überhaupt nicht zu Wort kommen, weint und lacht durcheinander! All der Schmerz der letzten Jahre fällt von ihm ab. Er ist voller Mitleid für seinen Sohn, der so dermaßen elendig in seinen Armen liegt. Und glücklich ist er! Er hat seinen Jungen wieder! Der Sohn weiß gar
nicht, wie ihm geschieht, kann es gar nicht fassen, dass er nicht beschimpft wird. Er will gerade seinen Mund öffnen und Vergebung lässt
ihn verstummen. Er ist ganz und gar verwirrt, aber ein riesiger Felsbrocken fällt ihm vom Herzen - er ist immens erleichtert und glücklich! Auf einmal wird sein Vater ganz hektisch, ruft einige Angestellte herbei und bittet sie, ein heißes Bad für seinen Sohn einzulassen. Andere sollen sich um die besten Klamotten kümmern, die im Haus zu finden sind. Und dann kommt das Schärfste: der Vater selbst bringt ihm Schuhe und steckt ihm einen Ring an den Finger! Nach damaligem Brauch bedeutet das: nun gehörst du wieder ganz zu uns, du hast wieder völliges Hausrecht! Kannst du dir vorstellen, wie verdattert der Sohn gewesen sein muss?!!

Doch die Freude des Vaters ist hiermit noch lange nicht am Ende: er lässt das gemästete Kalb schlachten! Auch das ist ein Zeichen größter Ehre, denn so ein Kalb wird nur in ganz außergewöhnlichen Situationen geschlachtet. Beinahe tanzend läuft der Vater durch das Anwesen: "Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder! Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden!"

Sag selbst - eine größere Freude kann es doch nun wirklich nicht geben, nicht wahr?

Einen kleinen Wehrmutstropfen hat diese Geschichte allerdings doch noch, wenn auch nicht für diesen Sohn, sondern für den anderen, den älteren Sohn. Der war mal wieder viel länger als

jeder andere auf den Feldern und hat geschuftet. Als er endlich doch heimgeht, hört er schon von Weitem den Jubel und die Musik. Erstaunt fragt er einen vom Anwesen entgegenkommenden Angestellten, was denn das Ganze zu bedeuten habe. Der antwortet fröhlich: "Stell dir nur vor: dein Bruder ist wieder zurück! Und dein Vater freut sich so sehr darüber, dass er eine Riesenfete veranstaltet - er hat sogar das Mastkalb schlachten lassen!"

Aber anstelle sich auch zu freuen und schnell ins Haus zu laufen, um seinen Bruder zu begrüßen, wird dieser ältere Sohn total wütend, als er das hört. Zornig schleudert er sein Arbeitsgerät auf den Boden und will gerade wieder kehrtmachen, als sein Vater herauskommt, weil er trotz des lauten Trubels diese Szene mitbekommen hat (das ist doch auch vielsagend, oder?!). Liebevoll bittet er seinen Sohn herein; der aber entgegnet jähzornig: "Abgerackert hab ich mich die ganzen Jahre über für dich. Hab alles getan, was du wolltest. Aber nie hast du mir auch nur eine Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden mal so richtig hätte abfeiern können. Und jetzt, wo dein Sohn da zurückkommt, der dein Geld mit Huren und Orgien durchgebracht hat, gibst du gleich so eine Riesenparty und lässt sogar das Mastkalb schlachten!"

Auf einmal heißt es also "dein Sohn da"... an seinen Bruder denkt er anscheinend gar nicht mehr....

Woraufhin der Vater ihm nur gut zuredet: "Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Was ich habe, gehört auch dir. Darum komm, wir haben allen Grund zum Feiern. Denn dein Bruder war für uns tot, jetzt hat für ihn ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden!"

Ich könnte dir viel über diesen Sohn und sein Verhalten erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen, denn hier geht es um etwas anderes. Aber es gehört zur Geschichte, also wollte ich es nicht unter den Tisch fallen lassen. Vielleicht schreibe ich ja bei anderer Gelegenheit mal darüber!

Jetzt aber wieder zurück zum Ausgangspunkt: warum erzählt Jesus diese Geschichte überhaupt? Das geschah ja nicht aus purer Unterhaltung für die Leute. Man muss sich immer ein wenig das Drumherum anschauen, um richtig zu verstehen: Jesus hatte wieder einmal gepredigt, viele Leute waren da, um ihm zuzuhören und natürlich auch die Pharisäer, diese Religiösen, die sich mal wieder tierisch über Jesus aufregten. Sie verstanden ganz einfach nicht, worum es Gott wirklich geht. Mit dieser Geschichte wollte Jesus klarmachen, was es wirklich bedeutet, nachhause zu kommen. Er wollte zeigen, wie Gott ist: nämlich genauso, wie der Vater in diesem Gleichnis! Ist es nicht erleichternd, das zu wissen?

Wenn es nach den Pharisäern und sogar nach dem älteren Sohn gegangen wäre, dann käme wohl nur der große, reiche Protz in den Himmel. Aber Jesus sagt was ganz anderes: Wenn du verstanden hast, dass du in der Trennung von Gott, deinem Schöpfer lebst und es bekennst und umkehrst, so wie der Sohn in diesem Gleichnis, dann nimmt Gott dich an, wie du bist! Halleluja, ist das nicht irre?!?!!! Egal, was du bisher gemacht, getan hast, egal wie du gelebt hast, egal was du auf dem Kerbholz hast. Es läuft ja nicht immer so wie bei diesem Sohn ab. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Es wird nicht von dir erwartet, dass du zuerst Dinge bereinigst, dass du Leistung erbringst oder zeigst, was du kannst - all das zählt bei Gott nicht; zumindest nicht in dieser Konstellation, denn Gott geht es in erster Linie immer um unsere Herzenshaltung. Bei Ihm zählt also einzig und allein, dass du bewusst zu Ihm kommst, im Vertrauen an Jesu Hand! Das ist doch wirklich nicht viel, oder?

Du kannst zu Gott kommen, so wie du bist - aber Gott lässt dich nicht so wie du bist! Das muss man sich auch erst einmal auf der Zunge zergehen lassen! Schau dir noch einmal diesen heimkehrenden Sohn an: zerlumpt, verdreckt, stinkend, verachtet. Ich denke, mit dieser Vorgeschichte könnte man es nach menschlichen Maßstäben dem Vater nicht verübeln, wenn er dem Sohn zumindest die Ohren lang gezogen hätte, gell? Manch ein irdischer Vater hätte sich vielleicht sogar ganz und gar von diesem Sohn losgesagt. Aber nicht so der Vater in diesem Gleichnis - also Gott: Er nimmt diesen versifften Sohn in die Arme, ohne auch nur annähernd die Nase zu rümpfen. Er drückt ihn an sich und kommt noch nicht einmal auf die Idee, dass er sich vielleicht Läuse einheimst... zu groß ist die Liebe zu seinem Sohn! Aber er belässt ihn nicht so: er lässt ihn baden, also den Schmutz abwaschen, ihn reinigen - ihn wiederherstellen. Er gibt ihm neue Kleider, und durch die Schuhe und den Ring adelt er ihn quasi. Das ist es, was Gott mit dir macht, oder mit dir und mit dir, wenn du ehrlichen Herzens zu Ihm kommst!

Und das sieht dann so aus - schau dir das Bild rechts an! Ist das nicht fantastisch?! Ich denke, so toll dieses Bild auch aussieht, soviel Liebe es auch austrahlt - wenn es denn einmal soweit ist, wird unsere kühnste Vorstellung noch weit übertroffen werden! Jesus selbst sagt, dass Party im Himmel herrscht für nur einen einzigen, der zurückfindet (Lukas 15,10)! Durch Sein Opfer wirst du gereinigt. Du bekommst die weißen Gewänder Seiner Gerechtigkeit an und lebst von nun an in der ewigen Gemeinschaft mit Ihm, der die Welt und dich erschaffen hat, gehörst zu Seinem Reich, wo es keine Tränen mehr gibt! Höre doch die Stimme Gottes in dir, der dich bei deinem Namen ruft, weil Er sehnlich auf dich wartet!

Counter
wegedeslebens.info